Braunschweigische Maschinenbauanstalt![]() Die BMA Braunschweigische Maschinenbauanstalt GmbH, mit Sitz in Braunschweig, ist ein international agierender Hersteller von Maschinen und Anlagen für die Zuckerindustrie. Mit Maschinen zur Zuckerfabrikation aus Zuckerrüben, Zuckerrohr und Rohzucker, die in mehr als 50 Prozent der Zuckerfabriken weltweit im Einsatz sind[1], nimmt das Unternehmen eine wichtige Position in der Branche ein. Gegründet im Jahr 1853 gilt BMA als das älteste produzierende Maschinenbauunternehmen in Norddeutschland.[2] GeschichteGründungsjahre und Fokus auf ZuckerindustrieAm 12. April 1853 gründeten Friedrich Seele (Inhaber der Eisenhandlung Wullbrandt & Seele), Friedrich Lorenz Schöttler (ehemaliger Direktor der Gräflich Stollberg’schen Maschinenfabrik in Magdeburg), Wilhelm Hasenbalg (Eisenbahnbeamter) und Christian Pommer (Herzoglicher Hufschmied) in Braunschweig die Firma „F. Seele & Comp.“, aus der später BMA hervorging. Ursprünglich auf dem angekauften Grundstück „vor dem Wilhelmithore“ auf den Bau von Eisenbahnwagen fokussiert, wandte sich das Unternehmen ab 1863 dem Maschinenbau zu, insbesondere für die aufstrebende Rübenzuckerindustrie in der Region und im Herzogtum Braunschweig. Die steigende Nachfrage nach Maschinen und Apparaten für die Zuckerproduktion eröffnete BMA in den 1860er Jahren erhebliche Wachstumsmöglichkeiten und trug gleichzeitig zur Entwicklung der deutschen Wirtschaft bei. Das Unternehmen etablierte sich schnell mit der Lieferung von schlüsselfertigen Industrieanlagen, unter anderem für die Zuckerfabrik Barum. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg war die frühzeitige Spezialisierung auf das Diffusionsverfahren zur Saftgewinnung aus Zuckerrüben, das BMA einen technologischen Vorsprung verschaffte. Die praktische Erprobung dieses Verfahrens zeigte schnell signifikante Erfolge. Auf dem Gebiet des Diffusionsanlagenbaus übernahm man eine führende Rolle im Deutschen Reich. Mehr als ein Drittel aller deutschen Diffusionsanlagen zwischen 1864 und 1887 kam aus den Werkhallen, was die Grundlage für die spätere Expansion auf den internationalen Exportmärkten bildete.[3] Wandel zur AktiengesellschaftDer Wandel zur Aktiengesellschaft im Jahr 1870 markierte einen Wendepunkt für BMA. Nach der Umfirmierung in „Braunschweigische Maschinenbauanstalt“ und mit einem Startkapital von 250.000 Talern konnte das Unternehmen nicht nur seine Produktivität steigern, sondern auch eine ausgeprägte Exportorientierung entwickeln.[4] Diese strategische Neuausrichtung führte dazu, dass in den 1870er Jahren bis zu 85 Prozent des Gesamtumsatzes aus dem Exportgeschäft stammten, wodurch BMA zu einem global agierenden Maschinenbauunternehmen avancierte. Frühe internationale Projekte beinhalteten die Lieferung einer Diffusionsfabrik nach Kalifornien im Jahr 1871 und den Aufbau von drei Rohrzuckerfabriken auf Formosa (heute Taiwan) zwischen 1907 und 1911. Darüber hinaus erweiterte BMA seine Präsenz mit Projekten in Harbin (China) und Südamerika. Diese Aufträge unterstreichen nicht nur die internationale Reichweite des Unternehmens, sondern auch seinen Beitrag zur Weiterentwicklung technologischer Verfahren in der Zuckerindustrie.[3] Expansion und DiversifikationIm späten 19. und frühen 20. Jahrhundert passte BMA das Produktangebot an sich verändernde Marktbedürfnisse an und erweiterte es entsprechend. 1889 markierte den Einstieg in die Herstellung von Anlagen für die Spiritusindustrie, ein Schritt, der ein neues Segment in der Produktpalette des Unternehmens begründete. Ein großer Erfolg war der Gewinn des ersten Preises für Brennereiapparate auf der Weltausstellung 1893 in Chicago, ein Ereignis, das die Exporte in Länder wie Schweden, Spanien, Russland und Amerika maßgeblich steigerte. Die Diversifikationsstrategie von BMA fand ihre Fortsetzung im Jahr 1904 mit der Aufnahme der Produktion von Ausrüstungen für die Stärke- und Stärkezuckerindustrie, einschließlich Extraktions- und Entfettungsanlagen.[3] Rezession und Zweiter WeltkriegAuch BMA, als größter Betrieb der braunschweigischen Maschinenbauindustrie, war von den wirtschaftlichen Turbulenzen Ende der 1920er Jahre betroffen. Die allgemeine Rezession und Inflation der Weimarer Republik zogen das Unternehmen in Mitleidenschaft. Trotz der schwierigen Umstände gelang es, die Produktion schrittweise wieder zu steigern. