Im Anschluss war Hoeres Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Computergestützte Hochschullehre im Fach Geschichte“ an der Universität Münster. 2002 wurde er bei Hans-Ulrich Thamer in Geschichte mit der Dissertation Krieg der Philosophen. Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg zum Dr. phil. promoviert, wofür er ein Jahr später mit dem Dissertationspreis der Universität Münster ausgezeichnet wurde. Von 2004 bis 2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hans-Ulrich Thamer am Historischen Seminar in Münster und von 2007 bis 2011 bei Frank Bösch am Historischen Institut der Universität Gießen, wo er auch assoziiertes Mitglied des International Graduate Centre for the Study of Culture wurde.
2010 erhielt Hoeres das Postdoctoral Fellowship des Deutschen Historischen Instituts Washington und 2011 ein Forschungsstipendium der Gerda Henkel Stiftung. 2011 habilitierte er sich mit der von Frank Bösch betreuten Arbeit Außenpolitik und Öffentlichkeit. Massenmedien, Meinungsforschung und Arkanpolitik in den deutsch-amerikanischen Beziehungen von Erhard bis Brandt. Danach vertrat er die Professuren für Fachjournalistik Geschichte an der Universität Gießen und für Neueste Geschichte an der Universität Mainz.
Hoeres hat zwei DFG-Projekte zur Geschichte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) geleitet. Dabei veröffentlichte er im September 2019 eine Geschichte dieser Zeitung.[2] Derzeit leitet er ein BMZ-Projekt zur globalen Aufarbeitung von Diktaturvergangenheiten, in dessen Rahmen die Website after-dictatorship.org herausgegeben wird und ein BMBF-Projekt zur Aufarbeitung der Franco- und Salazar-Diktaturen in Spanien und Portugal.[3] Darüber hinaus ist Hoeres als Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Leiter der NDB-online.[4] Hoeres erstellte im 2020 erteilten Auftrag von Heidi Goëss-Horten das Gutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der „Arisierung“ in der Zeit des „Dritten Reiches“.[5][6][7]
Hoeres beschäftigte sich wiederholt kritisch mit der deutschsprachigen Ausgabe der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. 2014 verfasste er einen Vortrag in der Sektion Wikipedia und die Geschichtswissenschaft des Deutschen Historikertages.[8] Ein wesentlich erweiterter Aufsatz aus dem Jahr 2020 trägt den Titel Geschichtsvermittlung und Geschichtspolitik in der Wikipedia.[9] Im Herbst 2020 gehörte er zu den Erstunterzeichnern des Appells für freie Debattenräume.
Wissenschaftspolitische und gesellschaftliche Positionen
Immer wieder publiziert Hoeres Beiträge in der Tagespresse, insbesondere in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, aber auch in der Main-Post, der Tagespost und der Neuen Zürcher Zeitung. So schaltete er sich in die Diskussion um die auf dem 52. Deutschen Historikertag in Münster 2018 verabschiedete Resolution „Gegen den politischen Missbrauch von Geschichte“ ein. Damit wollte der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) vor Angriffen auf die demokratischen Institutionen warnen, welche die Grundlagen der politischen Ordnung gefährdeten.[14] Gemeinsam mit Dominik Geppert argumentierte Hoeres in der FAZ, Verfahren und Inhalt der Abstimmung seien wissenschaftlich fragwürdig und ein politischer Irrweg. Es würden genau jene Tendenzen befördert, welche die Resolution zu bekämpfen vorgebe. „Pegida und AfD leben davon, dass in Deutschland das Juste milieu die Diskursgrenzen immer enger ziehen und vieles, was gesellschaftlich umstritten ist, aus dem Kreis des legitimerweise Diskutierbaren ausgeschlossen sehen möchte.“[15] Geppert und Hoeres sprachen von „Gruppendruck“ und einem „Zwang zum öffentlichen Bekenntnis“. Statt „strittige Fragen sachlich und kontrovers zu diskutieren,“ sei es vielmehr darum gegangen „das moralisch vermeintlich Richtige per Akklamation zur Geltung zu bringen“.[16]
