Miailhe ist die Tochter von Künstlerin Mireille Miailhe (1921–2010). Sie studierte bis 1980[1] an der École nationale supérieure des arts décoratifs (ENSAD), wobei sie sich auf den Bereich Gravur spezialisierte.[2] Nach Ende des Studiums arbeitete sie als Layouterin im Pressebereich, war Designerin und Illustratorin[3] und stellte erste Zeichnungen und Gravuren aus. In Zusammenarbeit mit Robert Lapoujade veröffentlichte sie 1989 unter dem Titel HammamSerigrafien. Lapoujade ermutigte Miailhe zur Arbeit im Animationsfilmbereich:[4] Im Jahr 1991 veröffentlichte sie mit Hammam ihren ersten animierten Kurzfilm, für den sie 1993 eine César-Nominierung für den besten Kurzfilm erhielt.
Miailhes Animationstechniken sind komplex, sie entwickelte „in einem außergewöhnlichen Zusammenspiel zwischen Malerei und Animation ihren unvergleichlichen Stil des ‚gemalten Films‘“[5]: Sie arbeitet mit Materialien, die in Schichten aufgetragen und direkt unter der Kamera bewegt werden. Die auf den Märchen aus 1001 Nacht basierenden Kurzfilme Scheherazade (1995) und Histoire d’un prince devenu borgne et mendiant (1996) wurden mit Pastellkreide animiert, während der auf Amadou Hampâté Bâs Kurzgeschichte basierende Film Les oiseaux blancs, les oiseaux noirs (2002) überwiegend in Sandanimation entstand, wobei verschiedene Sandarten zum Einsatz kamen.[6] Für ihren animierten Kurzfilm Au premier dimanche d’août, der mit Ölfarbe und Pastellkreide animiert wurde und 2000 erschien, wurde sie 2002 mit dem César für den besten Kurzfilm ausgezeichnet.
Nach neun animierten Kurzfilmen veröffentlichte Miailhe 2021 mit Die Odyssee ihren ersten Langanimationsfilm. Der Film folgt den Kindern Kyona und Adriel auf der Suche nach ihren Eltern, nachdem ihr Dorf überfallen wurde. Die Arbeit am Film begann 2006. Wie die meisten ihrer Kurzfilme entstand auch Die Odyssee in Zusammenarbeit mit Kinderbuchautorin Marie Desplechin, mit der Miailhe das Drehbuch schrieb. Das fertiggestellte Drehbuch wurde bereits 2011 auf dem Festival Premier Plans in Angers mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.[8] Die eigentliche Filmproduktion nahm drei Jahre in Anspruch, die Animation erfolgte aufwändig manuell in Öl auf Glas.[9] Der Film ist Miailhes Mutter und Großmutter gewidmet. Beim César 2022 erhielt er eine Nominierung in der Kategorie Bester Animationsfilm.
Miailhe lehrte Animation unter anderem an der Gobelins, l’école de l’image, der ENSAD und der Animationsfilmschule La Poudrière. Sie lebt und arbeitet in Paris.
Filmografie
Wenn nicht anders vermerkt, als Regisseurin:
1991: Hammam
1995: Shéhérazade
1996: Histoire d’un prince devenu borgne et mendiant
2000: Au premier dimanche d’août
2002: Les oiseaux blancs, les oiseaux noirs
2006: Die verlorene Puppe (Conte de quartier)
2008: Le cœur d’Amos Klein – nur Spezialeffekte
2009: Matières à rêver
2009: Cyprine (Kompilationsfilm, enthält Matières à rêver)
2013: Méandres – mit Elodie Bouedec, Mathilde Philippon-Aginski