In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden in Dachau unter seiner Mitwirkung Verfahren wegen Kriegsverbrechen von einem improvisiert eingerichteten Militärgericht in Schnellverfahren durchgeführt.[4]
Ferencz beobachtete 1945 im KZ-Außenlager Ebensee nach dessen Befreiung, wie Häftlinge einen KZ-Wärter zusammenschlugen und ihn bei lebendigem Leibe im Krematorium verbrannten.[10]
Ende 1945 nahm er im Rang eines Sergeant seinen Abschied von der Armee. Er kehrte nach New York zurück, um dort als Jurist zu arbeiten.
Kurz darauf wurde er von Telford Taylor zur Rückkehr nach Deutschland bewogen, um als ziviler Leiter einer Gruppe von fünfzig Personen, zumeist Flüchtlinge vor dem Nationalsozialismus, Beweismaterial für die Anklage der Nürnberger Prozesse zu finden. Einer seiner Mitarbeiter entdeckte die Leitz-Ordner mit den SS-Ereignismeldungen aus der UdSSR.[4] Als Ferencz bei Taylor insistierte, den in diesen Meldungen belegten Massenmord zum Gegenstand eines weiteren Verfahrens zu machen, wurde er, damals 27 Jahre alt, zum Chefankläger im Einsatzgruppen-Prozess ernannt. Alle 22 Angeklagten wurden schuldig gesprochen.
Der Einsatzgruppen-Prozess, offiziell The United States of America vs. Otto Ohlendorf, et al., war der neunte der zwölf „Nürnberger Nachfolgeprozesse“, die die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg vor dem Nationalen Militärtribunal abhielten.
Im Jahr 2002 erstellte Lutz Hachmeister gemeinsam mit dem Landsberger Historiker Anton Posset einen Dokumentarfilm[11][12] rund um die historische Bedeutung der Justizvollzugsanstalt Landsberg und das lokal in Landsberg emotional viel diskutierte Thema der Kriegsverbrecher. Hierbei wurde Benjamin Ferencz erstmals nach vielen Jahren interviewt und äußerte sich zum Prozess von Alfried Krupp.
Nach seiner Rückkehr in die USA im Jahr 1957 eröffnete er mit seinem Partner Telford Taylor eine Anwaltskanzlei, in der er bis 1970 tätig war.[13] Daneben lehrte er an der Pace University in New York und schrieb Bücher über das Völkerrecht.
Auf Einladung des Chefanklägers eröffnete Ferencz im Januar 2009 symbolisch das erste Plädoyer der Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und stellte damit die Arbeit des Gerichts in die direkte Tradition der Nürnberger Prozesse.[14] Für Ferencz war es ein aus seiner persönlichen Kriegserfahrung heraus gewachsenes Anliegen, dass der Einsatz von Waffengewalt zum Erreichen politischer Ziele egal durch wen „als internationales und nationales Verbrechen bestraft wird.“[7]
Er äußerte 2007 in einem ZDF-Interview, dass „Guantánamo mit Folter durch die Amerikaner genauso verbunden sein wird wie Auschwitz mit Deutschland“.[15] Am 20. November 2020 wurde er von Ingo Zamperoni in den ARDTagesthemen interviewt.[16] Am 22. Juni 2021 wurde ihm als erstem Preisträger der Pahl Peace Prize[17] in Liechtenstein verliehen.[18]
Ferencz lebte zuletzt in Florida.[19] Seine Frau Gertrud starb dort 2019. Das Ehepaar hinterließ vier erwachsene Kinder.[20]
New Legal Foundations for Global Survival: Security Through the Security Council. Oceana 1994, ISBN 0-379-21207-2.
Mit K. Keyes Jr: Planethood. Vision Books 1988. Reprint 1991, ISBN 0-915972-21-2.
A Common Sense Guide to World Peace. Oceana 1985.
Enforcing International Law: A Way to World Peace. Oceana 1983.
Less Than Slaves: Jewish Forced Labor and the Quest for Compensation. Vorwort Telford Taylor. Harvard UP, Cambridge 1979, ISBN 0-253-21530-7.
Lohn des Grauens. Die verweigerte Entschädigung für jüdische Zwangsarbeiter. Ein Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte. Frankfurt am Main: Campus 1981.
An International Criminal Court: A Step Toward World Peace. Oceana 1980, ISBN 0-379-20389-8.
Defining International Aggression: The Search for World Peace. Oceana 1975, ISBN 0-379-00271-X.
„Sag immer Deine Wahrheit. Was mich 100 Jahre Leben gelehrt haben“. Heyne Verlag, München 2020, ISBN 978-3-453-21808-6.
Constantin Goschler, Marcus Böick, Julia Reus (Hrsg.): Kriegsverbrechen, Restitution, Prävention. Aus dem Vorlass von Benjamin B. Ferencz. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-31116-5 (Dokumentensammlung Open Access).
Philipp Gut: Jahrhundertzeuge Ben Ferencz. Chefankläger der Nürnberger Prozesse und leidenschaftlicher Kämpfer für Gerechtigkeit. Piper Verlag, München 2020, ISBN 978-3-492-05985-5.[25]
Heikelina Verrijn Stuart, Marlise Simons: Der Staatsanwalt und der Richter. Benjamin Ferencz und Antonio Cassese, Herausgegeben von Irmtrud Wojak, Holger Buck und Joaquín González Ibáñez, Buxus Edition, Bochum 2022, ISBN 978-3-949379-08-6.
↑Robert D. McFadden: Benjamin B. Ferencz, Last Surviving Nuremberg Prosecutor, Dies at 103. In: The New York Times. 8. April 2023, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 8. April 2023]).