Ebbs liegt im Unterinntal bei Kufstein, östlich des Inns am Fuß des Zahmen Kaisers und zählt mit etwa 5500 Einwohnern zu den größten Gemeinden des Bezirks Kufstein. Überdies ist Ebbs mit einer Seehöhe von 475 m das tiefstgelegene Dorf Tirols. Das Gemeindegebiet wird im Westen durch den Inn (gleichzeitig Grenze zu Bayern), im Norden durch den Jennbach und im Süden durch den Kaiserbach im Kaisertal begrenzt. Es erstreckt sich im Osten bis zur Vorderen Kesselschneid und zum Stripsenjoch.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst neun Ortschaften (Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Am Ende der Würm-Eiszeit befand sich ungefähr im Ortsteil Oberndorf die südliche Grenze, (mit Kiefersfelden auf der anderen Talseite) des Rosenheimer Sees, der in etwa die Größe des Bodensees hatte und durch die Schmelzwässer des Inn-Gletschers entstanden war.
Der Name Ebbs geht zurück auf die Nennung im Verzeichnis des Salzburger Kirchenkatasters Notitia Arnonis vom Jahr 788, in welchem mit dem Eintrag „ad Episas ecclesias II cum territorio“ bereits zu dieser Zeit die Existenz von zwei Kirchen belegt ist.[4] Andererseits weisen Funde darauf hin, dass in Ebbs bereits zur Römerzeit eine Siedlung gewesen sein muss und daher vermutet man, dass der Name aus früherer Zeit abzuleiten ist. Ad Episas hat sowohl lateinische als auch keltische Wurzeln, denn Episas wird von der keltischen Pferdegöttin Epona hergeleitet und bedeutet dann ‚Rossbach‘, folglich wäre ad Episas mit ‚am Rossbach‘ zu übersetzen. Es gibt in Ebbs sowohl einen Bach, der Ebsen heißt, als auch einen Bach, der Roßbach heißt. Welche Kirche hier als zweite gemeint ist, ist nicht bekannt, denn zur Zeit der Nennung im Eintrag war an der Stelle der heutigen Zweit-Kirche (St. Nikolaus) noch die Burg der Herren von Ebbs gestanden, die im 15. Jahrhundert an Bedeutung verlor und in der Folge verfiel.[5]
Eines Tages zogen die Herren zu Ebbs in das Schloss Wagrain und die Burg, die laut einer Urkunde im Jahre 1174 gegründet wurde, wurde dem Zahn der Zeit überlassen. Heute ist von der Burg nur mehr die Burgkirche zu St. Nikolaus übrig geblieben. Zum Verfall der Burg trug sicherlich der Ausbau der Festung Kufstein bei. Es soll eine Tunnelverbindung zwischen der Ritterburg und dem Schloss Wagrain geben. Man glaubt, dass sie heute verschüttet ist. Das Schloss Wagrain ist heute in Privatbesitz und daher nicht zu besichtigen.
Die Höfe im Kaisertal waren bis zum Jahr 2007 nur über einen Fußweg erreichbar. Nun führt ein circa 800 m langer Tunnel ins Kaisertal, der den Bewohnern den Weg erleichtert und ausschließlich von Anrainern genutzt werden darf. 2008 wurde der Tunnel fertiggestellt.
Geschichtlich bedeutende Daten
Ebbs zur Römerzeit: Es wird stark vermutet, dass die bekannte Römerstraße, welche über den Brenner und durch das Inntal verlief, auch durch Ebbs ging und bei Eichelwang über den Inn verlief. Eichelwang wurde zu jenen Zeiten Albiancon genannt und ist auf alten Römerkarten zu sehen. Ab 480 suchten die Römer in diesem Gebiet Zuflucht, weil die Germanen oft angriffen. Die zurückgebliebenen Römer nannte man „Walchen“ (vgl. Walchsee)
6. Jahrhundert: Einwanderung der Bayern (Bajuwaren)
Erstnennung von Ebbs: 788 wurde Ebbs in der Notitia Arnonis (Sammlung der Eigenkirchen) erstmals urkundlich genannt. Der keltische Name weist aber auf ein viel höheres Alter hin.
1174 Gründung der Burg des Adelsgeschlechts der Ebbser
circa 1400 Gründung des Schloss Wagrain und Verfall der Ritterburg
13. und 14. Jahrhundert: die Ebbser Ritter treten öfters bei Turnieren auf, bis zu den 1930er Jahren gab es in Ebbs die Ritterspiele mit einem „sagenhaft dicken Ritter“
1552 Gründung der Ebbser Schanz (Verteidigungslinie mit einem Wassergraben, Türmen, Wehranlage und Zugbrücke)
1611 Ausbau der Schanz, das heutige Gasthaus war einst eine Art Kantine für die Wachmannschaft der Schanz
1703 Rückeroberung Kufsteins durch die Bayern beim Bayerischen Rummel, bei dem Versuch der Tiroler die Festung zurückzuerobern spielte die Ebbser Schanz eine große Rolle
1704 Brandschatzung durch die Bayern, aber danach mussten sie Kufstein wieder zurückgeben
1780 Verkauf der Schanz in Privatbesitz, weil die Schanz für militärische Zwecke keinen Nutzen mehr hatte
1786 nochmaliger Verkauf an die Familie Rieder, die Schanz ist bis heute noch in ihrem Besitz. 1945 wurde der sinnlose Befehl ausgerufen, die Ebbser Schanz auszubauen, um die Amerikaner aufzuhalten.
