Bistum NicastroKoordinaten: 38° 59′ N, 16° 19′ O Das (ursprüngliche) Bistum Nicastro (lat., Dioecesis Neocastrensis) war eine Diözese der römisch-katholischen Kirche mit Sitz in der Stadt Nicastro in der Provinz Catanzaro in der Region Kalabrien (Italien). Das Bistum existierte wahrscheinlich bereits im 9. Jahrhundert. 1818 wurde das Bistum Martirano mit dem Bistum Nicastro vereinigt; das vereinigte Bistum wurde zunächst weiter Bistum Nicastro genannt. 1968 wurde Nicastro zusammen mit den Orten Sambiase und Sant'Eufemia Lamezia zur neuen Stadt Lamezia Terme zusammengeschlossen. 1986 wurde das vereinigte Bistum Nicastro schließlich entsprechend der neuen Stadtbezeichnung in Bistum Lamezia Terme umbenannt. LageNicastro bildet heute den nordöstlichen Teil der Stadt Lamezia Terme. Das ursprüngliche Bistumsgebiet vor der Vereinigung mit dem Bistum Martirano grenzte im Norden an das Bistum Martirano, im Nordosten an das Bistum Catanzaro, im Osten an das Bistum Squillace, im Süden an das Bistum Tropea (Obere Diözese), im Westen an das Tyrrhenische Meer und im Nordwesten wieder an das Bistum Tropea (Untere Diözese). GeschichteDie Geschichte der Stadt verliert sich im frühen Mittelalter. Im 8. Jahrhundert beherrschten die Byzantiner Kalabrien und errichteten hier eine neue Festung (Neo Castrum). Um 1060 eroberten die Normannen das Stadtgebiet, die hier wiederum eine neue Festung anlegten oder die alte Festung erneuerten. 1062 gründete Robert Guiskard das Kloster Sant'Eufemia, das zur Keimzelle des Ortes Sant'Eufemia Lamezia wurde. Das Gebiet von Sambiase war schon in römischer Zeit besiedelt, der dortige Ort wurde jedoch von den Ostgoten zerstört. Er wurde erst im Mittelalter durch die Anlage eines Klosters, das dem Hl. Blasius gewidmet war, wieder besiedelt. Aus dem Kloster entstand der heutige Ort Sambiase. Die Geschichte des Bistums vor dem 17. Jahrhundert ist sehr schlecht dokumentiert. Beim Erdbeben von 1638 wurde nicht nur die Kathedrale zerstört, sondern auch der Bischofspalast und das darin aufbewahrte Bistumsarchiv. Schon die Gründungszeit des Bistums ist unsicher. Francesco Russo nimmt an, dass mit einer bereits im 6. Jahrhundert genannten ecclesia Turritana ein Bistum in der kalabrischen Siedlung stati ad Turres (zwischen Nicastro und Maida) gemeint war, und damit ein Vorläuferbistum von Nicastro. Nach einer (anderen) These von Louis Duchesne existierte auf dem Gebiet der Diözesen Nicastro, Martirano und Amantea die zur Zeit Gregors des Großen erwähnte Diözese Tempsa, deren genaue Lage unsicher ist. Beide Bistümer, ecclesia Turritana und Bistum Tempsa, wurden im 7. Jahrhundert letztmalig erwähnt. Als das Gebiet von den Byzantinern zurückerobert wurde, wurden die Diözesen Martirano, Nicastro und Amantea gegründet, die somit quasi das Erbe des antiken Bistums Turritana oder des Bistums Tempsa antraten. Allerdings sind beide Hypothesen Spekulation; handfeste urkundliche Belege, die die eine oder andere Hypothese untermauern könnten, fehlen.[1] Der erste urkundliche Nachweis, dass das Bistum Nicastro existierte, ist in den Notizia Episcopatuum des Patriarchats von Konstantinopel zu finden, die unter Kaiser Leo VI. (Kaiser: 866 bis 912) wahrscheinlich zu Ende des 9. Jahrhunderts/Anfang des 10. Jahrhunderts aufgezeichnet wurden.[2][3] Damals wurde das Bistum Nicastro am Ende der Liste der Suffraganbistümer des Metropolitansitzes Reggio Calabria aufgeführt. Das Fehlen des Bistums Nicastro in den nächst älteren Notitiae und der letzte Platz unter den Suffraganen des Metropoliten von Reggio Calabria ist für Francesco Russo ein eindeutiges Indiz, dass das Bistum zum Ende des 9. Jahrhunderts entstanden ist.