Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln ist der Titel eines 1930[1] veröffentlichten historischen Romans von Käthe Papke. Der Roman kann als Fortsetzung des 1910 erschienenen Werks „Die Letzten von Rötteln“ von Käthe Papke angesehen werden, obwohl einige Jahrzehnte zwischen den Handlungszeiträumen liegen.
Käthe Papke hielt sich im Sommer mit ihren Eltern in der Pilgermission St. Chrischona auf, wo ihr Vater die Ausbildung zum Prediger erhalten hatte.[2] Papke besuchte die Burg wieder im Sommer 1923 und im Frühjahr 1928, wobei sie sich jeweils begeistert über die seit dem Erscheinen ihres Romans Die Letzten von Rötteln erfolgten Freilegungsarbeiten und die touristische Erschließung der Ruine äußerte und darin Folgen ihres Buches sah. Bei ihrem Besuch 1928 wurde sie durch den Kontakt mit dem Vorsitzenden des „Röttelnbundes“[Anm. 2] zu ihrem historischen Roman Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln inspiriert und der Roman wurde von Papke daher auch „Dem Röttler-Bund zugeeignet“. Das Buch hat die Geschichte der Burg Rötteln in der Zeit von 1332 bis 1363 zum Thema hat. Mit dem „eisernen Markgrafen“ ist Markgraf Rudolf II. von Hachberg-Sausenberg gemeint, der seine Residenz auf Burg Rötteln hatte und deswegen teilweise auch Markgraf von Sausenberg-Rötteln genannt wurde.
Die beiden hatten 1318 ihren verstorbenen Bruder Heinrich beerbt, der seinerseits erst zwei Jahre zuvor (1316) die Herren von Rötteln beerbte, wodurch sich das von seiner Familie beherrschte Territorium mehr als verdoppelte. Sie verlegten ihren Stammsitz von der Sausenburg in die Burg Rötteln, woraus sich auch die teilweise verwendete Namensgebung Markgrafen von Sausenberg-Rötteln erklärt.
Papke hat die Sage von der Hexe von Binzen in den Roman eingewoben.[3][4] Otto I. von Hachberg-Sausenberg erhielt dabei die Rolle des jähzornigen Wüterichs zugewiesen, der seinen alten, treuen Knecht Gotthold vom Bergfried werfen lässt,[Anm. 5] weil der den Lieblingshund des Markgrafen beim Versuch diesen abzuwehren, verletzt hatte. Der Ruf des Markgrafen Otto leidet, seine Frau Katharina stirbt. Als Otto in der Basler Adelsstube zur Mucke vom Bürgermeister wegen seiner Untat getadelt wird, stellt er diesem nach und erschlägt ihn. Basel sagt daraufhin den Röttlern die Fehde an und belagert die Burg. Vor größeren Kämpfen gelingt es dem Stadtadel einen Vergleich herbeizuführen, was vor allem dem Ansehen des Markgrafen Rudolf zugeschrieben wird.[Anm. 6][Anm. 7] Nun nimmt Papke wieder den Faden der Sage von der Hexe von Binzen auf. Otto von Hunoltstein, der Verlobte von Markgraf Ottos Tochter Hildegardis kommt inkognito als fahrender Spielmann auf die Burg Rötteln. Die beiden wurden als Kinder verlobt und kennen sich nicht. Otto will seine und Hildegardis wahre Gefühle testen. Beide verlieben sich ineinander und es kommt zu heimlichen Treffen im Wald. Dabei werden sie von Gertraud, der Witwe des getöteten Gotthold beobachtet. Gertraud lebt seit dem Tod ihres Mannes als Kräuterhexe im Röttler Wald bei Binzen und sinnt auf Rache an Markgraf Otto. Sie verrät Otto den Treffpunkt der Liebenden und dieser tötet den vermeintlichen Spielmann, der sich an einer Markgrafen-Tochter, vergeht mit dem Schwert. Hildegardis wirft sich dazwischen und wird vom Vater zur Seite gestoßen – sie fällt unglücklich mit dem Kopf auf einen Stein und stirbt ebenfalls.
