Sein Buch Das Ende des Luthertums? ist eine Streitschrift, in der er trotz aller Aktivitäten zum Reformationsjubiläum 2017 eine Krise des Lutherischen ausmacht.[4] Dabei betonte Hasselhorn in einem 3sat-Interview am Ende des Lutherjahres, es sei ein Fehler gewesen, dass die evangelische Kirche das Reformationsjubiläum „vorbei an Martin Luther“ habe feiern wollen. Auf Luther statt auf Gesellschaftspolitik zu setzen, habe im Jubiläumsjahr dagegen funktioniert.[5]
Hasselhorn plädiert gemeinsam mit dem Historiker Mirko Gutjahr für die Faktizität von Martin Luthers Thesenanschlag am 31. Oktober 1517. Er beruft sich dabei neben der 2006 wiederentdeckten Notiz Georg Rörers zum Thesenanschlag auf eine Neuinterpretation des Leipziger Drucks der 95 Thesen, den er für den von Luther autorisierten Erstdruck hält.[6][7]
In seinem Buch Königstod. 1918 und das Ende der Monarchie in Deutschland vertritt Hasselhorn die These, dass der Sturz der Monarchie 1918 für den Erfolg des Nationalsozialismus in Deutschland mitverantwortlich sei, und wirbt für einen „unvoreingenommenen Blick auf die letzte deutsche Monarchie“.[8] Darin vertritt Hasselhorn unter anderem die These, Kaiser Wilhelms II. Stärke sei, „allem Säbelrasseln zum Trotz, das Friedenskaisertum“ gewesen, da er sich stets für die „États-Unis de l’Europe“ eingesetzt habe. Diese Sicht nennt der Historiker Eckart Conze „ostentativ revisionistisch“.[9]
Entschädigungsforderungen der Hohenzollern und Kontroverse
Mit Blick auf die Entschädigungsforderungen der Hohenzollern veranstaltete der Kulturausschuss des Bundestages im Januar 2020 eine Anhörung von Historikern und Juristen, in der es hauptsächlich um die Frage ging, ob der 1945 enteignete ehemalige Kronprinz Wilhelm dem nationalsozialistischen System „erheblich Vorschub“ geleistet habe. Hasselhorn nahm auf Einladung der CDU teil. Er erklärte, die Bedeutung Wilhelms für den Aufstieg des Nationalsozialismus ließe sich historisch nicht eindeutig beantworten, gute Argumente hätten beide Seiten. Nach seiner Ansicht seien die historischen Quellen bislang nicht ausreichend erschlossen und erforscht, um diese Frage abschließend zu beurteilen. Es gebe nicht einmal eine wissenschaftliche Biografie über den Kronprinzen.[10]
Daraufhin warf Niklas Weber, ein Doktorand am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin,[11] Hasselhorn im März 2020 in der Süddeutschen Zeitung vor, er gehöre einem neurechten Netzwerk in den Geisteswissenschaften an. Er habe in Cato, Cicero und der neurechten Blauen Narzisse publiziert und mehrfach für die evangelikale Nachrichtenseite idea geschrieben. Hasselhorn sei durch persönliche Kontakte ins neurechte Milieu eingebunden. Nun sei er von der CDU berufen worden, da er sich in der 3sat-Dokumentation „Wem gehören die Schätze des Kaisers?“ zu dieser Thematik geäußert hatte.[12] Hasselhorn verfasste eine Stellungnahme, in welcher er erklärte, er sei für die Blaue Narzisse als Autor nur tätig gewesen, als sie noch eine Schülerzeitung war. Auf seinen Wunsch hin seien sie auf der dazugehörigen Internetseite nicht mehr abrufbar. Völkisches, „identitäres“ und „national-soziales“ Denken lehne er ab.[13] Nach den Recherchen Niklas Webers hat Hasselhorn im Jahr 2014 wiederholt unter dem Pseudonym „Martin Grundweg“ in der neurechten Zeitschrift Sezession publiziert.[2] Auch das Pseudonym „Dominique Riwal“, unter dem 2019 eine Einführung in das Werk des „Gegen-Aufklärers“ Karlheinz Weißmann in der Festschrift zu dessen 60. Geburtstag erschien,[14] identifiziert Weber mit Benjamin Hasselhorn. „Riwal“ schreibe „in streckenweise identischem Wortlaut und identischer Syntax“ wie Hasselhorn in seiner ein Jahr zuvor erschienenen Monographie Königstod.[15][16][17]
Politische Theologie Wilhelms II. Duncker & Humblot, Berlin 2012, ISBN 978-3-428-13865-4 (zugl. theol. Dissertation, Humboldt-Universität, Berlin 2011/2012).
