Biblioteca Nacional de Portugal
Die Portugiesische Nationalbibliothek (Portugiesisch Biblioteca Nacional de Portugal) in Lissabon ist die Nationalbibliothek der Republik Portugal und die größte und wichtigste Bibliothek des Landes. GeschichteAm 29. Februar 1796 wurde per königlichem Dekret (unter Königin Maria I.) die Real Biblioteca Pública da Corte (dt. etwa: Öffentliche Bibliothek des Königlichen Hofes) gegründet, vor allem aus Beständen der 1768 gegründeten Biblioteca da Real Mesa Censória (dt. etwa: Bibliothek der königlichen Zensurbehörde). Sie bezog Räume in der westlichen Gebäudereihe der Praça do Comércio (Torreão Ocidental da Praça do Comércio [Terreiro do Paço]), und ihre Bestände standen ab Beginn der Öffentlichkeit zur Einsicht offen, ohne auf eine Personengruppe wie z. B. Wissenschaftler beschränkt zu sein. Die Königliche Bibliothek (Biblioteca Real) mit über 70.000 Titeln war währenddessen weiterhin im königlichen Stadtschloss Paço da Ribeira untergebracht. Sie kam, nach erheblichen Verlusten beim Erdbeben von 1755, mit der Flucht des Königshauses vor den napoleonischen Invasionstruppen 1807, nach Rio de Janeiro, wo sie den Grundstock der dortigen Biblioteca do Brasil bildete. Als 1821 der königliche Hof zurück nach Lissabon kam, brachte er nur einen kleinen Teil zurück, der als Biblioteca da Ajuda seit 1880 im Palácio Nacional da Ajuda untergebracht ist und heute ebenfalls zur Nationalbibliothek gehört, aber separat geführt wird. 1805 war erstmals ein Gesetz zum Pflichtexemplar erlassen worden, welches die Bestände nun stetig erweiterte, neben der Politik des Ankaufes von als bedeutend angesehenen Privatbeständen. Nach dem Miguelistenkrieg und der Auflösung aller religiöser Orden 1834 fielen die umfangreichen Klosterbibliotheken dem Staat zu. Die Real Biblioteca Pública da Corte bezog nun im Stadtviertel Chiado die Räume des ehemaligen Klosters Convento de São Francisco da Cidade (Kloster des hl. Franziskus der Stadt), das beim Erdbeben von 1755 weitgehend zerstört, und deren umfangreiche Gebäudekomplexe nur teilweise wieder errichtet worden waren. Auch der Name wurde nun in Biblioteca Nacional de Portugal geändert. Nach der Ausrufung der Portugiesischen Republik 1910 fielen erneut umfangreiche Bestände von aufgelösten religiösen Organisationen an die Nationalbibliothek. 1956 wurde aufgrund des sich anbahnenden Platzmangels der Umzug der Bibliothek auf den Campus der Universität Lissabon beschlossen. Nach Plänen des Architekten Porfírio Pardal Monteiro begannen 1958 die Arbeiten am Neubau, und nach ersten Teilumzügen ab 1965 wurde 1969 die neuen Nationalbibliothek offiziell eingeweiht. In den 1980er Jahren wurde die Biblioteca Nacional informatisiert und das nationale Datensystem PORBASE eingeführt. Seit gesetzlicher Einführung des Pflichtexemplars für akademische Abschlussarbeiten 1986 werden auch diese hier archiviert. Seit ihrer Einführung 2000 wird die Digitale Bibliothek planmäßig ausgebaut und seit seiner Gründung dem Europeana-Projekt zur Verfügung gestellt. Die Biblioteca Nacional de Portugal war 2005 zudem Gründungsmitglied des European Library-Projektes.[3] 2012 wurde die Biblioteca Pública de Évora der Nationalbibliothek angegliedert.[4] VerwaltungDie Nationalbibliothek ist dem portugiesischen Kultusministerium als autonome Organisation angegliedert. Sie ist in die Abteilungen Verwaltung, Technik und Wissenschaft gegliedert und untersteht ihrem Generaldirektor, der von ihrem Verwaltungsrat kontrolliert wird. Aktuell ist Maria Inês Cordeiro Generaldirektorin (Stand Dezember 2015). BestandBiblioteca NacionalDer Bestand der Nationalbibliothek gliedert sich in sechs Bereiche:
Biblioteca da AjudaZur Nationalbibliothek gehört außerdem die Biblioteca da Ajuda. Seit 1880 im Palácio Nacional da Ajuda untergebracht, geht sie auf die Königliche Bibliothek, der Biblioteca Real aus dem 15. Jahrhundert zurück. Durch das Erdbeben von 1755 wurde ein beträchtlicher Teil der damaligen 70.000, an der heutigen Praça do Comércio untergebrachten Bände vernichtet. Weitere 60.000 Bände der bis 1807 wieder aufgebauten Bestände blieben nach der Rückkehr des nach Rio de Janeiro geflohenen Königshauses dort. So umfasst die als separater Bestand geführte Bibliothek in Ajuda heute etwa 150.000 Exemplare, darunter:[11]
Biblioteca Pública de ÉvoraDer Geistliche Frei Manuel do Cenáculo beschloss 1805 in Évora die Gründung einer öffentlichen Bibliothek. Er überließ ihr seine umfangreiche Sammlung von etwa 50.000 Büchern und veröffentlichte am 21. September 1811 ihre Statuten. Mit der Konfiszierung der Vermögen aller kirchlichen Orden in Portugal nach der Liberalen Revolution 1822 kamen die Bestände der bischöflichen Klostersammlung dazu, und schließlich wurde auch die Biblioteca Manizola des 2. Visconde da Esperança eingegliedert. Insbesondere der Bibliothekar Cunha Rivara zeichnete danach für die systematische Inventur der Manuskripte verantwortlich, während Augusto Filipe Simões durch Ausbau und Umgestaltung des Gebäudes das räumliche Wachstum der Bibliothek ermöglichte. 1931 erhielt die Biblioteca Pública de Évora das Pflichtexemplarrecht. Im März 2012 wurde sie der Nationalbibliothek angegliedert. Am Sitz der Biblioteca Pública de Évora in der Casa Forte sind heute etwa 60.000 Bände einzusehen.[12] KatalogeNeben der Online-Suche im Katalog der Nationalbibliothek ist mit der Biblioteca Digital der Zugriff auf die digitalisierten Bestände möglich. Beides steht auch über die European Library zur Verfügung. Ihre digitalen Bestände stellt die Nationalbibliothek als portugiesischen Beitrag dem Europeana-Projekt zur Verfügung. Folgende Kataloge sind darüber hinaus über die Biblioteca Nacional zugänglich: Fundação Biblioteca Nacional (Brasil), Bibliothèque nationale de France, British Library, Deutsche Nationalbibliothek, Biblioteca Nacional de España, The Library of Congress (USA), ICCU – Istituto Centrale per il Catalogo Unico (Itália), CERL – Consortium of European Research Libraries, EROMM – European Register of Microform Masters, und OCLC WorldCat. Literatur
WeblinksCommons: Biblioteca Nacional de Portugal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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