Deutscher Evangelischer Kirchentag 2027

Kunstaktion Das 11. Gebot protestiert vor dem Düsseldorfer Rathaus im November 2022 gegen den städtischen Zuschuss für den Kirchentag.

Der 40. Deutsche Evangelische Kirchentag soll 2027 in Düsseldorf stattfinden. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt ist damit nach 1973 und 1985 zum dritten Mal Gastgeber.[1]

Motto

Das Leitwort „Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache“ (1. Moses 11,1) wurde am 9. Januar 2025 vom Philosophen Michael Schmidt-Salomon auf einer Pressekonferenz des Trägervereins vorgestellt. Die evangelische Kirche kritisierte das Handeln des Trägervereins und kündigte rechtliche Schritte an.[2]

Geschichte

Im Oktober 2023 nahm das Präsidium des Kirchentages die Einladung der Evangelischen Kirche im Rheinland, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Landeshauptstadt Düsseldorf offiziell an. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte aus diesem Anlass, Düsseldorf wolle 2027 „die Welt bei uns zu Gast haben, über große Fragen diskutieren, gemeinsam feiern und der gegenseitigen Wertschätzung ein Zuhause geben“.[3]

Die Veranstaltung soll vom Staat mit rund 13 Millionen Euro bezuschusst werden. Hiervon stammen vom Land NRW 7 Millionen Euro und von der Stadt Düsseldorf insgesamt 5,8 Millionen Euro in Form von Zuschüssen von 4,3 Millionen Euro und von Sachleistungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro.[4][5] Gegen die Finanzierung des Kirchentags aus öffentlichen Geldern führten die Kunstaktion Das 11. Gebot („Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!“) und der Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA) eine Reihe von Demonstrationen durch.[6] Sie sammelten zudem 10.129 Unterschriften für ein Bürgerbegehren, was jedoch auf Grund der geforderten Anzahl von knapp 15.000 Stimmen nicht zustande kam. Die Düsseldorfer FDP und die Jugendorganisationen von FDP, SPD und Grünen schlossen sich dem Begehren an.[7][8] Im Zuge der Vorbereitung des Bürgerbegehrens wurde das Verhalten der Düsseldorfer Stadtverwaltung von Seiten der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen kritisiert, denn „eine Taktik des Verzögerns und des Provozierens von Rechtsstreit durch offensichtlich falsche Angaben“ sei „kein korrektes Verhalten einer Stadtverwaltung im Umgang mit einem Bürgerbegehren“.[9]

Organisation und Rechtsträger

Der Zuschuss der Stadt Düsseldorf in Höhe von 5,8 Millionen Euro wurde im Juni 2022 dem Verein „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ zugesprochen.[10]

Ein Trägerverein mit diesem Namen wurde im Oktober 2024 gegründet (Vereinsregister Fulda, VR 2909). Der Verein ist für alle wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Belange zuständig. Als Vereinsvorsitzende wurden bestellt: David Farago (* 1980), Leiter der Kunstaktion Das 11. Gebot, und Mario Ickert (* 1976), Vorsitzender der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters in Deutschland.[11] Dem Aufsichtsrat gehören laut katholisch.de u. a. die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Matthäus-Maier, der Düsseldorfer Kabarettist Manes Meckenstock sowie der Philosoph Michael Schmidt-Salomon an.[12]

Im Januar 2025 kritisierte Kristin Jahn, Generalsekretärin vom „Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e. V.“ die Gründung und Ausrichtung des Trägervereins. Sie sagte, dass die Vereinsgründer offen bekennende Atheisten seien und sich mit der Vereinsgründung die kulturelle Geschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentages und des Protestantismus aneignen würden. Es sei ein Amtslöschungsverfahren gegen den „40. Deutscher Evangelischer Kirchentag Düsseldorf 2027 e.V.“ mit dem Ziel der vollständigen Löschung des Vereins im Vereinsregister eingeleitet worden.[13] Am 10. Januar 2025 erklärte der Trägerverein, den Löschantrag der Kirche nicht juristisch anzugreifen.[14]

Themen

Im Januar 2025 stellte der Trägerverein der Öffentlichkeit ein fünftägiges Programm vor. Der Trägerverein agierte dabei laut Medienberichten ohne die Zustimmung der evangelischen Kirche.[15] Der Programmvorschlag umfasst die folgenden sieben Schwerpunktthemen:

