Am 18. Juni 1860[3] gründete sich in Leipzig die studentische Vereinigung Arminia. Ein Jahr später wurde die Satzung vom Universitätsrektor als Burschenschaft anerkannt. 1902 war sie Gründungsmitglied der Deutschen Burschenschaft und deren erste Vorsitzende. Dort leitete sie unter anderem die Einweihung des Burschenschaftsdenkmals in Eisenach. Bis 1910 zählte die Burschenschaft Arminia Leipzig über 550 Mitglieder.
Schon bei Gründung der Universität Frankfurt am Main 1914 war innerhalb der Deutschen Burschenschaft die Gründung zweier Burschenschaften, einer roten und einer weißen, angedacht worden.
Die Zeit der zwei Weltkriege
Dies verhinderte erst der Erste Weltkrieg, dann die Übersiedlung der beiden 1919 aus Straßburgvertriebenen Burschenschaften Arminia und Germania nach Frankfurt. 1922 verlegte Arminia Straßburg nach Tübingen und 1925 lehnte der Burschentag das Aufnahmegesuch der am 1. November 1913 gestifteten Verbindung Chattia Frankfurt, vormals eine wissenschaftliche Verbindung des Göttinger Kartells, ab, sodass eine burschenschaftliche Neugründung in Frankfurt am Main möglich wurde.[4]
Durch Marburger und Leipziger Arminen sowie andere rote Burschenschafter gründete sich in Frankfurt am Main daher am 28. April 1926 die Frankfurter Burschenschaft Arminia.[5] In diese gingen 1926 die nunmehrige Landsmannschaft Chattia und 1934 das Corps Moenania auf.
Nach der Selbstauflösung der aktiven Burschenschaften 1935 unterstützte die Altherrenschaft der Frankfurter Arminia die Kameradschaft Steckelberg des NS-Studentenbundes, die allerdings im Gegensatz zu vielen anderen Kameradschaften keine engere Beziehung zur Altherrenschaft aufbaute und sich nicht als Fortsetzung der Burschenschaft verstand. Die Kameradschaft nutzte auch nicht das Haus der Arminia, sondern ein von der Studentenschaft gemietetes Haus.[6]
Nachkriegszeit
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges war für die Leipziger Arminen ein Verbleib in Leipzig nicht mehr möglich, darum schlossen sich 1949 die Alten Herren der Leipziger Arminia, aktive Studenten gab es keine, mit den Aktiven und den Alten Herren der Frankfurter Arminia zusammen zur Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia zu Frankfurt am Main. Seitdem führt die Verbindung einen Doppel-Zirkel doch weiterhin nur ein Band. Die Verbindung ist Träger der Frankfurter und auch der Leipziger Tradition. Daher gründete die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia nach der Wende die Burschenschaft Arminia zu Leipzig. Weiter war sie Gründungsmitglied der Roten Richtung und der Burschenschaftlichen Initiative innerhalb der Deutschen Burschenschaft.
Von 1947 bis 1955 hieß die Kaiserstraße in Frankfurt Friedrich-Ebert-Straße. Die Umbenennung war in der Bevölkerung wenig populär. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion überklebten Aktive der Arminia alle Straßenschilder mit dem ursprünglichen Namen und informierten die Presse. Am 12. Mai 1955 wurde die Rückbenennung in Kaiserstraße beschlossen.
Seit 1990
Zuletzt führte die Arminia im Geschäftsjahr 1998/99 als Vorsitzende die Deutsche Burschenschaft, wobei es ihr gelang Helmut Kohl als Festredner für den Burschentag zu gewinnen. Dies war das einzige Mal, dass ein amtierender oder ehemaliger Bundeskanzler am Burschentag sprach. Am 3. März 2012 begründete sie als eine von 21 Burschenschaften der Deutschen Burschenschaft die Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ),[7] welcher sie seitdem angehört. Im Dezember 2012 erklärte sie ihren Austritt aus der Deutschen Burschenschaft[8] und gehört seitdem keinem Korporationsverband mehr an.
Bekannte Mitglieder
Friedrich Bachmann (1884–1961), Politiker und Teilnehmer am Hitler-Attentat
Max Berg, Professor für Psychologie
Rudolf Bonnet (1889–1977), Professor für Stenographie, Historiker und Gründer und Leiter der Stenographischen Bibliothek Frankfurt
Julius Blau (1861–1939), Rechtsanwalt, Notar, jüdischer Gemeindefunktionär
Ernst Paul Brink (1856–1922), Oberbürgermeister von Glauchau, Initiator des Bismarckturmes
Wilhelm Brink (1848–1912), Oberbürgermeister von Offenbach am Main
Jens Ekkenga (* 1956), Rechtswissenschaftler und Hochschullehrer
Harry Gerber (1888–1959), Historiker und Archivdirektor des Frankfurter Stadtarchives
August Gleichmann, Theologe und Hofprediger des Herzogs Ernst von Coburg-Gotha
Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934, S. 1028.
Werner Schötz, Rudolf Wilsch: Die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia: 100 Jahre burschenschaftl. Leben in Leipzig u. Frankfurt 1860–1960. Frankfurt am Main 1960.
Bruno Rath: Die Toten der Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia. Wolfenbüttel 1981.
Helma Brunck: Studentische Verbindungen in Frankfurt am Main.Kleine Schriften des Historischen Museums. Frankfurt am Main. Band 29. Kelkheim 1986, S. 14, 63–67.
Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 138–140, 269–270.
H. de Rouet: 150 Jahre Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia. Frankfurt am Main 2010.
Rudolf Körner: Das Deutsche Waffenstudententum. Ein Wort an die studierende Jugend und ihre Eltern. Inkl. Biografie und Bibliographie von Rudolf Körner. Hilden 2010, ISBN 978-3-940891-44-0.
↑E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Sachsenwald-Verlag, Leipzig 1924/25, DNB015664333, S. 87.
↑Georg Heer: Die Marburger Burschenschaft Arminia. Neue Beiträge zur Geschichte der deutschen Burschenschaft. Verein alter Arminen, Marburg 1951, S. 139
↑Die Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia, VorsDB 1998/99 stellt sich vor, In: Burschenschaftliche Blätter, 113. Jahrgang (1998), H. 3, S. 152
↑Bernhard Grün: Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang – Studententum und Kameradschaftswesen im Nationalsozialismus (= Historia academica – Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents; Band 57). Studentengeschichtliche Vereinigung des Coburger Convents e. V., Würzburg 2019, ISBN 978-3-930877-52-2, S. 79–80.