Erwin Neher und Bert Sakmann erhielten 1991 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entwicklung einer Methode zum direkten Nachweis von einzelnen Ionenkanälen in Zellmembranen. Beide Wissenschaftler waren federführend an der Entwicklung der Patch-Clamp-Technik beteiligt, die die Grundlage für ihre Entdeckungen bildete.
Erwin Neher ist Sohn von Franz Xaver Neher, Angestellter einer Firma für Milchprodukte, und Elisabeth Neher (geborene Pfeiffer), ausgebildete Lehrerin. Er hat zwei ältere Schwestern. Erwin Neher ist katholisch. Er besuchte das Maristenkolleg in Mindelheim. Dort waren Mathematik und Physik seine Lieblingsfächer. Er verbrachte seine Jugend in Buchloe. In seiner Freizeit interessierte er sich für die neu erschienene Literatur zur Kybernetik. Er studierte ab 1963 Physik an der TU München und ab 1966 mit Hilfe eines Fulbright-Stipendiums an der University of Wisconsin. Den Titel Master of Science erhielt er 1967.
Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München wurde er 1970 bei Hans Dieter Lux, in dessen Labor er auch Bert Sakmann kennenlernte, promoviert. Ab 1970 war er auch als Wissenschaftler am Max-Planck-Institut in Göttingen tätig. Von 1975 bis 1976 war er Res. Assoc. der Yale University in New Haven, Connecticut (USA). Ab 1976 hatten Neher und Sakmann zusammen an der Universität Göttingen ein Young Investigator Laboratory, wo sie zusammen mit weiteren Forschern arbeiteten.
Neher entwickelte die Methodik der patch clamp-Technik zur hochauflösenden Stromregistrierung in biologischen Membranen. Er arbeitete über Ionenkanäle in biologischen Membranen und die Sekretion von Neurotransmittern und Hormonen.
Neher lebt in Eddigehausen und ist seit 1978 mit Eva-Maria Neher, geborene Ruhr, verheiratet, mit der er fünf Kinder hat, darunter Benjamin, Carola und Sigmund sowie den Physiker und Molekularbiologen Richard Neher.[2][3]
Elektronische Meßtechnik in der Physiologie. 1974.
Single Channel Recording. 1983.
als Mitherausgeber: Journal of Physiology. London.
Ionenkanäle für die inter- und intrazelluläre Kommunikation. In: Angewandte Chemie. Band 104, 1992, S. 837–843 (Nobelpreis-Vortrag).
mit Bert Sakmann: Die Erforschung von Zellsignalen mit der Patch-Clamp-Technik. In: Spektrum der Wissenschaft. Band 5, 1992, S. 48–56.
Literatur
Gisela Baumgart: Neher, Erwin. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1029.
Neher, Erwin. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 885.