  • Weltbürger statt Reichsbürger“: Die Überwindung identitärer Denkmuster und die Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit stehen im Fokus dieses Themenbereichs.
  • „Die Menschheit im Anthropozän“: Hier sollen Ansätze zur Bewältigung sozialer, ökonomischer und ökologischer Herausforderungen im Zeitalter des Anthropozäns diskutiert werden.
  • „Nichts ist beständiger als der Wandel“: Unter diesem Darwin-Zitat sollen wissenschaftliche Erkenntnisse beleuchtet werden, die für ein modernes Weltbild von Bedeutung sind.
  • „Es besteht keine Staatskirche“: Die sogenannte „hinkende“ Trennung von Staat und Kirche in Deutschland und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft sollen kritisch betrachtet werden.
  • Antisemitismus von Golgatha bis Auschwitz“: Dieser Themenkomplex widmet sich dem Antisemitismus, einschließlich seiner historischen und aktuellen Dimensionen sowie seiner Verflechtungen mit der protestantischen Geschichte.
  • „Ohne Humor wäre das Leben ein Irrtum“: Satiriker, Kabarettisten und Cartoonisten sollen als Verteidiger der offenen Gesellschaft gewürdigt werden.
  • „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“: Inspiriert von Schleiermacher richtet sich dieser Themenblock auf Religiosität jenseits der an heiligen Schriften orientierten Glaubensvorstellungen.

Insgesamt soll der Kirchentag ein breites kulturelles Programm mit Musikveranstaltungen, Theaterstücken und Ausstellungen bieten. Auch Gottesdienste sind Teil des Programmvorschlags, z B. ein ökumenischer Gottesdienst mit Pastafaris und Protestanten oder auch eine Nudelmesse.[16][17]

Der „Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e. V.“ erklärte, dass das „ernsthafte Anliegen, das hinter der Satire steht“, wahrgenommen werde und man gesprächsbereit sei. Satirische Maßnahmen seien bei bisherigen Kirchentagen „immer herzlich willkommen geheißen worden“.[18][19]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Evangelischer Kirchentag 2027 in Düsseldorf. In: wdr.de. 6. Oktober 2023, abgerufen am 12. Februar 2024.
  2. Stephan Hermsen: Millionenspiel: Agnostiker kapern Düsseldorfer Kirchentag. In: nrz.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  3. Nicole Lange: Großveranstaltung in Düsseldorf: Einladung offiziell angenommen – Kirchentag 2027 findet in Düsseldorf statt. In: rp-online.de. 6. Oktober 2023, abgerufen am 12. Februar 2024.
  4. Peter Kurz: Evangelischer Kirchentag Düsseldorf, NRW gibt 7 Millionen. In: wz.de. 3. März 2023, abgerufen am 12. Februar 2024.
  5. Landeshauptstadt Düsseldorf: Grünes Licht für den Evangelischen Kirchentag 2027. Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf beschließt Gelder für Großveranstaltung. In: duesseldorf.de. 23. Juni 2022, abgerufen am 12. Februar 2024.
  6. Johanna Jürgens, Vicky Isabelle Bargel: (S+) Bürgerbegehren in Düsseldorf: Du sollst keinen Kirchentag subventionieren. In: Der Spiegel. 7. August 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Februar 2024]).
  7. Jörg Janssen: „Angespannte Haushaltslage“: Streit um Millionen-Zuschuss für Kirchentag in Düsseldorf. In: rp-online.de. 22. Juni 2022, abgerufen am 12. Februar 2024.
  8. Sebastian Besau: Düsseldorf: Bürgerbegehren gegen Kirchentags-Zuschüsse. In: nrz.de. 6. Oktober 2022, abgerufen am 12. Februar 2024 (deutsch).
  9. Edgar Wunder: Kirchentage als antiklerikaler Mobilisierungsanlass. In: Zeitschrift für Religion und Weltanschauung 6/2022. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, 2022, abgerufen am 12. Februar 2024.
  10. Jörg Janssen: Religionskritiker fordern die Veranstalter heraus: Streit um Verein zur Ausrichtung des Kirchentags 2027 in Düsseldorf. In: rp-online.de. 7. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
  11. Johannes Below: Kirchentag 2027 in Düsseldorf: „Grenzen respektvollen Miteinanders überschritten“. In: nrz.de. 8. Januar 2025, abgerufen am 9. Januar 2025.
  12. Religionskritiker wollen Evangelischen Kirchentag kapern. In: katholisch.de. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  13. Verein von Religionskritikern nutzt Namen. In: evangelisch.de. Abgerufen am 9. Januar 2025.
  14. "Mit unserem guten Namen kann die Kirche nun Subventionen in Millionenhöhe abrufen". In: hpd.de. 10. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  15. Kritiker stiften Verwirrung um evangelischen Kirchentag. In: fr.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  16. Düsseldorfer Kirchentag gekapert. In: neue-duesseldorfer-online-zeitung.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025 (deutsch).
  17. Jörg Janssen: Konfrontation mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag: Wie Religionskritiker den eigenen Kirchentagsverein für Düsseldorf verteidigen. In: rp-online.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  18. Mindener Tageblatt: Kritiker stiften Verwirrung um evangelischen Kirchentag | NRW. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.
  19. Glaubens-Großveranstaltung: Kritiker stiften Verwirrung um evangelischen Kirchentag. In: ksta.de. 9. Januar 2025, abgerufen am 10. Januar 2025.

 

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