1809 Eroberung Kufsteins durch die von Napoleon angestifteten Bayern, mehrmalige Versuche der Tiroler, die Festung zu erobern
bis 1814 war Ebbs in bayerischer Hand
1988 wurde anlässlich der 1200-Jahr-Feier ein umfangreiches Buch über Ebbs von dem damaligen Hauptschuldirektor Georg Anker herausgebracht.
Die heutige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist eine reich ausgestattete Barockkirche (genannt „Dom zu Ebbs“). Sie wurde an der Stelle der früheren gotischen Pfarrkirche neu erbaut von 1748 bis 1756 nach Plänen des Barockbaumeisters Abraham Millauer. Von der alten Kirche wurde der Turm an derselben Stelle übernommen und aufgemauert. Früher – vor dem Bau der anderen Kirchen in der „Unteren Schranne“[3] in Niederndorf und Walchsee (die Kirche in Erl gab es damals schon) – war der Ebbser Dom, wie er von den Einheimischen auch liebevoll genannt wird, für alle Gemeinden der Unteren Schranne zuständig. Heute teilt sich die Pfarrei Ebbs wegen der Größe nur noch den Pfarrer mit Walchsee. In der alten gotischen Ebbser Kirche wurden alle Statuen vernichtet, nur die Statuen Jesu und Mariens wagte man nicht zu verbrennen. Die anderen Statuen wurden verbrannt, weil man die Schlichtheit der Gotik auf keinen Fall wieder aufleben lassen wollte. Die Malerarbeiten stammen von Joseph Adam Mölk, dem auch eine Straße in Ebbs gewidmet worden ist. Die Kirche beherbergt ein Gnadenbild einer sitzenden Madonna von 1450.
Sehenswert ist zudem die „Antoniuskapelle“ im Kaisertal, die bei der jährlichen Messe von bis zu 2000 Besuchern aufgesucht wird.
Eine besondere Attraktion von Ebbs ist der „Fohlenhof“, das weltgrößte Gestüt für Haflinger-Pferde – mit dazugehörigem Museum.
In einem nahe gelegenen Wald liegt der Raritätenzoo Ebbs mit mehr als 70 verschiedenen Tierarten.
Im Kaisertal, das wie der Zahme Kaiser zum Großteil Ebbser Gebiet ist, gab es auch zahlreiche Funde von Höhlenbärenknochen, die von Bären stammen, die in der Tischofer Höhle lebten. Diese Funde sind heute in der Festung Kufstein zu betrachten.
Heute ist die Gemeinde durch Auspendler geprägt, auch Gewerbebetriebe und vor allem der Tourismus spielen eine bedeutende Rolle. Durch den Zahmen Kaiser und wegen der geografisch günstigen Lage (nahe bei Deutschland gelegen) gab es in Ebbs auch schon verhältnismäßig früh Tourismus. Viele noch erhaltene Postkarten, die auch auf die Entwicklung dieser mittlerweile für ein Unterinntaler Straßendorf großen Gemeinde hinweisen, zeugen davon und sind in jedem Ebbser Kalender zu betrachten, der von Georg Anker gestaltet wird. Dem Tourismus ist es wohl auch zuzuschreiben, dass aus dem einst gewöhnlichen Unterinntaler Dorf Ebbs eine so gut entwickelte Gemeinde entstanden ist.
In Ebbs steht mit dem Fohlenhof, dem Verbandsgestüt des Haflinger Pferdezuchtverband Tirol, die größte Zucht von Haflingerpferden in Europa.[6]
Ebbs ist auch immer wieder Schauplatz der Haflinger-Weltausstellungen.
Die Gemeinde ist Mitglied des Tourismusverbandes Kufsteinerland.
Der Sparren erinnert an das Wappen des bedeutenden mittelalterlichen Geschlechtes der Herren von Ebbs. Der Pferdekopf weist auf den vorrömischen Namen der Gemeinde hin. Er bedeutet Roßbach und zeugt somit von der uralten Tradition der Pferdezucht in Ebbs. (Amtliche Wappendeutung)
↑ abDie Untere Schranne umfasst die Gemeinden Ebbs, Walchsee, Niederndorf, Niederndorferberg, Rettenschöss und Erl (Schranne war ein Gerichtssprengel.)
↑Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Hrsg.: Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m. b. H. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S.39–40 Nr. 59.
↑Georg Anker: Ebbs – Tirol. anläßlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Ebbs. Hrsg.: Gemeinde Ebbs. Kufstein 1988, S.33.