Die Stadt liegt im historischen Ostpreußen, etwa 20 Kilometer westlich von Bartoszyce(Bartenstein) und 50 Kilometer südlich von Kaliningrad(Königsberg).
Geschichte
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Landsberg (Ostpreußen) wurde am 5. Februar 1335 auf Veranlassung des Hochmeisters Dietrich von Altenburg durch den Deutschen Orden gegründet. Sie erhielt ihr Privileg vom Komtur zu Balga, Heinrich von Muro, der mit der Durchführung der Stadtgründung die Gebrüder Hermann und Albrecht als Lokatoren beauftragte. Gemäß dem Bauplan hatte sie einen quadratischen Grundriss. Sie war mit einer Mauer umgeben, die aber später in Verfall geriet und von der im 19. Jahrhundert nur noch Reste zu erkennen waren; einigen in neuerer Zeit erbauten Häusern diente sie als Fundament.[3]
Für die Stadt galt das Kulmer Recht.[4] 1414 wurde die Stadt von den Polen eingeäschert.[5] Auch im Ständekrieg 1456 wurde die Stadt zerstört, ein weiteres Mal bei einem großen Stadtbrand 1655. Landsberg zählte im Jahr 1440 zu den Gründungsstädten des Preußischen Bundes, der sich gegen die Oberhoheit des Deutschen Ordens auflehnte, blieb aber nach dem Zweiten Thorner Frieden von 1466 unter der Herrschaft des Ordens. 1482 verpfändete dieser die Stadt an Nikolaus von Taubenheim. Die adlige Lehnsherrschaft wurde erst im Zuge der Preußischen Reformen im Jahr 1809 aufgelöst. 1540 wurde die Stadt dem Friedrich Erbtruchsess zu Waldburg auf Wildenhoff verschrieben; seither fiel dem Besitzer des Ritterguts Wildenhoff die Rolle eines Kirchenpatrons in Landsberg zu.[5]
Der Großen Pest im Jahre 1710 fielen 767 von etwa 1000 Einwohnern zum Opfer.
19. Jahrhundert
Die Stadt wurde im Februar 1807 im Rahmen der Schlacht bei Preußisch Eylau von durchziehenden Truppen und kleineren Gefechten (bei Hoofe/Dwórzno, frz. Bataille de Hoff) in Mitleidenschaft gezogen. Napoléon Bonaparte hielt sich am 16./17. Februar 1807 in der Stadt auf; zahlreiche Verwundete und Gefangene mussten von den Einwohnern versorgt werden. An Hunger und Krankheiten starben in der Folge dieser Ereignisse allein im Februar und März 1807 im Kirchspiel Landsberg 400 Einwohner, im gesamten Jahr 1807 starb etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung. 1809 hatte Landsberg noch 1126 Einwohner.
1811 zogen Teile der Grande Armée durch die Region Landsberg, etwa 40.000 französische und mit ihnen verbündete Soldaten lagerten in der Umgebung der Stadt.
1818 kam die Stadt zum Kreis Preußisch Eylau. 1898 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz, 1908 wurde ein städtisches Gaswerk in Betrieb genommen, heute als technisches Museum zugänglich.
20. Jahrhundert
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges erlitt die Stadt schwere Zerstörungen. Am 28. August 1914 besetzten russische Truppen die Stadt und wurden von zurückweichenden deutschen Soldaten beschossen. Daraufhin wurden das Postamt sowie ein Wohnhaus und verschiedene Scheunen in Brand gesteckt, sieben Zivilisten wurden erschossen. Nach der Schlacht bei Tannenberg zogen sich die russischen Truppen zurück, deutsche zogen am 2. September 1914 kampflos in die Stadt ein.
Auch am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war Landsberg hart umkämpft.
Am 2. Februar 1945 besetzte die Rote Armee die Stadt. Bald darauf wurde Landsberg zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann der Zuzug polnischer Zivilisten. Landsberg erhielt den polonisierten Ortsnamen Górowo Iławeckie. Soweit die Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauffolgenden Zeit größtenteils vertrieben.
