Neu-Schollene, landläufig Neuschollene, ist ein Ortsteil der Gemeinde Schollene im Osten des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]
Geografie
Neuschollene, heute ein kleiner Wohnplatz bestehend aus der Straße „Neu Schollene“, liegt auf einer schmalen Talsandterrasse am westlichen Rand der Havelaue am Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Untere Havel und Schollener See“, am „Neuschollener Graben“ sowie am „Waldteichgraben Neu-Schollene“.[3][4]
Nachbarorte sind Karlstal und Ferchels im Westen, Schollene im Norden und im Osten Grütz im Land Brandenburg.[4]
Geschichte
Neuzeit
Um das Jahr 1750 wurde Neuschollene als Kolonie angelegt.[5] 1785 war Neu Scholläne ein Vorwerk, das der Frau von Werder zu Karow gehörte. Die Einwohner lebten auch von der Fischerei auf dem benachbarten See.[6] 1842 war Neu-Schollehne ein zu Schollene gehöriges Rittergut zu dem die Schäferei Kaput52.6514112.216821 gehörte,[7] die südwestlich des Ortes an einer Waldlichtung lag. 1871 war Neu Schollehne ein Gutsbezirk, die Schäferei Caput gehörte zum Gutsbezirk Alt Schollehne.[8] 1905 hieß der Wohnplatz Neuschollene, 1986 der Ortsteil Neu Schollene[9] und bereits 2006 Neu-Schollene,[10] so wie heute.[11]
Martin Schiele übernahm 1896[12] das Rittergut von seinem Vater, der es von Udo von Alvensleben zu Schollene gepachtet hatte.[13] Im Jahre 1898 wurde in Neuschollene eine Schnitterkaserne für die Saisonarbeiter aus Polen und Böhmen errichtet, die von März bis Oktober auf dem Gut arbeiteten.[3] 1908 begann der Bau eines Gutshauses, Scheunen und Stallungen folgten. 1931 gab Schiele das gepachtete Gut an Jochen Anton von Alvensleben zurück.[12]
1945 wurde das Gutshaus von Granaten getroffen und brannte nieder. Vom früheren Vorwerk steht heute noch eine Ziegelfachwerkscheune.[3]
Bei der Bodenreform wurde das Gut erst aufgeteilt und später der LPG in Schollene zugeordnet. Sie betrieb bis 1988 eine Ferkel- und Sauenzucht in Neuschollene.[3]
Eingemeindungen
Der heutige Ortsteil Neu-Schollene, bestehend aus dem Wohnplatz Neuschollene, war früher ein geteilter Wohnplatz. Ein Teil gehörte zum Gutsbezirk Neu Schollene, ein anderer Teil zur Landgemeinde Schollene. Die beiden Gutsbezirke Neu Schollene und Alt Schollene wurden nach 1871 und vor 1901 zu einem Gutsbezirk Schollene zusammengelegt.
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Schollene mit der Landgemeinde Schollene vereinigt.[14]
Einwohnerentwicklung
Jahr
|
Einwohner
|
1782 |
[0]30[6]
|
1817 |
[00]42[15]
|
1867 |
35
|
1871 |
30
|
1885 |
[00]44[15]
|
1895 |
[00]65[15]
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
1905 |
32 und 43
|
2014 |
[00]36[16]
|
2017 |
[00]33[17]
|
2018 |
[00]32[18]
|
2019 |
[00]29[18]
|
2020 |
[00]28[19]
|
|
Jahr
|
Einwohner
|
2021 |
[00]26[19]
|
2022 |
[0]25[1]
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Quellen: 1867 bis 1905 Unterlagen der Volkszählung
Religion
Die evangelischen Christen aus Neuschollene sind eingepfarrt in die Kirchengemeinde Schollene, die früher zur Pfarrei Schollene gehörte.[20] Sie werden heute betreut vom Pfarrbereich Schönhausen im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]
Verkehr
Der Ort ist über die Landstraße 18 mit dem nördlich gelegenen Schollene verbunden. Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus[22] und Havelbus. Der Havelradweg führt durch den Ort.
Literatur
- Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 135–136, Schollene, Neuschollene, Neumolkenberg, Nierow und Elshof.
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 188, 90. Schollehne (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Schollene. 29. August 2019, abgerufen am 29. Mai 2021.
- ↑ a b c d Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 135–136, Schollene, Neuschollene, Neumolkenberg, Nierow und Elshof.
- ↑ a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 110, Siedlungsformen und ländliche Bauweise.
- ↑ a b Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 284 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10709863~SZ%3D00290~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
- ↑ J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 188, 90. Schollehne (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 40 (Digitalisat).
- ↑ Karla Balkow, Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S. 220.
- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gemeinden und Gemeindeteile in Sachsen-Anhalt. Halle (Saale) 2006.
- ↑ Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
- ↑ a b Erholungsort Schollene an der Havel – Neuschollene. In: schollene-land.de. Abgerufen am 12. Juni 2021.
- ↑ Berent Schwineköper: Handbuch der historischen Stätten. Provinz Sachsen Anhalt. Hrsg.: Berent Schwineköper (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Band 11. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 427, Schollene.
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 224.
- ↑ a b c Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 378, Einwohnerzahlen.
- ↑ Anke Schleusner-Reinfeldt: Zahl der Einwohner sinkt nur leicht. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 30. Januar 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
- ↑ Anke Schleusner-Reinfeldt: 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
- ↑ a b Anke Schleusner-Reinfeldt: Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
- ↑ a b Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB 1047268663, S. 18.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 104 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Schönhausen. Abgerufen am 15. Mai 2021.
- ↑ Fahrplan der Linie 913. In: Stendalbus. Abgerufen am 12. Juni 2021.