Im Jahre 1369 wurde der Ort als Verchels erstmals erwähnt, als Werner von Rosenberg, der Besitzer von Schollene, seine Frau Benningen Margarethe mit einem Leibgedinge belehnte.[6] 1399 war Verkels ein Lehen des Magdeburger Erzbischofs Friedrich.[7] Vor der Reformation im Jahre 1518 muss das Dorf wüst gewesen sein. Während der ersten lutherischen Kirchenvisitation zwischen 1562 und 1564 lebten 14 „Hauswirte“ in Verchels. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Erdmann Ludwig von Predole 1681 mit dem wüsten Dorf belehnt.[6]
In der Nacht vom 13. zum 14. Juni 1845 war die Windmühle im Dorf in Brand geraten. Aufgrund des starken Windes geriet fast das gesamte Dorf mit der Kirche und einem Teil der Schulgebäude in Brand. Für den Neubau der Kirche wurde eine Sammlung im Königreich Preußen gestartet.[8] Eine neue Kirche wurde 1873 errichtet.
Die alte einklassige Volksschule war von 1879 bis 1926 besucht, das Gebäude steht heute noch neben der Kirche.[9] Der Dorflehrer W. Schmidt veröffentlichte 1894 ein noch heute bekanntes Werk zur Heimatkunde der Kreise Jerichow für die Schulen.[6] Später wurde ein neues Schulgebäude errichtet, in dem die 1. bis 4. Klasse unterrichtet wurde. Im Herbst 1953 ist die Schule in Ferchels geschlossen worden.[9] In dem leerstehenden Schulgebäude betrieb die Konsumgenossenschaft eine Gaststätte und einen Lebensmittelladen. 1990 zog die Naturschutzstation vom Biosphärenreservat Mittelelbe in das Haus ein,[9] das heute die Verwaltung des Biosphärenreservats nutzt.[10]
Archäologie
Nordwestlich des Dorfes wurden Urnen in Steingräbern aus der Bronzezeit geborgen.[6] In der Gemarkung gibt es mehrere ur- und frühgeschichtliche Siedlungen und ein Gräberfeld aus der Eisenzeit.[11]
Herkunft des Ortsnamens
Der Ortsname Verchels wird abgeleitet aus dem slawischen Wörtern „verch“ für „Gipfel, oberer Teil“ und „les“ für „Wald“, steht also für „Siedlung oberhalb des Waldes“[11] oder „Bergheim“.[6]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Ferchels nach Schollene eingemeindet.[13] Am 25. Juni 1952 wurde sie dem Kreis Havelberg zugeordnet. Am 1. Juli 1994 kam die Gemeinde Schollene zum heutigen Landkreis Stendal.[14]
Die evangelische Dorfkirche Ferchels, ein massiver dreiteiliger Backsteinbau von 1873, wurde anstelle des 1871 abgerissenen Vorgängerbaus errichtet. In der Kirche befinden sich Gedenktafeln für die Gefallenen der Befreiungskriege und des Ersten Weltkrieges.[25]
In Ferchels steht eine abgestufte Stele als Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.[26]
Der Ortsfriedhof liegt im Süden des Dorfes.
Verkehrsanbindung
Das Dorf ist über die Kreisstraße 1473 mit dem östlich gelegenen Schollene verbunden. Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[27] Radfahrer haben über einen Multifunktionsweg um den Schollener See bis Nierow Anschluss zum Havelradweg und zum Altmarkrundkurs.
Sage vom Hexenpfahl
Von der alten Kirche in Ferchels ist im Jahre 1734 die Rede in einer alten Sage über die „Taternzenta“. Im Juli des Jahres war es besonders heiß und trocken als ein Feuer ausbrach.[25] Ein Mädchen soll aus Rache das Dorf in Brand gesteckt haben. Sie wurde zur Strafe vor dem Dorf öffentlich verbrannt. Bis 1882 erinnerte ein Gedenkpfahl an der Stelle der Urteilsvollstreckung daran.[28]
Literatur
Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S.137–138, Ferchels mit Karlsthal.
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.175, 23. Ferchels (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band VIII, Provinz Sachsen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Februar 1931. Berlin 1931, DNB365941611, S.38.
↑ abYulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB1047269554, S.19–20.
↑Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.116 (destatis.de [PDF; 1,6MB; abgerufen am 24. August 2019]).
↑ abcdeW. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S.188–191. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
↑Gustav Hertel: Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe (= Historische Commission der Provinz Sachsen [Hrsg.]: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band16). S.256 (Digitalisat).
↑Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe: Wege ins Biosphärenreservat (Flyer Auenpfade). 19. Februar 2016 (mittelelbe.com [PDF; abgerufen am 30. Mai 2021]).
↑ abSebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S.137–138, Ferchels mit Karlsthal.
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.274–281 (PDF).
↑Anke Schleusner-Reinfeldt: Zahl der Einwohner sinkt nur leicht. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 30. Januar 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑Anke Schleusner-Reinfeldt: 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑ abAnke Schleusner-Reinfeldt: Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑ abIngo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB1047268663, S.18.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.104 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.15 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Lehrer Schmidt: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S.152, Der Hexenpfahl.