Edith Kneifl (* 1. Jänner1954 in Wels, Oberösterreich) ist eine österreichische Schriftstellerin. Sie ist eine der erfolgreichsten Krimi-Autorinnen Österreichs; ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt.[1]
Edith Kneifl verbrachte Kindheit und Jugend in Lenzing/Oberösterreich. Ihre Eltern waren Elisabeth Kneifl, in Essen unter dem Geburtsnamen Reddig geboren, und der österreichische Vater Rudolf Kneifl. Die Mutter war Volksschullehrerin, in den 1960er Jahren sozialistische Politikerin und danach Bibliothekarin. Vater Rudolf arbeitete als kaufmännischer Angestellter, später war er jahrelang sozialdemokratischer Bürgermeister in der Industriegemeinde Lenzing.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Vöcklabruck studierte Edith Kneifl zwischen 1973 und 1980 an der Universität Wien Psychologie und Ethnologie, wo sie 1980 zum Dr. phil. promovierte. Anschließend arbeitete sie in der interministeriellen Arbeitsgruppe zur Behandlung frauenspezifischer Angelegenheiten im Bereich des Unterrichtswesens mit (1981/82). Daneben engagierte sie sich bis 1983 als Organisatorin bei „Künstler für den Frieden“ und war als Journalistin im österreichischen Dokumentations- und Informationszentrum tätig (1982–1984). 1986 ließ sie sich in Wien nieder und publizierte bis zu ihrem ersten großen Erfolg – dem Kriminalroman Zwischen zwei Nächten – Kurzgeschichten in Anthologien.
Bis zu ihrem 33. Lebensjahr war Edith Kneifl aktive Sportlerin. Sie spielte in der Österreichischen Staatsliga Tischtennis, war mehrfache Oberösterreichische Landesmeisterin und Mitglied des Österreichischen Nationalteams. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Segeln. Sie besitzt eine kleine Yacht Miss Marple (sic!), mit der sie häufiger in der Adria segelt. Edith Kneifl war in erster Ehe mit dem österreichischen Maler Rainer Wölzl verheiratet, ihr zweiter Ehemann war der Arzt Dr. Erwin Logar.
Nach längeren Auslandsaufenthalten in Griechenland und den USA lebt und arbeitet Edith Kneifl seit 2012 in Wien als Psychoanalytikerin und freie Autorin. Sie ist Mitglied der AIEP (Asociacion International de Escritores Policiacos),[2] der Sisters in Crime und der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur – Das Syndikat.
Dr. Elena Agazzi, Professorin für deutsche Literatur am germanistischen Institut der Universität Bergamo, analysiert in einer wissenschaftlichen Betrachtung[3] die Auffälligkeiten in Edith Kneifls Romanen und Stories:
„...Später habe ich aus reinem Vergnügen alle Romane von Edith Kneifl gelesen und entdeckt, dass sich in ihren Geschichten eigentlich kein Leitfaden ausmachen lässt, der das für sie Typische aufzeigen könnte, dass es sich aber dennoch bei ihr um einen unverwechselbaren Stil handelt. Michael Horvath[4] und andere Kritiker und Journalisten haben sie als eine österreichische Thrillerautorin von internationalem Format bezeichnet. Anders als bei den traditionellen Detektivgeschichten gibt es bei Edith Kneifl keine feste Hauptfigur und auch keine wiederkehrende Kulisse. Das wäre nicht weiter verwirrend, wenn man am Ende der Lektüre zumindest die Sicherheit hätte, das Böse aus dem eigenen Horizont vertrieben zu haben und auf eine bessere Welt in der Zukunft hoffen zu können. Der Ausgang von Kneifls Geschichten hinterlässt leider einen bitteren Nachgeschmack. 'Rache ohne Freude' könnte das Motto zu ihren Stories sein. ...“
„...Das Problem der Hauptfiguren in Kneifls Geschichten: Sie sind Besserwisser, sie leiden unter einer sehr antiken Krankheit, die 'Hybris' heißt. Kneifl schildert sehr oft - wie z. B. im 1997 entstandenen Roman, 'Ende der Vorstellung' - die wackelige Psychologie emanzipierter Frauen, die glauben, sie könnten ohne jede andere Hilfe - inklusive jener der Polizei - die Wahrheit entdecken und alleine den Verbrecher strafen. ...“
„...Es gibt … immer einen guten Grund zu töten und wenn gerade der unberechtigte Mord nicht nur ein Alibi für die Spurensucherei von jemand bildet - wie die Erwürgung Ginas in 'Triestiner Morgen' (1995) - bekommt man am Ende von Kneifls Erzählung überzeugend erklärt, warum es besser war, dass man das Opfer tot und nicht lebendig kennengelernt hat. ...“
„...Kneifl sprengt mögliche Vorbilder der Tradition des Detektiv - Romans und der Krimigeschichte, indem sie ihre Leser nicht zu einer bürgerlichen Anerkennung der verdienstvollen Rolle der Polizei zwingt, ihnen aber auch nicht mit der Gefangennahme des Verbrechers eine Gratifikation gewähren will. Mir scheint vielmehr, dass bei Kneifl die Auseinandersetzung zwischen Männerwelt und Frauenwelt zentral bleibt, indem sie immer wieder den Männern vorwirft, im distanzierten Verhältnis zu Frauen ihr Leben fortzusetzen und sie meistens alleine zu lassen. ...“
„...In Anlehnung an Hitchcocks Überlegungen zum Unterschied zwischen 'suspense' und 'surprise' - Effekte, lässt sich sagen, dass Kneifl immer vor der Bombe unter dem Tisch zweier Gesprächspartner warnt, bevor sie überhaupt zum Explodieren kommt; ein 'surprise' - Effekt wäre, einfach die Bombe explodieren zu lassen und erst dann die Toten zu zählen. ...“
Kriminalromane
1991 Zwischen zwei Nächten. Wiener Frauenverlag, Wien
1993 In der Stille des Tages. Heyne, München
1995 Triestiner Morgen. Haffmans bei Heyne, München
1997 Ende der Vorstellung. Hoffmann und Campe, Hamburg
1999/2000 Triestiner Morgen. Gemeinsam mit Milian Dor
2000/2001 Ende der Vorstellung. Gemeinsam mit Wolfgang Murnberger
Einzelnachweise und Anmerkungen
↑Übersetzungen in das Französische, Griechische, Tschechische, Italienische, Spanische, Koreanische und Japanische
↑Internationale Vereinigung der Kriminalschriftsteller; im englischen Sprachraum: IACW(International Association of Crime Writers)
↑vgl.: Psychologie und Verbrechen. Der Begriff der 'schwarzen Seele' in Edith Kneifl’s Krimis. In: Sandro M. Moraldo (Hrsg.): Mord als kreativer Prozeß – Zum Kriminalroman der Gegenwart in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2005
↑vgl.: Michael Horvath im Magazin Buchkultur. Wien, Nr. 39/1996, S. 17
↑ abcTragen den Zusatztitel Ein genussvoller Roman. Lukullisch-kulinarische Krimis, Plots spielen in Hotels, Restaurants. Zahlreiche Rezepte zum Nachkochen. Illustriert, teilweise mit Fotos und Lageplänen
↑ abcTragen den Zusatztitel Ein historischer Wien-Krimi
↑Die Erstausstrahlung erfolgte bei ORF 2 schon am 30. Oktober 2001