Johannes Haller. Eine politische Gelehrtenbiographie. Mit einer Edition des unveröffentlichten Teils der Lebenserinnerungen Johannes Hallers (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 93). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-36084-2 (zugl. phil. Dissertation, Universität Passau 2014) (als Vorschau online bei Google Books).
Das Ende des Luthertums? Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, ISBN 978-3-374-04883-0.
mit Mirko Gutjahr: Tatsache! Die Wahrheit über Luthers Thesenanschlag, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, ISBN 978-3-374-05638-5.
Königstod. 1918 und das Ende der Monarchie in Deutschland, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, ISBN 978-3-374-05730-6.
Herausgeberschaften
Luther vermitteln: Reformationsgeschichte zwischen Historisierung und Aktualisierung, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, ISBN 978-3-374-04432-0.
mit Christian Kleinert: Johannes Haller (1865–1947). Briefe eines Historikers (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Band 71). Oldenbourg, München 2014, ISBN 3-11-036968-0.
mit Mirko Gutjahr, Catherine Nichols und Katja Schneider: Luther! 95 Schätze – 95 Menschen. Hirmer Verlag, München 2017, ISBN 978-3777428031.
mit Marc von Knorring: Vom Olymp zum Boulevard. Die europäischen Monarchien von 1815 bis heute – Verlierer der Geschichte? (= Prinz-Albert-Forschungen / Prince Albert Research Publications. Neue Folge, Band 1), Duncker & Humblot, Berlin 2018, ISBN 978-3-428-15358-9.
Religiöse Form. Das evangelische Kultusproblem und die Liturgische Bewegung der Zwischenkriegszeit. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 124 (2013), S. 17–38.
Johannes Haller (1865–1947). Briefe eines Historikers. In: Akademie aktuell 4 (2014), S. 62–65; sowie im Jahresbericht 2014 der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 2015, S. 31–46.
Der Mythos des Freiwilligen in den Befreiungskriegen. In: Roland Gehrke (Hrsg.): Von Breslau nach Leipzig. Wahrnehmung, Erinnerung und Deutung der antinapoleonischen Befreiungskriege (= Neue Forschungen zur Schlesischen Geschichte, Band 24), Köln 2014, S. 215–240.
Erinnerung im Streit. Zum Umgang der deutschen Geschichtswissenschaft mit ihrer eigenen Vergangenheit. In: Erziehungswissenschaft 49 (2014), S. 27–36.
Die Freiwilligen der Befreiungskriege. In: Eberhard Birk, Thorsten Loch und Peter Andreas Popp (Hrsg.): Wie Napoleon nach Waterloo kam. Eine kleine Geschichte der Befreiungskriege 1813 bis 1815, Freiburg i. Br. 2015, S. 158–163.
Kriegsfreiwillige Reichstagsabgeordnete. Überlegungen zum historischen Realitätsgehalt des „Augusterlebnisses“ 1914. In: Lothar Höbelt (Hrsg.): European Parliaments in World War I (= Studia Universitatis Cibiniensis. Series Historica, Band 12), Sibiu 2015, S. 135–147.
Erfindung von Tradition? Viktorianische und wilhelminische Monarchie im Vergleich. In: Frank-Lothar Kroll und Martin Munke (Hrsg.): Hannover – Coburg-Gotha – Windsor. Probleme und Perspektiven einer vergleichenden deutsch-britischen Dynastiegeschichte vom 18. bis in das 20. Jahrhundert (= Prinz-Albert-Studien, Band 32), Berlin 2015, S. 277–293.