Krijn Thjs konnte die Kritik am Stimmverfahren nicht überzeugen, weil weder an der Entstehung der Resolution noch am Stimmverfahren viel auszusetzen gewesen sei.[17]Frank Bösch und Johannes Paulmann sahen in der Kritik eine „auf politische Lagerbildung angelegte Charakterisierung des VHD und seiner Mitglieder“, die weder der Vielfalt im Verband noch den Zielen des Vorstands entspreche. Die Verspottung der Mitglieder-Resolution als „staatstragend“ (Geppert/Hoeres) belege die „Verschiebung der politischen Mitte – in der Sprache, den Zuordnungen und im Ton. Von der Geschichtswissenschaft wird ‚politische Neutralität‘ eingefordert, aber mit politischen Argumenten, die von Lagerdenken geprägt sind.“ Fraglich sei, ob der Aufschrei, der die Resolution als „linksliberale Komfortzone“ (Geppert/Hoeres) denunziere, nicht mehr zum Aufstieg von Rechtspopulisten beitrage, als es angeblich die Erklärung des VHD tue.[18]Petra Terhoeven, Mit-Initiatorin der Resolution, hielt den Widerspruch für symptomatisch: „Wenn dieser Text als linksliberales, sogar parteipolitisches Papier gilt, zeigt das, wie weit sich der Diskurs nach rechts verschoben hat.“[17]
Einem Bericht der NZZ aus dem Februar 2021 zufolge sieht er als solches den Beutelsbacher Konsens in Gefahr und weist immer wieder auf „Einseitigkeiten und Schieflagen“ hin. „Konservative oder liberal-konservative Geister“ treffe man unter den Beschäftigten der Bundeszentrale kaum an.[19]
Der Krieg der Philosophen. Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71731-6 (Rezension, Rezension).
Die Kultur von Weimar. Durchbruch der Moderne (= Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Band 5). be.bra Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-89809-405-4 (Rezension, Rezension).
Außenpolitik und Öffentlichkeit. Massenmedien, Meinungsforschung und Arkanpolitik in den deutsch-amerikanischen Beziehungen von Erhard bis Brandt (= Studien zur internationalen Geschichte. Band 32). Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-72358-8 (Rezension).
Gärtner der Rhizome. Geschichte digital erzählen auf Wikipedia (= EPUB-E-Book). Ripperger & Kremers, Berlin 2013, ISBN 978-3-943999-36-5.
Zeitung für Deutschland. Die Geschichte der FAZ. Benevento, München und Salzburg 2019, ISBN 978-3-7109-0080-8 (Mit Anmerkungen, Literaturverzeichnis und Personenregister) (Rezension).
mit Frank Bösch: Außenpolitik im Medienzeitalter. Vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart (= Geschichte der Gegenwart. Band 8). Wallstein, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8353-1352-1(Rezension).
mit Anuschka Tischer: Medien der Außenbeziehungen von der Antike bis zur Gegenwart. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2017.
↑Peter Hoeres: Hierarchien in der Schwarmintelligenz. Geschichtsvermittlung auf Wikipedia. In: Thomas Wozniak, Jürgen Nemitz, Uwe Rohwedder (Hrsg.): Wikipedia und Geschichtswissenschaft. De Gruyter/Oldenbourg, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-037634-0, S. 15–32. Im Open access: doi:10.1515/9783110376357-004.
↑Dominik Geppert, Peter Hoeres: Gegen Gruppendruck und Bekenntniszwang. In: FAZ, 12. Oktober 2018. Vgl. Gerrit Dworok: Rückkehr zur Streitgeschichte? Anmerkungen zur „Resolution des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie“. In: Gerrit Dworok, Thomas Exner (Hrsg.): Komplexität und Wahrheit. Wissenschaft im Spannungsfeld von Beschreibung, Deutung und Verzerrung. Nomos, Baden-Baden 2019, S. 224 f.
↑Anna Schneider: Bundeszentrale für politische Bildung in ideologischer Schieflage. In: Neue Zürcher Zeitung. 5. Februar 2021, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 2. April 2024]).
↑Gregor Dotzauer: Alter Wein in neuen Schläuchen. In: Der Tagesspiegel Online. 11. Januar 2021, ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. Februar 2022]).