ErbauungDer Ausdruck Erbauung (von griechisch oikodomé/oikodoméin, davon lateinisch aedificatio, exstructio) bezeichnet in der christlichen Tradition den Prozess des Baues/Bauens der Kirche als Gemeinschaft (im Unterschied zur Bezeichnung „Kirchenbau“, die sich auf Kirchen als Gebäude bezieht). Obwohl der Begriff der Erbauung zu jeder Zeit einer permanenten Erosion und Inflation unterworfen war, bleibt sein Inhalt ein Wesensmerkmal der Beziehung von Kirche und Gemeinde. Erbauung wird daher definiert als das, was die Kirche in ihrem Christusbezug stärkt, ihre charismatische und diakonische Kraft fördert und dadurch ihre missionarische Ausstrahlung erhöht. Einzelerbauung und persönliche Spiritualität hat im Blick auf dieses überindividuelle, letztlich eschatologische Ziel Bedeutung und Grenze. Die Metapher vom Bau begegnet im paulinischen Schrifttum als Bild von der Kirche als Haus (Gottes bzw. Christi), dessen lebendige Steine die Christen sind. Das Erbauungsgeschehen erfolgt demnach in Gottesdienst und Verkündigung, wie auch im öffentlichen Zeugnis jedes Einzelnen. Dieser Sinn des Wortes findet sich bei Melanchthon:
Die bisher beschriebenen Facetten der Begriffs "Erbauung" werden heute oft eher mit dem Begriff "Gemeindeaufbau" abgedeckt. Denn seit dem 16. Jahrhundert setzte ein Bedeutungswandel des Begriffs Erbauung ein. Innerlicher ErbauungsbegriffIm 16. und 17. Jahrhundert wandelt sich der Gehalt des Erbauungsbegriffes ins individuell-mystische: Das Wort wurde zu einem Zentralbegriff des Pietismus und hatte dort einen Innerlichkeitsakzent bekommen. Nicht mehr der Aufbau der Kirche, sondern die Glaubensstärkung frommer Gemeinschaften und ihrer einzelnen Mitglieder war nun damit bezeichnet. Darüber hinaus jedoch richteten sich die Schritte der Erbauung
Prägend wurde der durch Spener und Francke verfochtene Erbauungsbegriff: ein moralischer Wert und ein ästhetisches Gefühl. Konsequent beschrieb die Aufklärung erbauen als das (sein) Gemüt erheben, fromme Gedanken wecken (fassen) und zum Guten aufmuntern (ermuntert und gestärkt werden). (Campe, Wörterbuch der deutschen Sprache)
Der metaphorische Sinn verblasste mit der Zeit und ist heute praktisch vergessen. Mit der Kritik des 19. Jahrhunderts, die bis heute anhält, tat man den Begriff argwöhnisch als Frömmelei ab. Insbesondere der Philosoph Kierkegaard wandte sich dem Begriff entschieden zu. Siehe auchLiteratur
WeblinksWiktionary: Erbauung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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