Im Rahmen der gegen die ukrainische Bevölkerung im südlichen Polen gerichteten Aktion Weichsel im Jahre 1947 wurde ein großer Teil der dortigen Bevölkerung vertrieben und in der Stadt und ihrer Umgebung angesiedelt. Die ukrainische Minderheit unterhält in der Stadt eine muttersprachliche Schule, ein kulturelles Zentrum dieser Minderheit.
Die Grenze zur neu geschaffenen Oblast Kaliningrad nahm der Stadt das nördliche Hinterland mit der alten Kreisstadt Preußisch Eylau, auf die sich der polnische Namenszusatz Iławeckie bezieht. Heute ist daher der Grenzhandel wichtig.
Eine Partnerschaft mit der Stadt bzw. dem Landkreis Verden in Niedersachsen wird unterhalten, entstanden aus der Patenschaft mit dem ab 1. Januar 1939 früheren so genannten Landkreis Preußisch Eylau.
Stadt, an der Staatsbahnlinie Zinten – Rothfließ, meist evangelische Einwohner[15]
1910
2387
Stadt, mit einem Amtsgericht, einem Zollamt, einer Bahnmeisterei, einer evangelischen Pfarrkirche, einer katholischen Pfarrkirche, einer Synagoge, einer privaten Höheren Mädchenschule, einer gewerblichen Fortbildungsschule, Getreide-, Pferde- und Viehhandel, Mühlen, einer Molkerei und Sägewerken[16][17]
Die Stadt ist Sitz eines römisch-katholischen Dekanats innerhalb des Erzbistums Ermland, das im Jahre 2022 neu strukturiert wurde und statt bisher neun jetzt zwölf Pfarreien umfasst.[19]
In der Stadt Górowo Iławeckie ist in der ul. Sikorskiego 17 der Rest eines jüdischen Friedhofs erhalten. Seine Entstehung reicht in das 19. Jahrhundert zurück.
Sehenswürdigkeiten
Trotz starker Zerstörungen und der ungünstigen Grenzlage ist recht viel von der alten Stadt erhalten geblieben. Auch die planmäßige Stadtanlage mit dem großen Marktplatz ist noch gut zu erkennen. Besonders zu erwähnen sind:
Landsberg, Stadt, Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Landsberg (meyersgaz.org).
Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 16, Nr. 7.
Leopold Krug: Die Preussische Monarchie. Teil 1: Provinz Ostpreussen, Berlin 1833, S. 548–551 (Google Books).
August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 512, Ziffer 107 (Google Books).
Albrecht Wolf: Vor 650 Jahren: Stadt Landsberg gegründet. Wechselvolle Geschichte im Natanger Kreis Preußisch Eylau. In: Das Ostpreußenblatt, 21. September 1985, Folge 38, S. 12 (PDF)
Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, Heft II: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen, Bernh. Teichert, Königsberg 1892, S. 105–107 (Google Books).
Die Frühpredigt zu Landsberg. Eine Sage aus Natangen. Erzählt von Carl Eduard Torno, Pfarrer. In: Preußische Provinzial-Blätter, Band 23, Königsberg 1840, S. 26–44 (Google Books).
↑Die Frühpredigt zu Landsberg. Eine Sage aus Natangen. Erzählt von Carl Eduard Torno, Pfarrer. In: Preußische Provinzial-Blätter, Band 23, Königsberg 1840, S. 26–44, insbesondere S. 32 (Google Books).
↑Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Deutsche Stadtrechte des Mittelalters – theils verzeichnet, theils vollständig oder in Probeauszügnen mitgetheilt. Neue Ausgabe, Nürnberg 1866, S. 572.
↑ abAdolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, Heft II: Die Bau- und Kunstdenkmäler in Natangen, Bernh. Teichert, Königsberg 1892, S. 105–107 (Google Books).
↑Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 16, Ziffer 7 (Google Books).
↑ abcdAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 320–327, Ziffer 362 (Google Books).
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 512, Ziffer 107 (Google Books).
↑Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 332 (Google Books).
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 55, Ziffer 169 (Google Books).
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, 3. Kreis Pr. Eylau, S. 18–25, Ziffer 114 (Google Books).
↑Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 16–17, Ziffer 10 (Google Books)
↑Lexikoneintrag zu Landsberg, 4), in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 12, Leipzig/Wien 1908, S. 120 (Zeno.org).
↑Landsberg, Stadt, Kreis Preußisch Eylau, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Landsberg (meyersgaz.org).