Ruprecht von Hunoltstein will seinen Sohn rächen und gelangt mit Hilfe der Hexe durch den unterirdischen Gang in die Burg. Dort lässt er aber die Hexe wegen ihrer bösartigen Intrigen verhaften und begnügt sich damit den Markgrafen Otto mit einer Scheinhinrichtung (vorgespielter Sturz vom Bergfried) gründlich zu erschrecken und sich mit dessen Bruder Markgraf Rudolf zu versöhnen. Markgraf Otto erkrankt schwer und begibt sich dann auf eine Wallfahrt nach Palästina. Markgraf Rudolf heiratet Katharina von Thierstein. Markgraf Otto findet in Galiläa Vergebung und kehrt nach Rötteln zurück, wo gerade die Tauffeier von Markgraf Rudolfs Erstgeborenem, Rudolf, stattfindet. Markgraf Otto kommt langsam zur Ruhe und heiratet nochmals. Die Pest, Judenverfolgungen und das Basler Erdbeben werden skizziert – Markgraf Ottos Frau und Markgraf Rudolf sterben, aber die Geschichte endet mit dem freudigen Ereignis der Doppelhochzeit der beiden Kinder des Markgrafen Rudolf.
Personen der Handlung
Familie der Markgrafen von Sausenberg-Rötteln im Roman
Otto von Sausenberg-Rötteln auch Hachberg-Sausenberg-Rötteln ⚭ 1. Hildegund von Nidenau, Ottos erste Ehefrau[Anm. 10] 2. Katharina von Grandson, Ottos Frau; Hochzeit 1330/31; 3. Elisabeth von Straßburg, Tochter des Ritters Simmers[Anm. 11]
absolviert – (lat.absolvere „loslösen“, „freisprechen“) bedeutet bei Papke die Vergebung einer Sünde nach der Beichte; veraltet für Absolution erteilt.
der schwarze Tod – wird eine der verheerendsten Pandemien der Weltgeschichte bezeichnet, die in Europa zwischen 1346 und 1353 geschätzt 25 Millionen Todesopfer – ein Drittel der damaligen Bevölkerung – forderte.
Wappen – Papke beschreibt das Röttler Wappen mit annähernd richtiger Blasonierung: „geteilter Schild mit einem wachsenden roten Löwen auf goldenem Feld in der oberen Hälfte, in der unteren auf silbernem Querbalken blaue und weiße Eisenhütlein auf blauem Grund.“ Die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg führten aber als Nebenlinie des Hauses Baden das badische Wappen, das man auch über dem Tor zur Oberburg auf Burg Rötteln sieht. Auch der Titel der Buchauflagen von 1930 und 1959 zeigt das Röttler Wappen, das hier eigentlich nicht am Platz ist.
Vulgata – die im Mittelalter verbreitete lateinische Fassung der Bibel.
Zelter – im Mittelalter ein leichtes Reitpferd oder Maultier, das den besonders ruhigen und für den Reiter bequemen Zeltgang (die Spezialgangarten Pass und Tölt als einseitigem Schritt) beherrschte.
Ausgaben
Der Roman wurde 1930 vom Heinrich Majer Verlag in Basel herausgegeben.[17][Anm. 19] Der Untertitel lautete Eine historische Erzählung aus dem Markgräfler Land. Nach der 2. Auflage bei Majer (1959) übernahm 1962 die Evangelische Buchgemeinde Stuttgart die nächste Auflage. Von 1979 bis 1999 erschienen vier weitere Auflagen beim Christlichen Verlagshaus in Stuttgart. Der Roman erreichte eine Gesamtauflage von 25 000 Stück und blieb damit deutlich unter der Gesamtauflage des 20 Jahre früher erschienenen Vorgängerromans Die Letzten von Rötteln (85 000).
Literatur
Käthe Papke: Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln. Eine historische Erzählung aus dem Markgräfler Land. Heinrich Majer Verlag, 1. Auflage, Basel 1930 Internet Archive
↑Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Nr. 275 vom 27. November 1930, S. 9615 Digitalisat
↑Die Familie wohnte 1883/1884 ein knappes Jahr in Bettingen bei Basel.
↑Fritz Schülin: Rötteln-Haagen: Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Siedlungsgeschichte. Lörrach 1965; S. 661/662. J. Erhardt: Burg Röteln oder die Hexe von Binzen. In: F. A. Stocker (Hrsg.): Vom Jura zum Schwarzwald, 2. Band. Aarau 1885, S. 49–53; e-periodica.
↑Zusammenstellung der Varianten der Sage von Harald Ziegler Internet Archive
↑siehe E.A. Gessler: Der Springolf, ein mittelalterliches Torsionsgeschütz, im Gebiete der nachmaligen Eidgenossenschaft.Digitalisat bei e-periodica.ch
↑Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, Nr. 275 vom 27. November 1930, S. 9615 Digitalisat
Anmerkungen
↑Bei der 3. Auflage (1962) wurde das unpassende Wappen weggelassen, aber der Schriftzug weiter verwendet.
