Christoph Ingenhoven wurde 1960 in Düsseldorf geboren und studierte von 1978 bis 1984 Architektur an der RWTH Aachen und von 1980 bis 1981 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Hans Hollein. Ingenhoven stammt aus einer Architektenfamilie, bereits sein 2005 verstorbener Vater Robert Ingenhoven arbeitete als Architekt. Auch sein Bruder Oliver Ingenhoven ist mit einem eigenen Architekturbüro in Neuss tätig. 1985 machte sich Christoph Ingenhoven selbständig. Sein Architekturbüro firmiert heute unter dem Namen christoph ingenhoven architects und hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf.[1][2]
Internationale Anerkennung erhielt sein Architekturbüro 1997 mit dem Entwurf eines der ersten ökologischen Hochhäuser weltweit, dem RWE Turm in Essen.[3][4] Bereits 1991 erhielt der damals 31-Jährige Ingenhoven große Beachtung, als er mit seinem Team im internationalen Wettbewerb zum Commerzbank Tower in Frankfurt/M. neben Norman Foster von der Jury prämiert wurde. Dass letztlich Foster mit dem Bau des Hochhauses beauftragt wurde veranlasste Frei Otto zu einer öffentlichen Stellungnahme, in der er sich für den Entwurf des jungen deutschen Architekten aussprach.[5][6]
Zu den wichtigsten ausgeführten Bauten Ingenhovens gehören u. a. die Europäische Investitionsbank in Luxemburg, das Lufthansa Aviation Center am Frankfurter Flughafen, die Hauptverwaltung der Daniel Swarovski Corporation am Zürichsee, das Oeconomicum in Düsseldorf sowie das Hochhaus 1 Bligh in Sydney. Dieses wurde als erstes Hochhaus in Sydney mit einer Six-Star World Leadership Zertifizierung des australischen Öko-Standards green star ausgezeichnet.
1997 setzte sich Ingenhoven in einem internationalen Wettbewerb für den Um- und Neubau des Stuttgarter Hauptbahnhofes gegen 125 Teilnehmer durch. Die Bauarbeiten begannen 2010.[7][8][9][10]
Christoph Ingenhoven verfolgt einen Ansatz nachhaltiger Architektur, der höchste ökologische und baukulturelle, künstlerische Ziele anstrebt. Die baulichen Entwürfe sehen die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Sonnenlicht, Erdwärme, Regenwasser sowie die Klimatisierung durch natürliche Ventilation vor und passen sich möglichst ortsspezifisch den umgebenden (Stadt-)Landschaften an.[11][12] Ingenhoven nennt sein Konzept einer ganzheitlich gedachten, interdisziplinären, nachhaltigen Architektur supergreen. Über die ökologischen Aspekte hinaus schließt das supergreen-Konzept auch soziale und humanistische Aspekte ein.[13][14][15]
Auszeichnungen
Christoph Ingenhoven hat für seine Projekte zahlreiche nationale und internationale Preise und Anerkennungen erhalten, u. a. den Holcim Awards Gold Sustainable Construction für den Hauptbahnhof Stuttgart und den Internationalen Hochhaus-Preis 2012/2013 für 1 Bligh, Sydney.[16][17] Mehrere seiner Projekte wurden mit MIPIM und WAF Awards ausgezeichnet. 2023 erhielt der Lanserhof Sylt sowohl einen MIPIM, als auch einen WAF Award.[18][19][20]
Die Sächsische Akademie der Künste verlieh Christoph Ingenhoven am 26. September 2019 den Semperpreis.[21] 2022 wurde er in Athen mit dem European Prize for Architecture ausgezeichnet.[22][23] Mit der Goldenen Blume erhielt Ingenhoven 2023 als erster Architekt den ältesten Umweltschutzpreis Deutschlands.[24][25] 2024 erhielt er vom AW-Magazin die Auszeichnung AW Architekt des Jahres.[26] Im Zuge dieser Auszeichnung eröffnete am 19. Juli 2024 im Aedes Architekturforum in Berlin die Ausstellung Stuttgart Main Station. Ein Jahrhundertprojekt wird Realität.[27][28]
Christoph Ingenhoven: Stadt neu denken - Es liegt an uns zu handeln! In: Heike Leitschuh u. a. (Hrsg.): Das Zeitalter der Städte. Jahrbuch Ökologie. Hirzel, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7776-3032-8
Christoph Ingenhoven, Klaus Englert: „Eine Million Bäume für Düsseldorf“. In: Klaus Englert (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. DOM publishers, Berlin 2022, ISBN 978-3-86922-341-4.
Christoph Ingenhoven: Arbeiten am Raumschiff Erde oder: Die grüne Agora. In: Peter Weibel (Hrsg.): "Von Morgenröten, die noch nicht geleuchtet haben". Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-46943-9.
Stefan Altenschmidt, Christoph Ingenhoven, Michaela Lambertz, Peter Mösle (Hrsg.): Praxishandbuch Green Building. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-027517-9.
Kristin Feireiss (Hrsg.): Energies. Birkhäuser Verlag, Basel / Boston / Berlin 2002, ISBN 3-7643-6667-2.
Ingenhoven Overdiek und Partner (Hrsg.): 1/1 Architektur und Design. Neue Synergien. Birkhäuser Verlag, Basel / Boston / Berlin 2001, ISBN 3-7643-6466-1.
Wolfgang Pehnt, Christoph Ingenhoven: Ingenhoven Overdiek und Partner Architekten 1991–1999. Birkhäuser Verlag, Basel / Boston / Berlin 2000, ISBN 3-7643-5839-4.
Christoph Ingenhoven, Jürgen Overdiek: Ingenhoven, Overdiek und Partner. H. M. Nelte, Düsseldorf 1995, ISBN 3-9803466-5-X.
↑Susanne Beyer, Ulrike Knöfel, Simone Salden: Stuttgart 21-Architekt über Baukosten: 10 Milliarden sind es doch längst. In: Der Spiegel. 17. Dezember 2017, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. März 2023]).
↑Benedikt Schulz: Aus der Begründung der Jury. Hrsg.: Sächsische Akademie der Künste. Semperpreis 2019. Christoph Ingenhoven. Dresden 2023, ISBN 978-3-934367-31-9, S.9–10.
↑Margitta Buchert: Landschaftlichkeit als Architekturidee. Jovis, Berlin 2022, ISBN 978-3-86859-695-3, S.136–155.
↑Christoph Ingenhoven: Stadt neu denken - Es liegt an uns zu handeln! In: Achim Brunnengräber, Heike Leitschuh u. a. (Hrsg.): Das Zeitalter der Städte. Jahrbuch Ökologie. Hirzel, Stuttgart 2022, ISBN 978-3-7776-3032-8, S.215–220.
↑ca. 20. Jh. HerausgeberIn: Ingenhoven Green Heart Marina One Singapore - architecture for tropical cities. Hrsg.: Kristin Feireiss, Hans-Jürgen Commerell. Berlin 2017, ISBN 978-3-943615-45-6.
↑Klaus Englert: Von der barocken Gartenstadt zur Green City. In: Architekturführer Düsseldorf. DOM publishers, Berlin 2022, ISBN 978-3-86922-341-4, S.4–67.