Geomorphologisch ist das Gemeindegebiet geprägt vom Wechsel aus Geestinseln, Talsandplatten sowie Hoch- und Niedermoorgebieten. Die Friesoyther Geestinseln sind sandige, grundwasserferne Grundmoräneninseln mit mäßig bis stark podsolierten Böden. Sie stellten seit dem Mittelalter bevorzugte Siedlungslagen zwischen Mooren und Niederungen dar und werden bis heute ackerbaulich genutzt. Die Talsandplatten weisen stark podsolierte Böden auf, die aber grundwassernäher liegen als die Böden der Geestinseln. Niedermoorstandorte sind die besonders grundwassernahen Bereiche der Talsandplatten und Niederungen, die fast ausschließlich in Grünland umgewandelt worden sind. Die Hochmoore sind heute zum größten Teil durch Entwässerung, Abtorfung und Kultivierung tiefgreifend verändert oder sogar vollständig abgetorft und tiefgepflügt.
Stadtgliederung
Friesoythe ist in folgende Ortschaften und Ortsteile gegliedert:[4]
1227 machte Graf Otto von Tecklenburg die kurz zuvor erbaute Burg Oite in Friesoythe zu seiner Residenz. Schnell siedelten sich in der Nähe der Burg Landwirte, Kaufleute und Handwerker an. Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte Friesoythe weitreichende Handelsbeziehungen, wie der Münzfund von Friesoythe beweist, dessen über 300 Silbermünzen aus Köln, Münster, Osnabrück und anderen Städten nur bis 1235 im Umlauf waren.[7] Der heutige Stadtkern wurde bald von einer massiven Stadtmauer umgeben und galt lange als uneinnehmbar. 1308 wurde Friesoythe erstmals urkundlich als Stadt erwähnt. Friesoythe wird gelegentlich als „Hansestadt“ bezeichnet und soll Privilegien der Hanse genossen haben.[8] Es ist ungeklärt, ob Friesoythe tatsächlich der Hanse angehört hat.
Aufgrund von zahlreichen Raubzügen des Grafen Nikolaus II. von Tecklenburg stellten die Bischöfe von Münster und Osnabrück ein Heer auf, um die Burgen des Tecklenburger zu zerstören. Am 21. März 1394 eroberten sie die Burg Oite und machten sie dem Erdboden gleich.[9]
Im Jahr 1400 musste Graf Nikolaus II. Friesoythe an den Bischof von Münster abtreten. Es gehörte seitdem bis 1802, ebenso wie das Saterland, zum Niederstift Münster und blieb katholisch geprägt.
Die Saterländer Flussschiffer sahen die benachbarte Handelsstadt bisweilen als Konkurrenten. Noch 1845 legten sie nach Johann Friedrich Minssen (M3:170) den Friesoythern ungastfreundliche Äußerungen in den Mund: „hárne jî vat ê’rder káumen, den hárne jî vat mítte géiten“ (Wären Sie etwas eher gekommen, hätten Sie etwas mitgegessen); während seine Frau Gerlinda Augusta Minssen, geborene von Traunstein, von dem Ausspruch: „ick wull jau woll’n Tâss Tei anbeiern, mán wî motte sporre“ zu berichten wusste („Ich würde Ihnen gern eine Tasse Tee anbieten, aber wir müssen sparen“).
