Frank HöhlerFrank Höhler (* 15. Mai 1955 in Magdeborn) ist ein deutscher Fotograf. LebenFrank Höhler wuchs in Leipzig auf und legte dort auch sein Abitur ab. Danach studierte er an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden. Als Diplomingenieur für Nachrichtenwesen leitete er im Anschluss zunächst verschiedene Fernmeldedienststellen. Von 1984 bis 2005 war er als Fotograf am Staatlichen Museum für Tierkunde in Dresden beschäftigt. Parallel zu diesem Berufswechsel absolvierte er eine Ausbildung zum Fotografen an der Technischen Universität Dresden, der von 1988 bis 1990 ein Teilfernstudium Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, unter anderem bei Arno Fischer, folgte. Neben dem Studium und seiner Tätigkeit für das Museum arbeitete er ab 1988 auch als freiberuflicher Fotograf für verschiedene Verlage und vor allem für die Dresdner Philharmonie. Seit 2006 arbeitet Frank Höhler ausschließlich freiberuflich und widmet sich verstärkt der freien künstlerischen Fotografie. 2008 war er zusammen mit Jürgen Matschie, Thomas Kläber, Georg Krause und Reinhardt Wehle (als Organisator) eines der Gründungsmitglieder der ASA-Gruppe Fotografie. Während das „fotografische Forschungsgebiet“ der Fotografen als Gruppe vornehmlich im Osten Deutschlands liegt, sind und waren für den Bildkosmos Frank Höhlers ganz wesentlich auch ausgedehnte Fotoreisen inspirierend und prägend. Sie führen ihn rund um den Globus, unter anderem nach Russisch-Karelien (1989, 1990), Marokko (1992), Patagonien und Feuerland (1994, 2004), Indien (1997), China (2002), Skandinavien (2002, 2013, 2021), Rumänien (regelmäßig ab 2006), Vietnam (2007), in die Ukraine (2008), nach Chile (2009), Island (2011, 2016), in das Baltikum (2017, 2019) oder nach Grönland (2022). Daraus hervorgegangen sind Serien wie „Transit“ (1989 – 2010), „Fin del mundo“ (1994), „Blau“ (2009) oder „Island“ (2011). Seit 2006 ist Höhler Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und seit 2007 im sächsischen Künstlerbund. Künstlerischer WerdegangFrank Höhler beeindruckt durch ein umfangreiches, vier Jahrzehnte umfassendes, thematisch und formal ausgesprochen vielfältiges Werk. Seine frühen Arbeiten geben stillen Einblick in das Leben der 1970er- und 1980er-Jahre mit oft sprechenden Details oder Szenen des Alltags, sie führen an ungewöhnliche, verborgene Orte, insbesondere in der Dresdner Neustadt, oder machen mit Menschen bekannt, die gewöhnlich kaum beachtet werden. Höhlers Interesse für die dokumentarischen Aspekte der Fotografie, sein früh entwickelter Blick für gesellschaftliche Realitäten einerseits und seine ausgeprägte Neugier auf grafische Strukturen andererseits sind wesentliche Konstanten seiner Arbeit. Musterbeispiel für Letztere sind Höhlers 2009 rund um die aufgegebenen Salpeter-Werke in der Atacama-Wüste entstandene Aufnahmen der Serie „Blau“. Bezeichnenderweise ist es weniger der besondere Aufnahmeort, der die Fotografien auszeichnet, sondern Höhlers entschiedene Bildstruktur: Die Intensität der Farben hatte den Fotografen gleich zu Beginn seiner Reise durch Chile fasziniert und er begann, „um die ersten Fotos herum“ die Serie „Blau“ zu entwickeln. Er widmete sich den unterschiedlichen Farbfacetten, indem er seine Motive auf das Wesentliche reduzierte. Als visuelle Reiseberichte sind diese Fotografien daher kaum geeignet. Sie zeigen sich seltsam ortlos, geben wenig Hinweis darauf, wo genau sie entstanden sind. Den meisten Bildern fehlt räumliche Tiefe, viele verweigern geradezu die Perspektive, der Raum wird zur Fläche, wird von Höhler als grafisches Formenspiel präsentiert, das den Realitätsbezug des fotografischen Abbilds irritierend dominiert.[1] Dass Frank Höhler die verlassenen Stätten am anderen Ende der Welt eigens aufgesucht und seine Serie „Blau“ anhand der Relikte einer untergegangenen Industrie entwickelt hat, ist dennoch alles andere als Zufall. Vielmehr korrespondiert dies mit dem ausgeprägten Interesse des Fotografen für Transformationsprozesse und für den Bergbau im Besonderen. Ende der 1970er Jahre musste Magdeborn, Höhlers Heimatdorf südlich von Leipzig, dem Tagebau weichen. Es liegt nahe, zu vermuten, dass neben der politischen Wende nicht zuletzt diese Erfahrung das Interesse des Fotografen an den Auswirkungen des Strukturwandels geweckt hat. Erst die Veränderungen der Landschaft durch den Kohleabbau, später durch Renaturierung, und, nicht zu vergessen, die damit einhergehenden, massiven wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, sind Themen, mit denen sich Frank Höhler schon seit den 1990er Jahren intensiv beschäftigt, zuletzt in der 2012 begonnenen soziale ASA Langzeitstudie „Heimat.Los.Eisenhüttenstadt“. Dabei beklagt der Fotograf nie einen Verlust, trauert nicht, sondern spürt seit vielen Jahrzehnten schlicht den Veränderungen der Lebenswirklichkeit nach, als Beobachter, Momente verdichtend. Dies gilt auch für die zwischen 1989 und 2010 vielfach auf Reisen mit der Dresdner Philharmonie entstandenen Fotografien der Serie „Transit“.