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte abermals zu gravierenden Veränderungen: Während anfänglich ein Teil der herkömmlichen Produktionslinien beibehalten werden konnte, sah sich BMA zunehmend gezwungen, auf Kriegsproduktion umzurüsten. Die strategische Lage der Produktionsstätten nahe dem Braunschweiger Bahnhof führte ab dem Frühjahr 1944 zu einer zunehmenden Bedrohung durch Luftangriffe. Kurz vor Kriegsende, am 3. März 1945, wurde das Werk durch einen massiven Bombenangriff fast vollständig zerstört.[3] Neubeginn und Wachstum nach 1945Der Wiederaufbau bei BMA begann unter der Leitung von Hans-Christoph Seebohm, dem späteren Bundesverkehrsminister. Trotz der Zerstörungen des Krieges gelang es dem Unternehmen, schon im Sommer 1945 mit 300 Mitarbeitern die Produktion wieder aufzunehmen. Anfangs konzentrierte man sich auf Reparaturaufträge, um die Zuckerindustrie wieder in Gang zu setzen, und trotz einiger anfänglicher Schwierigkeiten erholte sich das Exportgeschäft allmählich. Eine wichtige Rolle spielte dabei die enge Zusammenarbeit mit lokalen Zuckerfabriken, die die wirtschaftliche Stärkung von BMA unterstützte. Bis zum hundertjährigen Jubiläum im Jahr 1953 hatte sich das Unternehmen deutlich erholt, mit etwa 1000 Mitarbeitern und einer Produktion, die sich im Vergleich zur Vorkriegszeit um das Fünffache erhöht hatte.[3] In den 1960er Jahren erreichte BMA einen Beschäftigungshöhepunkt mit 300 Ingenieuren und 1500 Arbeitern, was das Wachstum des Unternehmens in der Nachkriegszeit unterstreicht.[5] Erweiterung der GeschäftsfelderIn der Nachkriegszeit erweiterte BMA die Geschäftstätigkeiten durch die Erschließung neuer Produktionsbereiche. 1949 ermöglichte die Eingliederung des Dippe-Werks in Schladen den Einstieg in die Herstellung von Apparaten und Anlagen für die chemische Industrie. 1962 verstärkte die Übernahme der Balco-Filtertechnik GmbH das Portfolio im Bereich der Filtrationstechnik. Weitere wichtige Akquisitionen waren die Starcosa Maschinen- und Apparatebau GmbH im Jahr 1972 und die Trocknungs-Anlagen Gesellschaft mbH (TAG) im Jahr 1977.[3] BMA heuteAls Anbieter von Maschinen und Anlagen für die Zuckerindustrie deckt BMA heute eine breite Palette von Kernprozessen ab, darunter die Extraktion, Verdampfung, Kristallisation und Trocknung. In seinem Technikum in Braunschweig widmet sich das Unternehmen der Forschung und Entwicklung von Kristallisationsverfahren für verschiedene Zuckerarten und Zuckerersatzstoffe. Außerdem werden thermische Trocknungsmethoden für Biomasse- und Lebensmittelprodukte sowie mechanische Trennprozesse erforscht, die in der Zuckerproduktion verwendet werden.[6] BMA hatte im Februar 2024 mehr als 600 Mitarbeiter in über 80 Ländern. Bis zu diesem Zeitpunkt hat es weltweit den Aufbau von über 400 Zuckerfabriken sowie zahlreiche Einzelkomponenten realisiert.[7] Im Jahr 2018 wurde BMA von der Salzgitter Maschinenbau AG übernommen.[8] Seit dem Jahr 2022 gehört das Unternehmen zur Münchner Beteiligungsgesellschaft Auctus.[9] Im Jahr 2024 änderte das Unternehmen die Rechtsform von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH.[10] ErzeugnisseZu den Produkten gehören Extraktionsanlagen für Zuckerrüben,[11] Diffuseure für Zuckerrohr,[12] Zuckertrocknungs- und Kühlanlagen, Verdampfer, kontinuierliche und diskontinuierliche Kristallisation, kontinuierliche und diskontinuierliche Zentrifugen, Zuckertrocknungs- und -kühlanlagen sowie Pumpen. Die Exportquote beträgt ca. 90 % und die Aktivitäten erstrecken sich auf mehr als 80 Länder. TochtergesellschaftenBMA Automation GmbH in BraunschweigBMA Automation wurde 2004 in Braunschweig gegründet und fasst die elektrotechnischen Aktivitäten der BMA-Gruppe zusammen: MSR- und Antriebstechnik; Prozessleitsysteme; Hardware-Konstruktion; Software; Visualisierung; Schaltanlagenbau; Inbetriebnahme; Service und Wartung – lokal und weltweit für die BMA-Gruppe und für Drittkunden. Hauptkunden sind der Maschinenbau, die Zuckerindustrie und die Lebensmittelbranche. Weitere Tochtergesellschaften
Siehe auchLiteratur
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Braunschweigische Maschinenbauanstalt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Koordinaten: 52° 15′ 17,9″ N, 10° 30′ 59,3″ O |
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