Gartenkosaken, also kleinere Gartenbaubetreiber und Gartenbewohner, gab es seit dem 16. Jahrhundert um die seinerzeitige Stadt Hannover. Die Verballhornung als Kosaken war abgeleitet von dem Begriff Kotsasse, den Kötnern, wie minderberechtigte Bauern auch bezeichnet wurden. Ihnen waren die Gartenleute rechtlich gleichgestellt.[1]
Als „Gartenleute“ erfasste erstmals 1664 eine Kopfsteuerbeschreibung diejenigen Bürger der Altstadt, die vor dem Steintor Gärten besaßen. Deren Gartenhäuser bildeten die Wurzel für die spätere „Steintor-Gartengemeinde“.[2]
Parallel dazu hatte sich auch die Aegidientor-Gartengemeinde herausgebildet.[2] Sie hatte schon 1690 eine „Gartenschule“ gegründet und 1741 den Gartenfriedhof angelegt,[3] der als „Neuer Kirchhof vor dem Aegidientor“ als erster städtischer Friedhof durch den Magistrat verwaltet wurde und auch den Bürgern Hannovers offenstand.[4]
1793 wurden die beiden Gartengemeinden vor dem Steintor und vor dem Aegidientor zum Gerichtsschulzenamt zusammengefasst.[2]
Inzwischen hatten jedoch auch mehr und mehr wohlhabende Bürger aus der Altstadt im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert feste Sommer- oder auch Dauerwohnsitze in den Gebieten der Gartenkosaken errichtet, insbesondere nach den Schleifung des größten Teils der Stadtbefestigung.[6] Ein letztes erhaltenes Beispiel für solche festen Gartenvillen ist die 1830 von Ernst Ludwig Täntzel und Georg Ludwig Friedrich Laves für Friedrich August Christian Eisendecher, Hofrat und Leiter der General-Steuerkasse des Königreichs Hannover, errichtete Villa Rosa.[7]
Allmählich hatten sich die Bebauung in und um Hannover so sehr verdichtet, dass 14 umliegende Orte im Jahr 1829 zur Vorstadt Hannover zusammengefasst und 1859 schließlich eingemeindet wurden.[6]
Im „Äußeren Stadtgebiet“ hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Künstler „H. Otto“ den letzten „Kosaken-Sitz“ im Bereich des heutigen Stadtteils Südstadt zeichnerisch festgehalten: Die Lithografie des damaligen bäuerlichen FachwerkhausesAn der Weide 1 diente als eigens produzierte Ansichtskarte sogar als „Gruß aus Hannover“, und dem Verlag von Otto Pilzecker als willkommene Einnahmequelle.[8]
Literatur
Helmut Jacob: Die Südstadt in Hannover. Ein Beitrag zur Geschichte und Entwicklung eines Stadtteiles aus der Sicht eines Südstädters. H. Jacob, Wennigsen 1993.
Carl-Hans Hauptmeyer: Nicht nur Bürger – Wer lebte im 17. Jahrhundert in der Residenzstadt Hannover? In: Hans-Dieter Schmid (Hrsg.): Hannover – am Rande der Stadt. (Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Bd. 5). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1992, ISBN 3-927085-44-8, S. 37–65.
Andreas Fahl: Die Gartengemeinden – Wirtschaftsbetrieb oder ländliche Idylle? In: Ulrike Weiß u. a. (Red.): Goethes Lotte: ein Frauenleben um 1800. Essays zur Ausstellung. (…) Historisches Museum Hannover, 28. August 2003 bis 30. November 2003. Historisches Museum, Hannover 2003, ISBN 3-422-06443-5, S. 70–83.