Der erste Stadtplan von Hannover entstand Anfang des 18. Jahrhunderts, während es zuvor nur Stadtansichten gab.[1]
Die ältesten zeitgenössischenStadtpläne von Hannover zeigen den ellipsenförmigen, auch als „mandelförmig“ bezeichneten[2] Grundriss der Altstadt, der dem Flusslauf der Leine von Südosten nach Nordwesten folgt. Die vier alten Straßenzüge dieses Grundrisses, der „eine Abwandlung des Leiter- bzw. Parallelstraßensystems stauferzeitlicher Städte“[2] darstellt und „der bis heute zum größten Teil erhalten geblieben“[2] ist, sind: Lein- und Burgstraße, Köbelinger- und Knochenhauerstraße, Markt- und Schmiedestraße sowie die Osterstraße.[2] In der Regel ist in den frühen hannoverschen Stadtplänen auch die im 17. Jahrhundert in die Stadtbefestigung Hannovers eingebundene, bis 1824 selbständige[3]Calenberger Neustadt eingeschlossen.
Für das Jahr 1700 erschien erst 1926 im Heimatatlas von A. Asche ein nach T. C. Lotter nachträglich konstruierter Stadtplan.[5]
Celle 1714 ist ein Stadtplan datiert, der die Bebauungsinseln und die öffentlichen Gebäude aufzeigt.
1728: Ein Situations-Plan von Hannover und Umgebungen..., auch Stadtkarte von 1728[6] genannt, zeigt insbesondere die Flächennutzungen rund um Hannover mit der Eilenriede
1736: Das ehemals durchgehende „Dreieck“ des Alten St.-Nikolai-Friedhofs ist auf einer kolorierten Karte von E. Braun noch zu sehen;[7]:9
ein Plan rund um die Marktkirche mit der örtlichen Darstellung der in Grupens Buch beschriebenen Ausgrabungen (S. 00012a);
TRACTUS HONOVERENSIS URNARUM SEPULCHRALIUM A. 1717 AD HERRENHUSAM EFOSSARUM.; ein Plan, der die Gegend nordwestlich vor Hannover im Jahre 1717 zeigt (S. 00016a); über Schloss Montbrillant bis nach Herrenhausen, Limmer, Ahlem und Linden;
FACIES ANTIQUA NOVAE CIVITATIS HONOVERANAE (Seite 00256a), eine rekonstruierter Plan der Gegend rund um die spätere Calenberger Neustadt;
HONOVERA ANTIQUA, ein rekonstruierter Plan der Altstadt von Hannover (Seite 00278a).
1747 zeichnete der Festungsbaumeister Georg Friedrich Dinglinger einen farbigen Plan, der im Südosten zusätzlich die Aegidienneustadt mit aufführte; dieser Plan hat vermutlich den in den Folgejahren erschienenen Kupferstichen als Vorlage gedient.
1748 zeichnete Dinglinger einen genauen Plan der Aegidienneustadt.
1749 zeichnete J. J. Mackensen erstmals einen Plan, der die Stadt Hannover und die Calenberger Neustadt ins Verhältnis zum Großen Garten setzte.
1750 zeichnete E. E. Braun eine „Carte von der Gegend um die Stadt Hannover“.
„Um 1750“ erschien ein – wohl von Dinglingers Plan von 1747 abgekupferter – „Plan von T. C. Lotter (nach M. Seutter).“[10]
Aus dem Siebenjährigen Krieg sind zwei Kartenstiche bekannt, die Hannover und Linden zeigen sowie die französischen Lager bei Linden. Außerdem existiert ein zeitgenössischer Plan von Stöcken mit dem französischen Feldlager.
Ein Kupferstich von Jacobus van der Schley von 1760 zeigt gleich zweimal die Feldlager der französischen Truppen (und zeigt daher die Nummern „30“ und „54“ oberhalb des Kartenrandes); einerseits die vom 11. bis 20. August 1757, auf dem „Hinweg“ unter „Seiner Eminenzle Maréchald’Estrées“, andererseits die vom 27. Februar 1758, auf dem „Rückweg“ („Retour“) der französischen Truppen unter „Seiner Durchlauchtle Comtede Richelieu“. Dabei ist das Dorf Bornum („Borne“) im Norden anstatt im Süden eingezeichnet.[9]
Ebenfalls von „Jakob van der Schley“ und von 1760 stammt der Kupferstich mit dem Feldlager der französischen Truppen bei Stöcken vom 17. auf den 18. September 1757 unter „Seiner Hohheit, Generalleutnantde la Suze“. Dass der Plan um 180 Grad gedreht werden müsste, zeigt der Pfeil neben der Leine, der die Fließrichtung anzeigt.
Die 1767 begonnene Entfestigung („Demolition“ der Festungsanlagen) und die damit verbundene Entstehung der Georgstraße, der Friedrichstraße und anderer Straßen führte zu einer Veränderung des Stadtbildes.