Die Bismarckdeutschen – Die Verehrung des Reichskanzlers als politische Aussage. In: Die Mark Brandenburg, Nr. 97, Marika Grosser Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-910134-71-3.
Wilhelm II. in neuer Sicht. Plädoyer für eine sachliche Beurteilung des letzten deutschen Kaisers. In: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, NF 25 (2015), S. 337–351.
Reflektiertes Erzählen. Lutherdeutung zwischen Mythos und Wissenschaft. In: Benjamin Hasselhorn (Hrsg.): Luther vermitteln. Reformationsgeschichte zwischen Historisierung und Aktualisierung, Leipzig 2016, S. 15–33.
Luther und die Politik. In: Harald Meller (Hrsg.): Martin Luther. Aufbruch in eine neue Welt. Essays, Dresden 2016, S. 315–321.
Mythos Luther. Überlegungen zum öffentlichen Umgang mit Reformationsgeschichte. In: Stiftung Kloster Dalheim (Hrsg.): Luther. 1917 bis heute, Münster 2016, S. 86–94.
Dritter Weg. Richtiges Erinnern changiert zwischen Historisierung und Aktualisierung. In: zeitzeichen 18/5, Mai 2017, S. 25–27.
mit Mirko Gutjahr, Catherine Nichols und Katja Schneider: Luther existenziell. Kuratorische Einleitung. In: Luther! 95 Schätze – 95 Menschen, München 2017, S. 20–23.
Das Ende des Luthertums?. In: Confessio Augustana 2 (2017), S. 42–48.
Literatur zu Luther und der Reformation für ein größeres Publikum. In: Theologische Literaturzeitung 142 (2017), Sp. 1119–1132.
Das Fremde vermitteln. Über die Vereinbarkeit von Historisierung und Aktualisierung der Reformation. In: Johann Hinrich Claussen und Stefan Rhein (Hrsg.): Reformation 2017. Eine Bilanz, Leipzig 2017, S. 69–74.
Einleitung. In: Benjamin Hasselhorn / Marc von Knorring (Hrsg.): Vom Olymp zum Boulevard. Die europäischen Monarchien 1815 bis heute – Verlierer der Geschichte? (= Prinz-Albert-Forschungen / Prince Albert Research Publications. Neue Folge, Band 1), Berlin 2018, S. 1–8.
Das Monarchiesterben 1914–1945. Ein Siegeszug der Demokratie?. In: Benjamin Hasselhorn / Marc von Knorring (Hrsg.): Vom Olymp zum Boulevard. Die europäischen Monarchien 1815 bis heute – Verlierer der Geschichte? (= Prinz-Albert-Forschungen / Prince Albert Research Publications. Neue Folge, Band 1), Berlin 2018, S. 47–60.
Lutherbilder in England. In: Frank-Lothar Kroll / Glyn Redworth / Dieter J. Weiß (Hrsg.): Deutschland und die Britischen Inseln im Reformationsgeschehen. Vergleich, Transfer, Verflechtungen (= Prinz-Albert-Studien, Band 34), Berlin 2018, S. 177–186.
Mehr Luther wagen! Ein Rückblick auf 2017. In: Annette Seemann / Thomas A. Seidel / Thomas Wurzel (Hrsg.): Die Reformationsdekade „Luther 2017“ in Thüringen. Dokumentation, Reflexion, Perspektive, Leipzig 2018, S. 286–289.
Lutherische Existenz heute. In: Thomas Martin Schneider (Hrsg.): Luther und das Wort. Interdisziplinäre Annäherungen (= Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Kleine Reihe, Heft 9), Bonn 2018, S. 230–27.
mit Mirko Gutjahr: Wer hat Angst vor dem Mythos? Der Thesenanschlag Luthers ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine historische Tatsache. In: zeitzeichen 3 (2019), S. 12–14.
↑Dominique Riwal: Der Gegen-Aufklärer. Eine Einführung in das Werk Karlheinz Weißmanns. In: Dieter Stein (Hrsg.): Festschrift für Karlheinz Weißmann zum sechzigsten Geburtstag. JF Edition, Berlin 2019.
↑Niklas Weber: Rückruf aus den Neuzigern. In: Merkur, Nr. 859, Dezember 2020.