↑Schirmherr und Präsident war der Bürgermeister, Karl Gümpel, der damals selbständigen Gemeinde Haagen; 1. geschäftsführender Vorsitzender war Willi Faißt. Es bleibt offen wen Papke getroffen hat.
↑Graf Rudolf erinnert sich im ersten Kapitel an einen Vorgang vor drei Jahren im August 1329.
↑Papke schildert die Hochzeit von Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg, die sie auf den 25. Juni 1363 datiert. In der Geschichtsliteratur findet sich für diese Hochzeit allerdings auch das Jahr 1373 (Schubring Röttler Chronik).
↑Der Sturz vom Bergfried in den nördlichen Burggraben ging in eine Tiefe von knapp 50 Meter.
↑Die Tötung des Basler Bürgermeisters durch einen der beiden Markgrafen ist historisch belegt, wobei unklar bleibt, welcher der beiden der Täter war.
↑Siehe Grössere Basler Annalen nach Schnitts Handschrift. In: August Bernoulli (Bearbeiter): Basler Chroniken, 6. Band, S. 250 und dort Fußnoten 5 und 6 im Internet Archive; in der Chronik sind weder Rudolf noch Burkhard Werner von Ramstein eindeutig als die hier gemeinten Personen eindeutig identifiziert.
↑Der Vorname der Röttler Erbtochter, die mit Markgraf Rudolf verheiratet war, ist nicht eindeutig geklärt, es könnte auch Benedicta gewesen sein.
↑Gemeint ist Burkhard II. Senn von Münsingen, Freiherr von Buchegg.
↑Für eine Ehe vor der mit Katharina von Grandson gibt es keinen Beleg.
↑gemeint ist Elisabeth von Strassberg; der Vater von Elisabeth war Imer von Straßberg
↑Für eine Tochter aus einer Ehe vor der mit Katharina von Grandson gibt es keinen Beleg.
↑Papke hat den Namen Hunoltstein von J. Erhardt: Die Burg Röteln oder die Hexe von Binzen. In: Vom Jura zum Schwarzwald, Band 2 (1885), S. 49–53 e-periodica übernommen, der eine Sage schildert. Belegt ist nur das Geschlecht derer von Hunolstein. Dieses Geschlecht war aber im Hunsrück und nicht im Elsass beheimatet. Der Vorname Ruprecht ist fiktiv.
↑Das Geschlecht der Grafen von Pfirt ist bereits 1324 ausgestorben und der Titel ging auf das Haus Habsburg über.
↑Der Vater von Elisabeth war „Imer“ von Straßberg, daher Papkes Irrtum vom Ritter Simmer.
↑Linie von Aarberg-Aarberg. Siehe Jean Grellet: Aarberg (Grafen von). In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 1, Neuenburg 1921, S. 11 pdf
↑Bettingen gehörte zur Zeit der Romanhandlung dem Fürstbistum Basel und war von diesem als Lehen an die Herren von Bärenfels vergeben. Erst 1472 wurden die Wolhusen Lehensnehmer, also deutlich nach dem Handlungszeitraum des Romans. Siehe Michael Raith: Gemeindekunde Riehen, Riehen 1980, S. 33
↑Man findet auch 1928 als Publikationsdatum, wobei es hierfür keine Belege gibt. Sowohl bei der Deutschen Nationalbibliothek als auch im Projekt historischer Roman wird 1930 angegeben und im Börsenblatt ist in den Jahren 1928 und 1929 kein Veröffentlichungsvermerk für den eisernen Markgraf zu finden. Die 2. Auflage erschien 1959, so dass der Eintrag im Börsenblatt von 1930 die 1. Auflage betreffen muss. Das Buch mit dem Erscheinungsdatum 1930 liegt auch vor, wobei dort keine Angabe über die Auflage enthalten ist. Das falsche Publikationsdatum 1928 hat seinen Grund wohl im Buch von Käthe Papke: Wie meine Bücher entstanden. Stuttgart 1951, S. 47. Hier berichtet Papke über einen Besuch auf Burg Rötteln 1928 und bemerkt: „Der freundliche Mann brachte mir dann etliche Chroniken aus der Zeit der Erben der letzten Herren von Rötteln, den Grafen von Sausenberg. Sie packten mich derart, daß in kurzer Zeit “Der eiserne Markgraf von Sausenberg-Rötteln” entstand.“ Internet Archive In den Printausgaben jener Zeit wurde das Publikationsjahr meist nicht vermerkt.