Die Schachtel mit der FriedenspuppeDie Schachtel mit der Friedenspuppe ist eine Erzählung von Clemens Brentano, die im Herbst 1814 in Wiepersdorf entstand.[1] Sie erschien zuerst in der Wiener Publikation Friedensblätter. Eine Zeitschrift für Leben, Literatur und Kunst, hrsg. von Johann Karl Christian Fischer und Friedrich August von Klinkowström, in den aufeinander folgenden Ausgaben vom 3., 5., 7., 10., 12., 14., 17., 19., 21., 24., 26. und 28. Januar 1815.[2] Angaben zur Entstehung des Textes und zu den Erscheinungsdaten finden sich in Band 19 der Frankfurter Brentano-Ausgabe [FBA].[3] Die Handlung spielt zu Beginn der Restauration: Der durch Kindesunterschiebung während der Revolution enterbte Franzose Frenel wird 1814 als Chevalier de Montpreville rehabilitiert. TitelIn der bunten Schachtel liegt eine Bourbonenpuppe, also „eine Pariser Modepuppe von Wachs, von der ersten Friedensmode, mit einem Chapeau à l'Angoulême au Bouquet de Lys“.[4] Der mit dem Lilienstrauß drapierte Hut jener Friedenspuppe weist auf die Wappenblume Ludwigs XVIII. hin. Indem Frenel am Ende der Erzählung die Puppe erhält, unterstreicht Brentano einen Vorgang. Der Franzose bekommt sein Adelsprivileg zurück. FormBrentano lässt in der Rahmenerzählung, die 1814 in Preußen spielt, einen Gerichtshalter den Kriminalfall untersuchen. Dabei kommt es in der Binnenerzählung, die unmittelbar nach 1789 in Paris spielt, zu Geständnissen der handelnden Franzosen. Brentanos Vortrag ist eingangs undurchschaubar. Zum Beispiel werden die Namen von Sanseau und Dumoulin – das sind die Bösewichter – zunächst verschwiegen. Später sagen die beiden Franzosen unter falschem Namen aus und vermischen Lüge mit Wahrheit. InhaltAuch auf dem Landsitz des preußischen Barons nahe der sächsischen Grenze wollen die deutschen Patrioten bald den Jahrestag der Leipziger Schlacht feiern. Als der Baron Außenarbeiten beaufsichtigt, kommt ein Zug Franzosen, die aus russischer Gefangenschaft heimkehren, vorbei. Während einer von diesen, ein gewisser Frenel, bei der Schwerarbeit einspringt, beobachtet der Baron erstaunt Madame Frenel ein wenig abseits am Wege. Die Frau will seinen beiden Kindern jene Pariser Modepuppe samt bunter Schachtel wegnehmen, die er seiner Gattin aus einem Pariser Trödelladen mitgebracht hatte. Monsieur Frenel kann das Verhalten seiner Ehefrau nicht begreifen. Für Frenel allerdings sei diese Schachtel die Büchse der Pandora. Das französische Ehepaar gerät in Streit. Währenddessen ist der Rest der Franzosen ein Stückchen weiter gezogen. Unterwegs wird Pierre St. Luce, das ist Frenels Schwiegervater, ein Kürschner aus Lyon, von dem Franzosen Sanseau mit Messerstichen attackiert. Ein deutscher Korporal rettet St. Luce mit einem Schuss. Der trifft Sanseau in den Unterleib. Während die Schachtel Frenel an die Leiche eines Kindes erinnert, erzählt sein königstreuer Schwiegervater St. Luce von Moskau. Als er dort mit Pelzen handelte, habe er eine ähnliche Schachtel, gefüllt mit Kleinodien, von einem Kunden in Zahlung genommen und den Schatz vor seiner Rückreise zu den Bourbonen in russischer Erde vergraben. Auf dem Krankenlager ruft Sanseau beim Anblick der Schachtel aus, er sei verloren. Er gibt sich als Zolloffizier Pigot aus und belastet St. Luce schwer. Frenels Schwiegervater sei der Pariser Totengräber und Leichenfledderer Dumoulin. Frenel erzählt vom Advokaten Sanseau, dem ehemaligen Geschäftsfreund seines Vaters, des Chevaliers de Montpreville. Der Chevalier verstarb vor Frenels Geburt. Bei der Geburt Frenels sorgte dann der falsche Freund dafür, dass neben die Mutter ein totes Kind gelegt wurde. Madame Frenel, die vier Jahre älter ist als ihr Gatte, wurde damals gezwungen, die Kindesleiche in der Schachtel zu befördern. Der neugeborene Frenel war darauf für untergeschoben erklärt worden. Der Drahtzieher Sanseau hatte geerbt. Eine Magd von Frenels Mutter hatte die Schachtel später feilgeboten. Als Sanseau im Zimmer nebenan die Eröffnungen mitgehört hat, begeht er einen Selbstmordversuch. Dieser misslingt. Sanseau gesteht die Kindesunterschiebung und beteuert, dass er Dumoulin nicht in seine Pläne eingeweiht, sondern nur als Werkzeug benutzt hatte. Sanseau stirbt, nachdem ihm das Ehepaar Frenel verziehen hat. Dumoulin begeht Selbstmord, nachdem er seine Taten schriftlich gestanden hat. Frenels Frau ist nicht sein Kind. Er hatte sich einst ihrer bemächtigt, nachdem deren Mutter, eine gewisse Madame Renaut, gestorben war. Rezeption
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