1803 fiel Friesoythe wie der gesamte östliche Teil des Niederstifts Münster durch den Reichsdeputationshauptschluss an das Herzogtum Oldenburg. 1810–1813/14 war die Stadt Teil des Französischen Kaiserreiches. Friesoythe wurde jetzt vom Amt Cloppenburg, zu dem es seit dem 13. Jahrhundert gehört hatte, abgetrennt und Sitz eines oldenburgischen Amtes, 1858 erhielt Friesoythe auch ein Amtsgericht. 1933 wurde das Amt Friesoythe durch das oldenburgische „Gesetz zur Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung“ vom 27. April 1933 gegen den Widerstand der Bevölkerung aufgehoben und wieder in den Amtsbezirk Cloppenburg eingegliedert. Zur Begründung verwies man darauf, Friesoythe sei als selbständiges Amt wirtschaftlich und finanziell nicht lebensfähig.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das bis dahin weitgehend unzerstörte Friesoythe durch die einrückenden kanadischen Truppen auf Befehl des Kommandanten der 4. KanadischenPanzerdivision, GeneralmajorChristopher Vokes[10] hin nach Vertreibung der Wohnbevölkerung systematisch niedergebrannt und dann planiert, wobei bis zu 90 % des mittelalterlichen Ortes zerstört wurden. Hintergrund ist, dass der Kommandeur eines Bataillons des Infanterieregiments The Argyll and Sutherland Highlanders of Canada, Oberstleutnant Frederick E. Wigle, erschossen wurde. Fälschlich war anfangs die Vermutung, dass dies durch deutsche „Werwölfe“ geschah, während er in Wirklichkeit einem Feuergefecht mit regulären deutschen Soldaten zum Opfer fiel.[11]
Nachkriegszeit
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges 1945 war das nördliche Emsland mitsamt Friesoythe bis 1948 Teil der polnischen Besatzungszone,[12][13] das ein Sondergebiet innerhalb der britischen Besatzungszone war. Der Ortsteil Neuvrees wurde geräumt, damit polnische Displaced Person dort zwischen Juni 1945 und Dezember 1946 untergebracht werden konnten. Die Ortschaft wurde in Kacperkowo umbenannt und die polnische Bevölkerung richtete die heute noch existierende sogenannte „Polenkirche“ ein.[14]
Übertriebene Moralvorstellungen waren im Sommer 1959 Gegenstand ausführlicher Recherchen im Schwimmbad von Friesoythe durch Redakteure des Spiegel.[15]
2008 feierte Friesoythe das 700-jährige Jubiläum zur Stadterhebung. Im Zuge der Feierlichkeiten stand von April bis September ein 1:1-Modell des historischen, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Friesoyther Stadttores am Originalplatz in der Innenstadt. Ebenfalls zum 700-jährigen Jubiläum zur Stadterhebung wurde 2008 die Friedensglocke im Stadtpark eingeweiht.[16] Bei der Glocke handelt es sich um die restaurierte „Katharinenglocke“ aus dem Jahr 1478, die der Stadt von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien zur Verfügung gestellt wurde.
Gegenüber der Friedensglocke befindet sich ein von Kindern und Jugendlichen aus fünfzehn Friesoyther Schulen geschaffener Eiserner Kreuzweg,[17] der am 17. April 2011 eingesegnet wurde.
Das Stadtwappen zeigt das Stadttor sowie zwei Herzen, das Hoheitszeichen der Grafen von Tecklenburg. Das im Wappen abgebildete Stadttor wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Eingemeindungen
In der niedersächsischen Gebietsreform wurden die Stadt Friesoythe und die Gemeinden Altenoythe, Gehlenberg, Markhausen, Neuscharrel und Neuvrees am 1. März 1974 zur heutigen Stadt Friesoythe zusammengeschlossen. Gehlenberg und Neuvrees gehörten bis zur Eingemeindung zum Landkreis Aschendorf-Hümmling.[18]
Alte Bezeichnungen des Ortes sind 947 Oete, um 1000 Ogitdi, um 1000 Odi, um 1200 Oyte, 1251 Oite und 1283 Oyte. Der Ortsname ist eine Bildung mit dem häufigen Ortsnamensuffix „-ithi“. Bestimmungswort ist Oog, Öje, „Auge, Insel“. Friesoythe bedeutet demnach „Friesen-Inselsiedlung“.[20]
Religionen
Bis zum 2. Februar 2008 gab es sechs katholische Kirchengemeinden im Stadtgebiet Friesoythes, die St.-Marien-Gemeinde im Friesoyther Zentrum von 1677, die St.-Vitus-Gemeinde in Altenoythe von 855, die St.-Johannes-Gemeinde in Markhausen von 1423, die St.-Johannes-Baptist-Gemeinde in Thüle von 1922, die St.-Josef-Kapellengemeinde in Kampe, die seit 1986 von der St.-Vitus-Gemeinde Altenoythe mitverwaltet wurde und die St.-Ludger-Gemeinde in Neuscharrel von 1857. Diese wurden 2008 zu einer fusionierten Großgemeinde St.-Marien-Gemeinde Friesoythe, die zum Bistum Münster gehört.