[4] 1059/60 eroberten die Normannen das Gebiet. Die dortigen Bistümer wurden nun wieder kirchenrechtlich Rom unterstellt. Die ältesten sicher urkundlich nachgewiesenen Bischöfe von Nicastro sind Henricus und Guido. 1165 ist das Bistum Nicastro ein Suffraganbistum des nun Rom unterstellten Erzbistums Reggio Calabria.[5] Das ursprüngliche Bistumsgebiet umfasste neben dem Stadtgebiet von Nicastro die Orte Maida, Feroleto Antico, Marcellinara, Tiriolo, Miglierina, Cursalis (Cortale oder Jacurso), San Pietro a Maida, Viringhae (Curinga), Montis Sora (Montesoro), Serae structae Feroleti, S. Blasii Neocastrensis (Sambiase), Zangarona, Viria, Amato, Platania sowie acht Klöster: Sanctorum quadraginta Martyrorum, S. Michaelis Archangeli, S. Maria della Scabelle, Sanctorum Philippi & Jacobi, Sanctorum Anargyrorum oder Sanctorum Cosmae & Damiani, S. Maria de Cana, S. Maria de Carra und Sancti Nicolai de Fragiono.[6] Tiriolo gehörte ursprünglich zum Bistum Catanzaro. Die Bischofskirche bzw. die Kathedrale des Bistums war SS. Petri et Pauli in Nicastro. Das Domkapitel bestand im 18. Jahrhundert aus 23 Kanonikern, davon (oder außerdem?) trugen der Dekan, der Archidiakon, der Kantor, der Schatzmeister, der Cappellano maggiore (Erzpriester) und der Pönitentiar jeweils eine besondere Würde bzw. einen besonderen Titel.[7] Zwei Bischöfe von Nicastro wurden später zum Papst gewählt; beide hatten aber nur sehr kurze Amtszeiten als Papst. Marcello Cervini regierte als Marcellus II. gerade einmal vom 9. April bis zum 1. Mai 1555, und Giovanni Antonio Facchinetti regierte als Innozenz IX. vom 29. Oktober 1591 bis zum 30. Dezember 1591. Giovanni Antonio Facchinetti gründete als Bischof von Nicastro in den 1560er Jahren das bischöfliche Priesterseminar. Das Erdbeben von 28. März 1638 zerstörte Stadt, Kathedrale und Bischofspalast. Bischof Marco Antonio Mandosio war gerade unterwegs zum Kloster der Kapuziner außerhalb der Stadt und überlebte. Sein Generalvikar Giulio Grasso Romano, der sich im Bischofspalast aufhielt, starb unter den Trümmern.[8] Allerdings starb auch Bischof Marco Antonio Mandosio nur wenig später, und so übernahm der 1639 ernannte und investitierte junge Bischof Giovanni Tommaso Perrone den Wiederaufbau von Kathedrale und Bischofspalast, den er in seiner langen Amtszeit von 38 Jahren weitgehend realisieren konnte. Das Bistum umfasste vor der Eingliederung des Bistums Martirano folgende Gemeinden: Nicastro, Sambiase, Gizzeria (mit dem Dorf Sant'Eufemia), Platania, Maida, San Pietro a Maida, Curinga, Cortale, Jacurso, Tiriolo, Marcellinara, Miglierina, Amato, Feroleto Antico, Feroleto Piano (ab 1872 Pianopoli), Serrastretta, San Pietro Apostolo und den Weiler Montesoro. Der Ort Tiriolo gehörte noch im 12. Jahrhundert zum Bistum Catanzaro und muss erst zu einem späteren Zeitpunkt an das Bistum Nicastro angeschlossen worden sein. 1818 wurde das Bistum Martirano in das Bistum Nicastro eingegliedert. Am 31. Dezember 1963 wurde mit einem Dekret der Konsistorialkongregation die Teilung der Unterdiözese Tropea beschlossen. Die neun nördlichen Gemeinden Aiello Calabro, Serra d’Aiello, Amantea, San Pietro in Amantea, Belmonte Calabro, Cleto, Falconara Albanese, Fiumefreddo Bruzio und Longobardi sowie Laghitelli (Gem. Lago) und Terrati (ebenfalls Gem. Lago) wurden der Erzdiözese Cosenza angegliedert, die Gemeinden Falerna, Nocera Tirinese und San Mango d'Aquino wurden der Diözese Nicastro zugeschlagen.[9] 1968 wurde Nicastro zusammen mit den Orten Sambiase und Sant'Eufemia Lamezia zur neuen Stadt Lamezia Terme zusammengeschlossen. 1986 wurde das Bistum Nicastro entsprechend der neuen Stadtbezeichnung in Bistum Lamezia Terme umbenannt. Liste der Bischöfe des ursprünglichen Bistums Nicastro
Literatur
Einzelnachweise
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