Manfred Uhlman war ein Sohn des jüdischen Kaufmanns Ludwig Uhlman und der Johanna Grombacher. Seine Eltern wurden 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet.[1] Seine Schwester Erna wurde im Juli 1942 deportiert. Während der Deportation in das KZ Auschwitz soll sie Suizid begangen haben, indem sie sich mit ihrem Baby vermutlich bei Breslau unter einen Zug warf.[2]
Ab 1927 war Uhlman als Rechtsanwalt tätig. Als aktives Mitglied der SPD pflegte er auch Kontakte zum Politiker Kurt Schumacher. Nach der Machtübernahme musste er wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Aktivitäten 1933 ins Exil nach Frankreich gehen. Weil er seinen Beruf nicht ausüben konnte, versuchte er seinen Lebensunterhalt als Kunsthändler und im Handel mit Aquarienfischen zu erzielen. 1935 lernte er seine künftige Ehefrau Diana Croft, die Tochter von Sir Henry Page Croft, 1st Baron Croft, in Spanien kennen und ging ihretwegen 1936 nach England. Schon in Frankreich hatte er begonnen, als Autodidakt zu malen. Das setzte er in England erfolgreich fort und bewegte sich in Künstlerkreisen (unter anderen der Free German League of Culture in Great Britain), in denen er Oskar Kokoschka und Berthold Viertel kennenlernte.
Im Jahr 1940 war Uhlman für sechs Monate im Hutchinson Internment Camp in Douglas (Isle of Man) interniert. Hier begegnete er Kurt Schwitters, dem es gelungen war, aus Norwegen nach England zu fliehen. Schwitters malte Uhlmans Porträt. In späteren Jahren wurde Uhlman vor allem durch seine AutobiografieThe Making of an Englishman und die in neunzehn Sprachen übersetzte Novelle Reunion (dt. 1978, unter dem Titel Versöhnt 1979, als Neuauflage Der wiedergefundene Freund 1988, Verfilmung F/D/UK 1989) als Schriftsteller bekannt.
Werke
Die partielle Zurechnungsfähigkeit. Dissertation an der Universität Tübingen, 1925 [maschinenschriftlich]
The Making of an Englishman. 1960
Erinnerungen eines Stuttgarter Juden. Übersetzung Manfred Schmid. Stuttgart : Klett-Cotta, 1992, ISBN 3-608-91370-X
The Making of an Englishman. Erinnerungen eines deutschen Juden. Diogenes, Zürich 1998, ISBN 3-257-23018-4. Rezension
Mit neuem Namen. Eine Erzählung in zwei Teilen. Originaltitel: Reunion und No Coward Soul Is Mine. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 3-421-06241-2.
David Buckman: Dictionary of artists in Britain since 1945. Art Dictionaries, Bristol 1998.
Corinna Höper: „Trotz Allem“ Fred Uhlman – ein jüdisches Schicksal. (PDF;3,4 MB) In: Staatsgalerie Stuttgart, Ausstellungen Rückblick. 2021, abgerufen am 30. März 2022 (Wissenschaftlicher Aufsatz der Kuratorin zu der Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart, Graphik-Kabinett, 21. Mai – 12. September 2021, verlängert bis Januar 2022).
Anna Plodeck: The making of Fred Uhlman: life and work of the painter and writer in exile. 2 Bände. Dissertation. University of London (Courtauld Institute of Art), 2004.
Anna Müller-Härlin (geb. Plodeck): Fred Uhlman’s Internment Drawings; „It all happened in this street, Downshire Hill“. Fred Uhlman and the Free German League of Culture. In: Shulamith Behr, Marian Malet (Hrsg.): Arts in Exile in Britain 1933–1945. Politics and Cultural Identity. Rodopi, Amsterdam 2005, ISBN 9042017864 (Rezension des Sammelbandes).
Uhlmann, Fred, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 1179.
Uhlmann, Fred. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S.489 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).