Eine weitere katholische Kirche im Friesoyther Stadtbereich, die St.-Prosper-Kirche Gehlenberg von 1829, gehört zum Bistum Osnabrück. Seit 1912 gibt es in Friesoythe auch eine evangelische Kirche, die Michaelis-Kirche.
Konfessionsstatistik
Die Einwohner von Friesoythe gehörten im Jahr 2012 mit 65,6 % mehrheitlich der römisch-katholischenKonfession an. Weitere 20,2 % waren evangelisch-lutherisch und 14,2 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[21]
Der Anteil der Protestanten und vor allem der der Katholiken ist seitdem gesunken. Im Jahr 2023 waren 53,5 % der Einwohner Mitglied der römisch-katholische Kirche, 17,8 % evangelisch-lutherisch und 28,6 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[22][23]
Der Rat der Stadt Friesoythe hat 32 Mitglieder. Diese werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit beginnt am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026.
Stimmberechtigt im Gemeinderat ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister Sven Stratmann (SPD).
HauptamtlicherBürgermeister der Stadt ist seit 2014 Sven Stratmann (SPD). Bei der Bürgermeisterwahl am 15. Juni 2014 setzte er sich in einer Stichwahl mit 65,63 % der Stimmen gegen die CDU-Kandidatin Hildegard Kuhlen mit 34,36 % durch. Die Wahlbeteiligung lag bei 50,38 %.[27] Stratmann trat sein Amt am 1. November 2014 an.[28] Am 12. September wurde er mit 74,83 % der Stimmen wiedergewählt. Bernd Wichmann, der Gegenkandidat der CDU, kam auf 25,17 %. Die Wahlbeteiligung stieg auf 60,2 %.[29]
Blasonierung: „Im silbernen Schild das alte Stadttor mit dreistufigem Treppengiebel in rot. Der zweitoberste Giebel trägt zwei, der drittoberste Giebel drei silberne Schießscharten. Im Unterbau über der Tordurchfahrt zeigt es zwei silberne Schießscharten, dazu eine schwarze Öffnung. Beiderseits des Treppengiebels befindet sich je ein ausgebrochenes herzförmiges rotes Blatt (Seeblatt).“
Flagge
Hissflagge: „Die Stadtflagge zeigt in drei gleich breiten Querstreifen von oben nach unten die Farben Weiß, Rot und Weiß; auf dem oberen weißen Streifen zum Liek hin zwei rote Seeblätter.“
St. Marien-Kirche in Friesoythe, gelegen im Zentrum der wohl im 13. Jahrhundert gegründeten Stadt Friesoythe.
St.-Vitus-Kirche in Altenoythe aus dem 9. Jahrhundert mit Findlingsmauerwerk aus dem 12. Jahrhundert. Ur-Pfarrei für Bösel, Friesoythe, Kampe, Harkebrügge und Barßel
Schützenfest (erstes Wochenende im August, Sa., So., Mo.)
Maitage (letztes Wochenende im April, Fr., Sa., So.)
Eisenfest (dritter Sonntag im September)
Eisenstadt
Als Mitglied des Ringes der Europäischen Schmiedestädte nennt sich Friesoythe Eisenstadt.[32] Aus diesem Grund sind auch der Rahmen der Friedensglocke und der Kreuzweg im Stadtpark aus Eisen gefertigt worden.
Nachdem der Name „Hansestadt“ verworfen wurde, der aufgrund keinerlei belastbarer Hinweise auf Zugehörigkeit zur Hanse nicht mehr tragbar war, nennt man sich nun „Eisenstadt“. Der Name wurde etabliert, nachdem bei Ausgrabungen ein historischer Rennofen zur Eisenverhüttung entdeckt wurde. Diese Öfen wurden allerdings in weiten Teilen Norddeutschlands nachgewiesen und sind keine regionale Eigenheit der Region oder Stadt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Friesoythe ist als Mitglied des „Zweckverbands Interkommunaler Industriepark Küstenkanal“ am Industrie- und Gewerbegebiet c-Port beteiligt. Friesoythe ist außerdem Mitglied im Ring der Europäischen Schmiedestädte, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionale Vielfalt des Schmiedehandwerks und der Metallgestaltung in der globalen Einheit Europas auf allen Ebenen zu fördern.
