Christian Ludwig Boßler entstammte dem ursprünglich forstlich geprägten Teil des südhessischen Boßler des Stammes Rüde. Er wurde in Darmstadt als Sohn des Schuhmachermeisters und Privatiers (Partikuliers) Georg Ludwig Boßler[1] (1784–1863), eines Sohnes des Jägers Georg Konrad Boßler (1743–1793) aus Reinheim, und dessen Gattin Dorothee Boßler geb. Nold (1787–1855), einer Tochter des Schuhmachermeisters Christian Ludwig Nold, geboren.[2][3]
Durch seine mütterliche Großmutter Susanna Margaretha geborene Fahr (1761–1811),[4] zählte Boßler über die Linie der Urgroßmutter einer geborenen Castritius von Stockstadt[5] zu den Nachkommen des Präzeptors am Darmstädter Pädagogium und nachmaligen Pfarrers zu Stockstadt am Rhein Wilhelm Castritius (1641–1681).[6][7]
Seit 1838 war Boßler mit Mathilde Hegar († 1895), der Tochter des hessen-darmstädtischenHofmedikus Dr. Johann August Hegar (1794–1882), verheiratet. Mit seiner Gattin hatte er die beiden Söhne Ludwig August (1838–1913) und Karl Boßler (1840–1890), die ebenfalls promovierte Gymnasiallehrer waren.[8][9][10]
Christian Boßler zählte 1847 und 1866 zu denjenigen Staatsbürgern, die den ökonomischen Bedingungen des großherzoglichen Geheimen Staatsministeriums entsprachen, um überhaupt für den hessischen Landtag kandidieren zu dürfen.[14][15]
Seine Promotion zum Dr. phil. mit der Dissertation: De gentibus et familiis Atticae sacerdotalibus reichte er als Christianus Ludovicus Bossler am 30. Dezember 1832 an der Universität Gießen ein.
Lehrtätigkeit am Ludwig-Georgs-Gymnasium
Christian Ludwig Boßler wurde nach seiner Promotion Hilfslehrer am Ludwig-Georgs-Gymnasium Darmstadt, der Schule, an welcher er selbst das Abitur abgelegt hatte. 1833 wurde er als ordentlicher Gymnasiallehrer in das Kollegium des großherzoglichen Gymnasiums zu Darmstadt aufgenommen.
Es folgte am 23. Juni 1853 die Verleihung des Professorentitels und am 5. Mai 1858 wurde Christian Boßler zum Direktor der humanistisch geprägten Anstalt ernannt. Er folgte damit auf Julius Karl Friedrich Dilthey und blieb als Direktor bis zum 3. Januar 1876 Leiter des traditionsreichen Instituts.[17] Boßler, der ein Nachfahre des Rechtsgelehrten Matthias Castritius gewesen ist, stand nun dem Gymnasium als Direktor vor, an dem bereits mit Wilhelm Castritius einer seiner Vorfahren lehrte.[18]
Nach Christian Ludwig Boßler war ein Stipendium am Ludwig-Georgs-Gymnasium Darmstadt benannt. Die Aula des Gymnasiums zierte außerdem eine Büste des Direktors Boßler, in dessen Amtszeit sich die Anzahl der Schüler an der von ihm geleiteten humanistischen Bildungsanstalt verdreifachte. Seine Schüler nannten den gelehrten Gymnasialdirektor wegen seines gepflegten Auftretens Dopp, was sich auf Pomadentopf bezieht.[25]
De gentibus et familiis Atticae sacerdotalibus. Dissertation, C. W. Leske, Darmstadt 1833, (OCLC11079246).
Metrik in Beispielen; ein Lesebuch zur Einübung der gebräuchlichsten antiken Rhythmen und Versmasse in griechischer, lateinischer und deutscher Sprache, für ober Gymnasialclassen und zum Privatstudium, G. Jonghaus, Darmstadt 1843, (OCLC24506187).
Zum Andenken an Dr. Julius Karl Friedrich Dilthey, Professor und Direktor des Großherzoglichen Gymnasiums in Darmstadt, Darmstadt 1857, (OCLC761514435).
Marcus Fabius Quintilianus Zwölf Bücher Anleitung zur Beredtsamkeit, Band 1–12, Römische Prosaiker in neuen Übersetzungen, J. B. Metzler, Stuttgart 1863–1865, (OCLC953964273).
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
Eduard Mushacke: Deutscher Universitäts- und Schul-Kalender – auf die Zeit vom 1. Oktober 1871 bis 31. März 1873. Der astronomische und kirchliche Kalender, Band 21, Verlag Wilhelm Schulze, Berlin 1872, S. 275 (Digitalisat).
IV. Zur Chronik des Gymnasiums. In: Programm des Großherzoglichen Gymnasiums zu Darmstadt. Darmstadt 1875–1876, S. 15 (Digitalisat).
Wilhelm Baur: Lebenserinnerungen – Mit Einleitung und Erläuterungen von Karl Esselborn. Selbstverlag Baur, Darmstadt 1911, S. 293 (Digitalisat).
