Gattermann-ReaktionDie Gattermann-Reaktion, oder auch Gattermann-Methode ist eine Namensreaktion in der Organischen Chemie, welche 1890 erstmals von dem deutschen Chemiker Ludwig Gattermann (1860–1920) vorgestellt[1] und nach ihm benannt wurde. Sie beschreibt die Herstellung von aromatischen Halogeniden oder aromatischen Nitrilen durch Zersetzung entsprechender Diazoniumsalze in Gegenwart von Kupferpulver. Das Kupferpulver wird frisch aus einer wässrigen Kupfer(II)sulfat-Lösung gewonnen.[2] Diese Reaktion eignet sich nicht für die Gewinnung von Fluoraromaten.[2] ÜbersichtsreaktionBei dieser Reaktion wird ein instabiles Diazoniumsalz 1 unter Bildung eines Arylhalogenids 2 zersetzt. Es wird vermutet, dass diese Reaktion einen radikalischen Prozess einschließt, bei dem ein Elektronentransfer an der Oberfläche des metallischen Kupfers stattfindet.[2] ReaktionsmechanismusEs werden zwei verschiedene Reaktionsmechanismen diskutiert. Bei beiden Varianten steht das Kupfer am Ende der Reaktionskette wieder für neue Reaktionen zur Verfügung.[2] Reduktive Eliminierung von KupferBei der Reaktion von Diazonium-Salz 1 mit Kupfer, insertiert das Kupferatom zwischen den Phenylrest und die Diazogruppe. Aus der Zwischenstufe 2 bildet sich mit Chlorid unter Stickstoffabspaltung das Intermediat 3. Aus 3 wird das Kupfer 4 reduktiv eliminiert unter Bildung von Chlorbenzol 5. Radikalischer ReaktionsmechanismusBeim Erhitzen von 6 findet ein homolytischer Bindungsbruch zwischen dem Phenylrest und dem Kupferatom statt, wobei zwei Radikale entstehen, siehe 7. Anschließend wird durch radikalische Umlagerungen Kupfer abgespalten und Chlorbenzol 5 gebildet. ModifikationBei einer modifizierten Gattermann-Reaktion erfolgt die Darstellung der Arylhalogenide aus Aryldiazoniumsalzen, die durch das Anion des o-Benzoldisulfonimids stabilisiert sind und getrocknet werden können.[3] Die Umsetzung dieser Aryldiazonium-o-benzoldisulfonimide mit quaternären Ammoniumhalogeniden in Gegenwart von Kupfer liefert Arylhalogenide.[2] Beispielreaktion: In diesem Beispiel wird zu einer Suspension von Benzoldiazonium-o-benzoldisulfonimid 1, in Acetonitril, Tetrabutylammoniumbromid 2 hinzugegeben. In Anwesenheit von Kupfer entsteht Brombenzol 3 als farbloses Öl mit einer Ausbeute von 86 %. Das Kupfer kann durch einfache Filtration entfernt und wieder verwendet werden.[2] Verwandte ReaktionenDiese Reaktion ist verwandt mit der Sandmeyer-Reaktion, der Balz-Schiemann-Reaktion und der Bart-Reaktion.[2] Besonders mit der Sandmeyer-Reaktion weist sie große Ähnlichkeit auf.[4] Einzelnachweise
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