Verkehr
Friesoythe ist an das Bundesfernstraßennetz über die BundesstraßeB 72 angeschlossen, welche zudem Friesoythe indirekt mit den BundesautobahnenA 28 und A 1 sowie der Bundesstraße B 401 verbindet.
Obwohl Friesoythe in Richtung Cloppenburg über eine Bahnanbindung verfügt, wird kein öffentlicher Personenverkehr über diese Strecke abgewickelt. Es gibt Überlegungen, diese Bahnstrecke als Güterverkehrsstrecke zum C-Port weiterzuführen bzw. stillgelegte und demontierte Abschnitte wiederaufzubauen.[33]
Friesoythe ist mit den Bahnstationen in Oldenburg und Cloppenburg über die Weser-Ems-Bus-Linien 910, 900 und S 90 im Zwei-Stunden-Takt verbunden, wobei der Fahrplan einen Anschluss an diverse Zugverbindungen vorsieht.
Zudem ist auch das Saterland mit den Linien 900 und S 90 erreichbar. Alle übrigen Fahrten dienen hauptsächlich dem Schülerverkehr.
Die Anbindung an das Bundeswasserstraßennetz wird über den im Aufbau befindlichen C-Port am Küstenkanal realisiert.
Die Grundschulen Neuvrees und Hohefeld wurden unter Bürgermeister Stratmann geschlossen. Schließungspläne für die Grundschule Neuscharrel scheiterten am Widerstand der Ortsgemeinschaft.[34]
Gesundheit
Das in katholischer Trägerschaft befindliche Krankenhaus St.-Marien-Hospital Friesoythe wurde 1867 gegründet und ist eine Klinik der Grund- und Regelversorgung. Das Krankenhaus verfügt über 130 Betten und beschäftigt rund 240 Mitarbeiter.[35]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Würdigung der Stadt Friesoythe. Die Stadt hat die folgenden Personen damit ausgezeichnet:[36]
Friedrich Wilhelm Krose (* 24. Juni 1827; † 28. Juni 1908), Ratsherr von 1877–1901
D. Wimberg (* 14. März 1825; † 17. Januar 1904), Ratsherr von 1878–1904
Friedrich Hasskamp (* 23. Juni 1837; † 27. Juli 1919), Bürgermeister von 1878–1909
W. v. d. Horst (* 29. Januar 1826; † 14. Mai 1905), Stadtkämmerer von 1875–1905
Anton Wreesmann (* 26. August 1858; † 22. Oktober 1928), Ratsherr von 1920–1924
Theodor Krose (* 30. Oktober 1864; † 15. Januar 1945), Bürgermeister von 1909–1929
Bernhard Küstermeyer (* 23. Juli 1871; † 16. April 1951), Pfarrer in Friesoythe von 1922–1951
August Wehage (* 3. Oktober 1908 in Dinklage; † 7. Mai 1977 in Friesoythe), Pfarrer in Friesoythe von 1951–1977[38]
Clemens Woltermann (* 19. April 1901; † 15. Januar 1990), Leiter des Albertus-Magnus-Gymnasiums von 1958–1966
Gerhard Glup (* 28. Januar 1920 in Thüle; † 9. Dezember 2006 ebenda), Ratsherr von 1956–1968, 8 Jahre stellv. Bürgermeister, MdL (1967–1986), niedersächsischer Landwirtschaftsminister (CDU) von 1976–1986
Ferdinand Cloppenburg (* 18. April 1931 in Altenoythe), Ratsherr von 1968–1984, Bürgermeister von 1972–1984, Generalstaatsanwalt an den Oberlandesgerichten in Celle und Oldenburg (CDU)
Söhne und Töchter der Stadt
Heinrich Totting von Oyta (≈1330–1397), Theologe und Philosoph, Mitbegründer der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien
Lambert Pancratz (1800–1871), Jurist, Politiker, Mitglied des Großherzoglich Oldenburgischen Landtages
Christopher Vokes (* 13. April 1904; † 27. März 1985), kanadischer Kommandant, der das zwangsgeräumte Friesoythe 1945 als Vergeltungsmaßnahme zerstören ließ, nachdem ein Militärangehöriger getötet worden war[39]