Auf einem Plan von 1774 ist die Mühle der Calenberger Neustadt nicht mehr abgebildet.[11]
19. Jahrhundert
Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts werden hervorgehoben:
der im Jahr 1800 von John Stockdale in London herausgegebene Plan; er veranschaulicht die Größenverhältnisse zwischen Hannover, der Calenberger Neustadt, Linden und dem Großen Garten in Herrenhausen.[9]
der im Jahr 1800 von Johann Ludewig Hogrewe gezeichnete Plan mit umfangreichen Gartenanlagen vor den Toren der Stadt. Der Neustädter und der Nikolai-Friedhof (grün eingezeichnet) liegen noch außerhalb der Stadtmauern;[7]:27
ein 1807 von Pentz und Bennefeld entstandener Kupferstich mit der Stadt und ihrer Umgebung, der während der französischen Besatzung (1803–1813[12]) erschien
der um 1815 zu datierende Stich[13]„Hannover“ mit der Alt- und der Neustadt sowie der näheren Umgebung
1822 der Plan der Residenzstadt Hannover mit Angabe der Hausnummern 1822 von Wilhelm Müller. Der Plan aus dem 1926 erschienenen Heimatatlas von A. Asche wurde ebenfalls von der Hahnschen Buchhandlung zur Veröffentlichung freigegeben und ist online verfügbar (siehe Abschnitt „Weblinks“).[5]
der nach 1824, nach der Vereinigung von Hannover und Calenberger Neustadt,[14] zwischen 1826 und 1831 aufgenommene Plan von August Papen (1799–1858) dokumentierte das Verhältnis zwischen Stadt und Umland besonders deutlich
1845 erschien ein „Plan der Vorstädte von Hannover mit den Straßennamen und den neuen Reihennummern [...] unter Autorisation des Magistrats beider Vorstädte herausgegeben“.[15]
Der 1846 von A. C. F. Sohnrey vorgelegte Plan schloss bereits den neuen Stadtteil Ernst-August-Stadt mit ein. Sohnrey war ausweislich des Planes „Zeichner bei der Königlichen Eisenbahn Direction“, den Plan mit einer Abbildung des alten Hauptbahnhofes von Hannover und einer Huldigung an König Ernst August. Lithographie und Druck erfolgte durch die F. Wunder’schen Steindruckerei, der erste Betrieb von Hannovers erstem Fotografen, Friedrich Karl Wunder.[16]
1860 wurde das erste städtische Vermessungsbüro eingerichtet unter dem Major Arnold Heinrich Deichmann (1800–1870[17]). Dessen Vermessungsarbeiten erfassten das gesamte Weichbild (ausgenommen jedoch die Alt- und Neustadt sowie die Ernst-August-Stadt) und führten zu Ortschaftskarten im Maßstab 1:1.250.
1887/88 entstand – ebenfalls im Maßstab 1: 1.250 – der 36 Blätter umfassende Plan der Königlichen Residenzstadt Hannover. Auf der Grundlage dieses Planes wurden in den folgenden 10 Jahren Verkleinerungen in den Maßstäben 1:2.500 und 1:5.000 hergestellt.
1888 erschien in der Vierten Auflage von Meyers Konversations-Lexikon ein Stadtplan von Hannover, auf dem die Straßennamen noch am Rande alphabetisch gelistet werden konnten.[9]
1895 zeigte der Stadtplan in der Fünften Auflage von „Meyers“ bereits eine erheblich intensivere Bebauung.[9]
Um 1895 erschien in der 14ten Auflage der Brockhaus Enzyklopädie ein Stadtplan, der im Vergleich mit Meyers deutlich mehr Straßennamen benannte.[9]
1888: Stadtplan aus Meyers Konversations-Lexikon
1895 zeigt der Stadtplan von Meyers schon einen dichteren Stadtausbau
Um 1895 bietet Brockhaus vergleichsweise mehr Straßennamen
20. Jahrhundert
1907 vergrößerte sich die Stadt Hannover durch umfangreiche Eingemeindungen. Diese umfasste[18]Bothfeld, Groß-Buchholz, Klein-Buchholz, Döhren, Kirchrode, Gutsbezirk Mecklenheide, Stöcken und Wülfel. Nach Neuvermessungen und den Eingemeindungen von 1907 entstanden Kartenwerke in den Maßstäben 1:1.000, 1:2500, 1:5.000, 1:10.000 und so weiter bis 1:25.000.
1924 wurde eine Deutsche Grundkarte 1:5.000 für das gesamte Gebiet des Kaiserreichs empfohlen. So wurde nach einer Vereinbarung von 1926 diese Grundkarte auch für Hannover realisiert: Dabei sind bis zum Jahr 1953 insgesamt 17 Blätter für das innere Stadtgebiet sowie für einige Stadtrandgebiete erstellt worden.