Max Rieger: Unter dem Direktorate Diltheys 1840–1845. In: Schulerinnerungen ehemaliger Darmstädter Gymnasiasten – Zur Dreihundertjahrfeier des Ludwig-Georgs-Gymnasiums. Herausgegeben von Karl Esselborn, Wintersche Buchdruckerei, Darmstadt 1929, (OCLC174395430), S. 236–242.
Karl Esselborn: Dilthey. – Boßler. In: Hessische Biographien, Band 3. Herausgegeben von Herman Haupt, Dr. Sändig Verlag, Walluf bei Wiesbaden 1973, ISBN 3-500-26830-7, S. 109–113.
↑Hofbuchdruckerei Ernst Bekker (Hrsg.): Adress-Buch der Residenz Darmstadt. Hofbuchdruckerei Bekker, 1854, ZDB-ID 984680-3, S.11 (Digitalisat).
↑Karl Esselborn, Georg Lehnert: Hessische Biographien. Hrsg.: Herman Haupt. Unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1934. Band3. Dr. Martin Sändig oHG, Walluf 1973, ISBN 3-500-26830-7, S.109–110.
↑Wilhelm Stuckert: Reinheimer Hausplätze innerhalb der ehemals befestigten Stadt und Ihre Besitzer. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Reinheim. Reinheim 2008, OCLC263434037, S.98.
↑Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verstorbene in voriger Woche. In: Gottfried Eylau (Hrsg.): Darmstädtisches Frag- und Anzeigungs-Blättgen. 23. Oktober 1760, ZDB-ID 3112513-X (Digitalisat).
↑Jörg Hartung: Familienbuch Stockstadt am Rhein 1643 – 1900. Forum Verlag, Riedstadt 2005, ISBN 3-937316-09-4, S.40–42.
↑Wilhelm Diehl: Beiträge zur Geschichte hessischer Pfarrerfamilien. In: Karl Kiefer (Hrsg.): Frankfurter Blätter für Familiengeschichte. Dritter Jahrgang. Englert & Schlosser, Januar 1910, ZDB-ID 983030-3, 83. Castritius, S.1–2 (Digitalisat).
↑ abcdKarl Esselborn, Georg Lehnert: Hessische Biographien. Hrsg.: Herman Haupt. Unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1934. Band3. Dr. Martin Sändig oHG, Walluf 1973, ISBN 3-500-26830-7, S.110.
↑Eduard Mushacke (Hrsg.): Deutscher Schul-Kalender für 1873. XXII. Jahrgang. II. Theil. Wilhelm Schulze, 1873, ZDB-ID 2959628-2, S.72, 268 (Digitalisat).
↑Ludwig Boßler (Hrsg.): Jahresbericht über das Collegium zu Weissenburg im Elsass für das Schuljahr 1871–1872. Verlag Wentzel, Weissenburg 1872, S.5 (Digitalisat).
↑Paul Wätzold: Stammliste der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungs-Wesen – Im Auftrage der Medizinal-Abteilung des Königlichen Kriegsministeriums unter Benutzung amtlicher Quellen. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1910, S.392 (Digitalisat).
↑Ludwig-Georgs-Gymnasium (Hrsg.): 325 Jahre Ludwig-Georgs-Gymnasium Darmstadt. Darmstadt 1954, OCLC81634760, S.28–29.
↑Karl Esselborn, Georg Lehnert: Hessische Biographien. Hrsg.: Herman Haupt. Unveränderter Neudruck der Ausgabe von 1934. Band3. Dr. Martin Sändig oHG, Walluf 1973, ISBN 3-500-26830-7, S.111.
↑Wilhelm Uhrig: Geschichte des Großherzoglichen Gymnasiums zu Darmstadt. Hrsg.: Historischer Verein für das Großherzogthum Hessen. Hofbuchhandlung Klingelhöffer, Darmstadt 1879, OCLC614361237, S.107 (Digitalisat).
↑Winfried Becker: Georg von Hertling 1843–1919. Jugend und Selbstfindung zwischen Romantik und Kulturkampf. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1981, ISBN 3-7867-0882-7, S.29.
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↑Heinrich Wolf: Familienbuch Reichelsheim 1643–1875. Hrsg.: Andreas Stephan. 1. Auflage. Band2 – Mit Pfaffen-Beerfurth, Reichelsheim, Rohrbach, Unter-Ostern und den Verzeichnissen. GENDI-Verlag, Otzberg 2018, ISBN 978-3-946295-61-7, S.969f.
↑Marcel Boßler: Der berühmte Sturm-und-Drang-Dichter Friedrich Maximilian von Klinger aus Frankfurt mit geklärten Odenwälder Wurzeln. In: Hessische familiengeschichtliche Vereinigung e. V. (Hrsg.): Hessische Genealogie. Jahrgang 3, Heft 2, 2020, ISSN2626-0220, S.28.
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