[2] Die Aufnahmen sind stilistisch und thematisch höchst unterschiedlich. Verbindendes Element ist ihr flüchtiger Charakter. Seit 1989 ist der Fotograf rund um die Welt unterwegs. Sein ausgeprägtes Interesse an Land und Leuten ist deutlich spürbar, aber wie zuvor dokumentiert er seine Reisen nicht. Er sammelt Eindrücke. Er verzichtet in dieser Serie konsequent auf spektakuläre Landschaften oder Stadtansichten, konzentriert sich auf stets genau beobachtete Details, auf Alltagsszenen, auf Menschen, die seine Wege kreuzen.[3] Die Fotos entstammen stets zufälligen Begegnungen, sind mitunter skurril, zuweilen, etwa in der Maramuresch oder Vietnam, wirken sie wie aus der Zeit gefallen. Transformation und Veränderung werden sichtbar im kurzen Moment, in der Reduktion auf das einzelne Bild. Aller Flüchtigkeit zum Trotz offenbart Höhlers neugieriger Blick eine Vielzahl an Lebenswirklichkeiten zwischen Tradition, Fortschritt und Verfall. Zwar fotografiert Höhler aus der Nähe, bleibt aber, nur auf Durchreise, dennoch immer auf Distanz. Eine dritte Konstante im Werk Frank Höhlers ist das Porträt. Besonderen Erfolg hatte er mit seiner Serie „Dirigenten und Solisten“ der Dresdner Philharmonie, die in bestechender atmosphärischer Dichte gleichermaßen die äußerste Konzentration und die künstlerische Individualität der Solisten und Dirigenten vermitteln. Durch Zufall erhielt er 1988 das Angebot, Orchesterproben zu fotografieren. Über 22 Jahre, bis 2010, begleitete er schließlich die Philharmonie vor Ort und auf Reisen und fertigte unzählige Porträts, die in zwei Bildbänden publiziert und 2020 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Philharmonie in einer großen Einzelausstellung gezeigt worden sind. Nach den exzellenten Musikerporträts widmete sich Höhler in den letzten Jahren der auch in Buchform publizierten Serie „Künstlerporträts“. Im Fokus steht dabei nicht nur die Person, sondern auch deren Lebensumfeld, vor allem der Platz des Arbeitens, der Inspiration – sei es Atelier, Schreibtisch oder ein Café. Es sind Doppelporträts von Bildenden Künstlern und ihrem Atelier, von Schriftstellern und ihrem Schreibtisch. Die Auswahl des Fotografen ist vordergründig persönlich geprägt, spiegelt aber das Netzwerk der ostdeutschen Kunst- und Kulturszene wider. Seine Herangehensweise ist eine Fortführung dessen, was gerade in der alternativen Kunstszene der DDR spätestens in den 1980er Jahren allgegenwärtig war: Die Kunst hört nicht an den Grenzen der eigenen Profession auf, sondern entwickelt ihre größte Vielfalt und Kreativität erst im Austausch mit anderen Ausdrucksformen. Wie der Fotograf sind die Porträtierten meist geboren und aufgewachsen in der DDR mit ihren engen Grenzen, erwachsen geworden in einer Zeit, als dieser Staat bereits langsam seinem Ende entgegentrieb. In Kunst und Biografien haben die Umstände ihre Spuren hinterlassen. In Summe formiert sich aus den von Frank Höhler an ihrem Wirkungsort fotografierten Individuen ein drittes Porträt: das eines ganz spezifischen künstlerischen Umfeldes, das in dieser Form wohl nur hier zu finden ist. WerkbestandIn der Sammlung der Deutschen Fotothek befinden sich rund 1000 seit 1991 erworbene Aufnahmen von Frank Höhler, darunter 650 Prints verschiedener Formate. Hervorzuheben sind neben 200 frühen Vintages aus den 1980er Jahren vor allem 150 Abzüge der exzellenten, zwischen 1988 und 2010 entstandenen Musikerporträts, die er unter anderem als regelmäßiger Reisebegleiter der Dresdner Philharmonie während der Proben aufgenommen hat, und nicht zuletzt 100 Künstlerporträts. Darüber hinaus sind Abzüge aus weiteren wichtigen Werkkomplexen wie „Fin del Mundo“, „Menschen am Museum“, „Transit“, „Blau“, „Heimat.Los.Eisenhüttenstadt“ oder „Island“ im Bestand. Daneben finden sich Architekturaufnahmen, überwiegend aus Dresden, sowie rund 220 Negative zur Dokumentation des Johannisfriedhofs Dresden-Tolkewitz aus den Jahren 1991/92. AusstellungenEinzelausstellungen
Gruppenausstellungen
PublikationenAusstellungskataloge
Weitere Publikationen
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Frank Höhler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
|