Ebenfalls 1926 erschien im Heimatatlas von A. Asche ein einfacherer, später von der Hahnschen Buchhandlung zur Veröffentlichung freigegebener Plan, der online verfügbar ist (siehe Abschnitt „Weblinks“).[5]
Im Zeitraum von 1918 bis 1939 entstand für das Gebiet der Stadt Hannover ein Stadtplan mit insgesamt mehr als 400 „mit außerordentlicher Sorgfalt und Genauigkeit“ erstellten Kartenausschnitten im Maßstab 1:1000. Diese Ausschnitte im Format von 100 × 60 cm² waren ursprünglich auf Zeichenplatten, teilweise mit einer Aluminiumzwischenschicht, gezeichnet worden und wurden anschließend koloriert. Die Originale wurden im Zweiten Weltkrieg während der Luftangriffe auf Hannover vernichtet. Lediglich die auf transparentes Ölpapier übertragenen Arbeitskopien im Format von 100 × 60 cm² blieben erhalten und stehen heute digital auf der Seite hannover.de zur nahezu unbeschränkten Weiternutzung zur Verfügung.[4] (siehe unten im Abschnitt Weblinks).
1947 erschien „mit Genehmigung der Militärregierung“ zur Exportmesse 1947 Hannover ein Plan in deutscher und englischer 'Sprache, der noch die alten Straßenzüge aus der Zeit vor den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zeigt[19], insbesondere in der Altstadt und der Calenberger Neustadt: Fast die gesamte Innenstadt ist jedoch rot markiert als teil- oder totalzerstört. Der Umschlag für den Plan enthält daher eine Liste der „Sonderunterkünfte für Messebesucher in Schulen und Industriefirmen, ...im Plan verzeichnet!“ und den Hinweis auf den „Umtausch von Lebensmittelkarten ...in der Leibnizschule, Alte Celler Heerstraße.“ Als Sonderunterkünfte sind sechs Firmen verzeichnet: Fritz Ahrberg, Hanomag, Sprengel & Co., Günther Wagner, H. Bahlsens Keksfabrik und die „Städt. Lagerbierbrauerei“.
1956: „Im Stadtplan (ist) erstmalig der Name des im Entstehen begriffenen Stadtteils Vahrenheide eingetragen.“[20]
Ab 1964 sind nach Neuordnung die folgenden Kartenwerke/Karten entstanden, die das gesamte Gebiet der Stadt lückenlos abdecken:
Stadtkarte 1: 1.000 als Grund- und Hauptkartenwerk (mit 932 Blättern)
1969 wurde die Stadtkarte 1: 15.000 durch die Stadtkarte 1:20.000 ersetzt.
1989 wurde die Bearbeitung der Deutschen Grundkarte an das Katasteramt Hannover abgegeben.
21. Jahrhundert
Im Jahr 2000 entstand die Umgebungskarte 1: 100.000
Im selben Jahr wurden digitale Kartenwerke eingeführt.
Erstmals am 1. Januar 2017 stellte die Landeshauptstadt Hannover im Rahmen ihrer Open GeoData genannten Initiative eigene Geodaten – darunter aktuelle Stadtpläne – öffentlich und nahezu unbeschränkt zur Verfügung. „Unter Namensnennung der Quelle“,[4] hier mit der Vorgabe „Datenquelle: CC-BY-4.0 – Bereich Geoinformation – LH Hannover“[21] können die auf der Seite hannover.de zu findenden digitalen Daten nahe unbeschränkt weiterverwendet und weiterverarbeitet werden.[4]
Louis Rosenthal: Die Entwicklung des Vermessungswesens der Stadt Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge (1960), S. 157–269.
Karl Fricke: Das städtische Kartenwesen in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 27 (1973), S. 1–268.
Franz Rudolf Zankl: Hannovers Stadtgrundriss und seine Darstellung in älteren Stadtplänen. Pläne und Karten des hannoverschen Stadtgebietes vor Beginn der Vermessung durch Wilhelm Deichmann 1860 (Ein Verzeichnis. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 32 (1978), S. 95–154.)
↑Gerhard Dirscherl, Gerd Garnatz, Gudrun Seth, Carl Ferdinand Ernst: Stadtwälder in Hannover. Die Eilenriede. Hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Hannover, aktualisierte Neuauflage November 2008, Broschüre, S. 7.
↑im Besitz vom "Nds. Hauptstaatsarchiv Hannover, 12c Hann 1/15 pm"; Quelle und Abbildung: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, S. 63.
↑Klaus Mlynek: Napoleonische Kriege. In: Stadtlexikon Hannover, S. 459f.
↑Anmerkung: Das Stadtlexikon/Klaus Mlynek schreibt auf S. 591 zwar "Stahlstich", dieser ist möglicherweise aber erst später erfunden worden
↑Klaus Mlynek: Calenberger Neustadt. In: Stadtlexikon Hannover, S. 105f.
↑Dieser findet sich im Stadtarchiv Hannover, Hauptregister, Signatur HAN XIV, D 3, 74, vergleiche Walter Buschmann: Stadtentwicklungsprojekte der 1850er Jahre, in ders.: Linden. Geschichte einer Industriestadt im 19. Jahrhundert. (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens. Bd. 92) Lax, Hildesheim 1981, ISBN 3-7848-3492-2 überarbeitete Neuauflage der 1981 im Hildesheimer Lax Verlag erschienenen Erstausgabe, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2012, ISBN 978-3-7752-5927-9, S. 107–113, v. a. S. 108