Dachpappe (auch Teerpappe) war eine mit Bitumen getränkte Pappe, die als Dachabdichtung und Feuchtigkeitssperre in Bauwerken diente. Ihre Erfindung liegt 240 Jahre zurück und heute wird keine Pappe mehr in Bitumenbahnen verwendet. Oft wurde in die Bitumenbahnen Sand, feiner Kies oder Schiefersplitt eingewalzt, um eine höhere Abriebfestigkeit und UV-Resistenz zu erreichen und die Erhitzung durch Sonneneinstrahlung zu begrenzen.
Die Dachpappe auch Asphaltpappe oder Steinpappe wurden schon 1785 in Schweden von königlichen Admiralitätsarzt Arvid Faxe (1733–1793) aus Karlskrona erfunden. Faxe hatte eine Masse mit Pappe entwickelt, aber deren Zutaten geheim gehalten. Um diese für die Dacheindeckung besser zu vermarkten, nannte er sie nicht mehr Steinpapier, sondern künstlichen Schiefer.[2] Im Jahr 1791 erfand Michael Kag in Mühldorf am Inn seine Dachpappe, wobei Kag die Pappe in Ölfirnis tränkte und dann Staubmehl aufbrachte. Später erkannte er, das Produkt mit Steinkohlenteer viel günstiger zu produzieren waren.[3]
Der preußischen Architekten David Gilly (1748–1808), beschrieb in seinem Werk von 1805 Handbuch der Land-Bau-Kunst die Entwicklung der Bedachungen aus Varianten mit Pappe.[4]
1792 in Breslau, Steinpappe von Ober-Landschafts-Rendant F. Herzberg.[5]
1797 in Frankreich, Künstlicher Schiefer von Garbeur.[6]
Im Jahr 1837 erfand der jüdisch-preußischer Regierungsbauinspektor Salomo Sachs die Dacheindeckung aus Papier, Pech und Teer und beschrieb in seiner Abhandlung, Anweisung zur Anfertigung einer neuen völlig feuerfesten und absolut wasserdichten Dachdeckung für ganz flache Dächer (Altane), die Herstellung, Handhabung und Vorteile gegenüber den Lehmdächern von Dorn. Darin beschrieb Sachs erstmals die geteerte Dachpappe und kann demzufolge wohl als deren preußischer Erfinder betrachtet werden.[8] Wenige Jahre später im Jahr 1841 wurde die Methode vom Neustrelitzer Architekten Friedrich Wilhelm Buttel, ein Mitarbeiter von Schinkel, wieder aufgegriffen und verbessert. Dies veröffentlichte Buttler in seinem Werk Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden.[9]
Historische Bestandteile und Rezepturen
Gardeur Frankreich - gestoßene Pappe, fasrige Anteile von Pflanzen, wie der Sonnenblume und großer Nesseln, Hammerschlag (Eisenoxid), tränken der Pappe in Oel (huile siccative).[6]
Faxe Schweden – Bestandteile nach chemischen Analysen von Sorrius, zwei Teile Kalk, eisenhaltige Erde, Naturoel, zwei Teile Papiermasse.[10]
Bestandteile nach Analysen vom Russisch kaiserlichen Hofrat Georgi - naturelle, zartwollige Substanzen, Knochenleim, Papier (Zeug bei den Papiermachern genannt), Naturoele für die Festigkeit, wie Leinoel. Roter Ton (Bolus), weißer Ton, weiße Kreide, Eisenvitriol, Tischlerleim[11]
Begriffserklärung
Dachpappe ist ein umgangssprachlicher Oberbegriff für zwei Ausführungen von Dichtungsbahnen:
Dachdichtungsbahnen haben ein niedrigeres Flächengewicht und eignen sich nicht dazu, ohne Zugabe von flüssigem Bitumen heiß mit der Unterlage verschweißt zu werden, denn der Bitumengehalt ist zu gering, um eine sichere Einbettung und spätere Dichtheit der Bahn zu gewährleisten. Sie sind einseitig, meist aber beidseitig, mit Sand oder Schieferplättchen bestreut. Dachabdichtungsbahnen werden genagelt, mithilfe von Bitumenklebemasse verklebt oder lose verlegt und durch Auflast gesichert. Alternativ sind kaltselbstklebende Bitumenbahnen erhältlich.
Schindelförmig formgestanzte Dachbahn-Streifen ergeben ein attraktiveres Erscheinungsbild als unstrukturierte Dachbahnen und können auch auf gewölbten Dächern eingesetzt werden. Als Preolitschindeln wurden sie in der DDR bezeichnet.
Auch heute findet man noch weltweit Dächer alter Industriegebäude oder Lagerhallen, die mit teergetränkten Dachbahnen überzogen sind. Auf Grund der verschiedenen, teils giftigen Stoffe ist bitumenhaltige, aber vor allem teerhaltige Dachpappe ein Sonderabfall und erfordert eine fachgerechte Entsorgung.[16]
Literatur
Friedrich Wilhelm Buttel: Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Barnewitz, Neubrandenburg 1842.
E. Luhmann, R. Eßlinger: Die Fabrikation der Dachpappe und der Anstrichmasse für Pappdächer. 3. Auflage. Hartleben, Wien 1929 (Chemisch-technische Bibliothek. Band 106).
Bernd Binné u. a.: Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen, abc der Bitumenbahnen, 3., überarbeitete Auflage, vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-9801831-4-7
↑Georg Lunge: Die Industrie des Steinkohlentheers und Ammoniaks Bände 1 – 2. F. Vieweg und Sohn, Braunschweig 1899, S.279 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S.325 (google.de).
↑Georg Lunge: Die Industrie des Steinkohlentheers und Ammoniaks Bände 1 – 2. F. Vieweg und Sohn, Braunschweig 1899, S.274 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst
vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2 - Abschnitt Von Bedeckung der Dächern. Vieweg, Braunschweig 1805, S.313 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2 Verlag= Vieweg. Braunschweig 1805, S.334 (google.de).
↑ abDavid Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S.333 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst
vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2. Vieweg, Braunschweig 1805, S.344 (google.de).
↑Salomo Sachs: Anweisung zur Anfertigung einer neuen völlig feuerfesten und absolut wasserdichten Dachdeckung für ganz flache Dächer (Altane). Förstner, Berlin 1837, S.22 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2 - Abschnitt Von Bedeckung der Dächern. Vieweg, Braunschweig 1805, S.328 (google.de).
↑David Gilly, Daniel Gottlieb Friderici: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen. Teil 2 - Abschnitt Von Bedeckung der Dächern. ieweg, Braunschweig 1805, S.327 (google.de).
↑Karl Bergmann, Walter Pieczonka, Werner Schneider: Kohlenwasserstoff-Emissionen bei der Herstellung von Bitumen-Dachbahnen. Staub – Reinhalt. Luft, 49 (1989) Nr. 1, S. 25–28.