Die Diözese San Leone umfasste die Kleinstadt San Leone im heutigen Weiler Galloppà im Gebiet der Gemeinde Scandale in der Provinz Crotone, und einige heute ebenfalls verschwundene Weiler in der Umgebung. Die Kathedrale (Bischofskirche) war dem heiligen Bischof von Catania, Leo von Catania, auch der Wundertäter (Thaumaturgos) genannt, geweiht. Er war auch Schutzpatron der Diözese. Von Stadt und Kathedrale San Leone sind heute keine oberirdischen Reste mehr vorhanden.
Geschichte
Wann genau das Bistum San Leone gegründet wurde, ist nicht bekannt. Das Bistum fehlt noch im Verzeichnis Provinciale Vetus von 1190, einer Aufzählung süditalienischer Bistümer. Der erste urkundlich genannte Bischof nahm 1215 am Vierten Laterankonzil teil; leider ist dessen Name nicht bekannt. Die Gründungszeit des Bistums kann also auf den Zeitraum 1190 bis 1215 eingeengt werden. Die Diözese war dem Erzbistum Santa Severina als Suffraganbistum unterstellt. In der Diözese ist bis ins 14. Jahrhundert der griechische Ritus dokumentiert.
Der erste namentlich erwähnte Bischof ist ein gewisser Filippo/Philippus, der 1223 nachgewiesen ist.[2] Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Philippus bereits der Bischof von San Leone war, der 1215 am Vierten Laterankonzil teilgenommen hat.
Das Bistum war vergleichsweise sehr arm, und daher wurde Bischof Geminiano 1404 durch Papst Innozenz VI. von der Zahlung der Abgabe an den Heiligen Stuhl befreit. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts entvölkerte sich die Gegend durch Kriege und örtliche Unruhen immer mehr. Die Kleinstadt San Leone wurde von den Türken zerstört[3] und wurde nicht wieder aufgebaut.
Schon 1449 und 1452 versuchte Papst Nikolaus V. die Diözese San Leone zu unterdrücken, was jedoch nicht zustande kam. Der Bischofstitel wurde weiterhin verliehen, obschon das Bistum quasi nicht mehr existierte und auch keine Einnahmen mehr vorhanden waren. Schon damals war das Bistum San Leone fast nur noch ein Titularbistum.
Der letzte Bischof von San Leone war Alvaro Magelanes, der im Jahr 1566 nach nur etwa einjähriger Amtszeit starb. Im Mai 1566 übertrug Papst Pius V. die Verwaltung der Diözese San Leone zunächst dem gerade neu gewählten Erzbischof von Santa Severina, Giulio Antonio Santorio. Der Bischof von Umbriatico, Pietro Bordone, erhielt den Auftrag die Diözese San Leone zu visitieren und einen Bericht über deren Zustand zu verfassen. Dieser Bericht scheint sehr negativ ausgefallen zu sein, denn am 7. oder 27. November 1571 wurde das Bistum San Leone schließlich auf Beschluss von Papst Pius V. aufgelöst und mit dem Erzbistum Santa Severina vereinigt. Am 26. August 1572 gingen der Prokurator und Generalvikar des Erzbischofs Giulio Antonio Santori und der Priester Antonio Grignetto mit einem Dutzend Zeugen an den Ort der früheren Stadt und der Kathedrale San Leone. Er ließ feststellen, dass das Bistum nicht mehr existierte und übernahm im Namen seines Vorgesetzten die Rechte des aufgehobenen Bistums. In der Verfügung zur Aufhebung des Bistums San Leone durch Pius V. wurde bestimmt, dass an der Stelle der früheren Kathedrale San Leone ein Kreuz errichtet werden musste, und in der Kathedrale von Santa Severina musste eine Kapelle eingerichtet werden, die dem Heiligen San Leone gewidmet wurde.[4]
↑ abPietro De Leo: Per la storia dell'episcopato e delle classi dirigenti nella Calabria medievale. Archivio storico per la Calabria e la Lucania, 65: 21-30, 1998, hier S. 23.
↑Domenico Taccone-Gallucci: Regesti dei Romani pontefici per le Chiese di Calabria. Vatikanische Druckerei, Rom, 1902, S. 379.
↑Simonetta Valtieri: Storia della Calabria: cattedrali di Calabria, Band 5. Gangemi, Rom 2002, hier S. 217.
↑ abcdefghiConrad Eubel: Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificium, S. R. E. Cardinalium, Ecclesiarum Antistitium Serie ab anno 1198 usque ad annum 1431 perducta e documentis tabularii praesertim vaticani collecta, digesta, edita. Druckerei Regensberg, Münster 1913 Online bei Google Books, S. 302/03
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyGiuseppe Cappelletti: Le chiese d'Italia dalla loro origine sino ai nostri giorni. Band 21. Giuseppe Antonelli, Venedig, 1870, hier Bistum San Leone S. 254-256 Online bei Google Books.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwFerdinando Ughelli: Italia sacra sive de Episcopis Italiae, et Insularum adjacentium, Tomus IX (complectens Metropolitanas, earumque suffraganeas Ecclesias, que in Salentiae, ac Calabriae Regni Neapolitani clarissimis Provinciis continentur). 2. vermehrte und verbesserte Auflage, Sebastianum Coleti, Venedig, 1721, S. 512–516 Online bei Google Books
↑ abcConrad Eubel: Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificium, S. R. E. Cardinalium, Ecclesiarum Antistitium Serie ab anno 1431 usdque ad annum 1503 perducta e documentis tabularii praesertim vaticani collecta, digesta, edita. Druckerei Regensberg, Münster 1914, S. 103.
↑ abcdefghijklmConrad Eubel: Hierarchia catholica medii aevi sive summorum pontificium, S. R. E. Cardinalium, Ecclesiarum Antistitium series: e documenti tabularii praesentim Vaticani. 3. Saeculum XVI ab anno 1503 complectens. Druckerei Regensberg, Münster 1910, S. 130.