Seine Eltern waren der Generalstaatsanwalt Karl Jakob Preetorius (* 12. Januar 1854; † 1947) und dessen Ehefrau Maria Reuleaux (* 30. November 1859; † 21. Oktober 1942). Sein Bruder Willy Preetorius (1882–1964) war Maler und Zeichner.
Leben
Die Villa Preetorius in Mainz
Preetorius besuchte das Alte Gymnasium in Mainz und ab 1893 das Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt, an dem er 1901 sein Abitur ablegte. Nach dem Militärdienst studierte er ab 1902 Rechtswissenschaften, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften in München, Berlin und Gießen, wo er mit einer Arbeit zur ehelichen Vormundschaft und dem Bürgerlichen Gesetzbuch 1906 zum Dr. jur. promoviert wurde. Betreuer war Arthur Benno Schmidt. Anschließend besuchte er kurze Zeit die Münchner Kunstgewerbeschule, bildete sich aber vorwiegend autodidaktisch als Maler und Zeichner aus.
1942 geriet Preetorius nach einer Denunziation als „Judenfreund“ kurzfristig in Gestapo-Haft, wurde aber auf Betreiben Adolf Hitlers, der ihn zu den drei wichtigsten Bühnenbildnern zählte, wieder freigelassen.[2] 1943 wurde Preetorius von den NS-Machthabern mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.[2] 1944 debütierte er als Bühnenbildner der Richard-Strauss-Uraufführung Die Liebe der Danae bei den Salzburger Festspielen, allerdings gelangte die Produktion aufgrund der kriegsbedingten Theatersperre nur zu einer Öffentlichen Generalprobe. Die tatsächliche Uraufführung dieser Produktion fand dann im Sommer 1952 in Salzburg statt. 1948 gestaltete Preetorius die Bühnenbilder für Günther Rennerts Salzburger Inszenierung von BeethovensFidelio mit Wilhelm Furtwängler am Pult.
In seinen Buch-Einband-Gestaltungen, Literaturillustrationen, Werbeanzeigen und Plakaten war Preetorius vom japanischen Holzschnitt beeinflusst, als Bühnenbildner knüpfte er an den romantischen Klassizismus an. Er veröffentlichte unter anderem Vom Bühnenbild bei Richard Wagner (1938), Weltbild und Weltgestalt (1947) und Geheimnis des Sichtbaren (1963).
1968: Ehrenpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Schriften (Auswahl)
Von der Zeichnung als Illustration. In: Aloys Ruppel (Hrsg.): Gutenberg Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Gutenbergmuseums in Mainz. Gutenberggesellschaft, Mainz 1925, DNB36606570X, S. 160–163.
Über das Exlibris. In: Aloys Ruppel (Hrsg.): Gutenberg Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Gutenbergmuseums in Mainz. Gutenberggesellschaft, Mainz 1925, DNB36606570X, S. 335–337.
Zum Problem der Wagner-Szene. In: Gebrauchsgraphik. Jg. 12 (1935), Heft 11, S. 2–13 (Digitalisat).
Vom Bühnenbild bei Richard Wagner. Joh. Enschedé en Zonen, Haarlem 1938, DNB361583958.
Gedanken zur Kunst. Piper, München 19474, DNB453839738 (Erstausgabe 1940 bei Küpper).
Weltbild und Weltgehalt. Zur Krise künstlerischen Schaffens (= Wissenschaft und Gegenwart. Bd. 17). Klostermann, Frankfurt am Main 1947, DNB453839843.
Geheimnis des Sichtbaren. Gesammelte Aufsätze zur Kunst. Piper, München 1963, DNB453839746.
Lutz Trautmann: Vom Recht zur Kunst. Emil Preetorius und die Universität Gießen, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 105 (2020), S. 403–411.
Emil Preetorius. Ein Leben für die Kunst (1883-1973). Hg. von Michael Buddeberg. München 2015. ISBN 978-3-7774-2404-0.
Walter Heist et al.: Emil Preetorius : Grafiker, Bühnenbildner, Sammler. Mainz: Krach, 1976. (Kleine Mainzer Bücherei; Bd. 10). ISBN 3-87439-035-7.
Emil Preetorius: Münchner Erinnerungen (1945) (= Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. VII), Frankfurt am Main 1972.
Curt Tillmann: Emil Preetorius – Bibliographie der Buchumschläge, Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. VII, Frankfurt am Main 1972.
Georg Ohr: Emil Preetorius – Bibliographie der illustrierten Bücher und Mappenwerke, Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. N.F. VII, Frankfurt am Main 1972.
Emil Preetorius: Kunst des Ostens – Sammlung Preetorius. Hrsg. von Elisabeth Michaelis. Mit Beitrag von Roger Goepper und Ernst Kühnel. Atlantis Verlag, Zürich 1963.
Emil Preetorius (Nachwort): Zehntausendfaches Glück. Farbige Bildergrüße aus Japan. 16 Surimonos aus der Sammlung Emil Preetorius. Mit Bilderläuterungen von Roger Goepper. München: Piper 1959.
Eberhard Hölscher: Emil Preetorius. Das Gesamtwerk. Buchkunst, Freie und Angewandte Graphik, Schriftgestaltung, Bühnenkunst, Literarisches Schaffen (= Monographien künstlerischer Schrift; 10), Berlin, Leipzig: Verlag für Schriftkunde heintze & Blanckertz 1943.
Emil Preetorius: das szenische Werk. Berlin, Wien: Limbach 1941, 3. erweiterte Auflage 1944.
Aleksander Ger (Александр Гер): Эмиль Преториус\Emil Preetorius. Kiew. Zeitschr. "Iskusstwo". 1912.
Jens Müller: Design-Pioniere. Die Erfindung der grafischen Moderne. Callisto Publishers, Berlin 2017, ISBN 978-3-9817539-3-6.
Dokumente
Briefe von E. Preetorius von 1927–1929 befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C.F.Peters im Staatsarchiv Leipzig.
↑Jens Müller: Design-Pioniere. Die Erfindung der grafischen Moderne. Callisto Publishers, Berlin 2017, ISBN 978-3-9817539-3-6, S.162–183.
↑ abcErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 464.