Die Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach (auch: Beheim, historisch gelegentlich Behem, Pöheim, Beheym) waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Freien ReichsstadtNürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1285. Die Behaim waren ab 1319/23, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im Inneren Rat vertreten und gehörten nach dem Tanzstatut von 1521 zu den zwanzig alten ratsfähigen Geschlechtern. 1942 sind sie erloschen.
Die genaue Herkunft der Behaim ist unklar, aber sie sollen aus der Umgebung von Pilsen in Böhmen stammen. Die ersten Namensträger lassen sich spätestens ab 1285 in Nürnberg nachweisen. Ab 1319/23 waren sie im regierenden Inneren Rat der Reichsstadt vertreten und gehörten damit zum Nürnberger Patriziat.
Die Behaim waren, wie viele andere Patrizierfamilien, europäische Fernhändler. Sie trieben Großhandel mit Roherzeugnissen und verarbeiteten Stoffen. Bereits um 1370 ist die Handelsgesellschaft Grundherr-Behaim belegt. Sie engagierten sich auch als Montanunternehmer im Bergbau in Salzburg, Tirol, Oberösterreich und Böhmen. Im 14. und 15. Jahrhundert zählten sie zu den bedeutendsten patrizischen Handelshäusern. Ihre bevorzugten Nürnberger Handelspartner waren im 15. Jahrhundert die Hirschvogel und die Stromer(Stromersche Handelsgesellschaft). Im 16. Jahrhundert engagierten sich die Behaim, insbesondere Paulus II. Behaim (1557–1621), neben den Sitzinger, Legrand und den Holzschuhern in den Revieren Salzburgs, Tirols (Kitzbühel), Kärntens, der Steiermark (Schladming, Öblarn) und Böhmens (Graslitz).
Der bekannteste Vertreter des Geschlechts war der Seefahrer Martin Behaim II. Die von ihm abstammende Linie der Behaim ist bereits Ende des 16. Jahrhunderts erloschen.
In der Sebaldskirche befindet sich als Wandmalerei ein monumentaler Stammbaum der Familie Behaim. Er ist aufgeteilt in zwei Bereiche, links der Abschnitt von 1187 bis 1418, rechts von 1449 bis 1603.[1]
Ein weiterer Stammbaum von 1734 (1,4 m × 2,2 m, Büttenpapier auf Leinen) ist im Naturkundlichen Heimatmuseum Pommelsbrunn zu sehen.[2]
Christoph Jakob Behaim und sein Bruder bekamen 1681 von Kaiser Leopold I. das Prädikat von Schwarzbach verliehen und wurden in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben.
Nach dem Aussterben der Tetzel im Jahr 1736 wurden die Behaim zu Stiftungsverwaltern der Jobst Friedrich Tetzelschen Familienstiftung, einer traditionellen Vorschickung nach Nürnberger Erbrecht, und erhielten dadurch den Nießbrauch am Schlossgut Kirchensittenbach; seither nannten sie sich von Schwarzbach auf Kirchensittenbach.
Nach der Übernahme der Reichsstadt durch das Königreich Bayern wurde ihr Adelstitel 1809 bestätigt, sie wurden als Freiherren dem bayerischen Adel immatrikuliert. Mit Wilhelm Freiherr Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach starb die Familie 1942 in männlicher Linie aus.
Michael Behaim (* 1459; † 1511), Handelsherr, Ratsherr und Baumeister
Paulus I. Behaim (* 1519; † 1568), Ratsherr, Vorstand der Kriegsstube, Nürnberger Abgesandter beim Naumburger Fürstentag von 1561[5]
Paulus II. Behaim (* 1557; † 1621), Mitglied im Inneren Rat, vorderster Losunger (Verwalter der städtischen Steuern[6]) und Reichsschultheiß von Nürnberg, Mitbegründer der Musikalischen Gesellschaft von 1588
Georg Friedrich Behaim von Schwarzbach (1616–1681), Ratsherr, Kurator der Universität Altdorf
Freiherr Sigmund Friedrich Behaim von Schwarzbach (* 1686; † 1746), Mitglied im Inneren Rat, Kriegsherr und Nürnberger Gesandter bei den Krönungen der Kaiser Karl VII. und Franz I. Stephan.
Hans Beheim der Ältere (1455/60–1538), Nürnberger Steinmetz und Stadtbaumeister aus einer angesehenen, aber nicht ratsfähigen Familie von Baumeistern und Geschützgießern gehörte nicht zum Patriziergeschlecht, ebenso der Wiener Uhrmacher Caspar Behaim (aktiv 1568–84). Zeitgenössisch variierten die Schreibweisen, später jedoch schrieb man zur Unterscheidung die Patrizier Behaim und die Baumeister Beheim.
Wappen
Stammwappen
Blasonierung: Von Silber und Rot gespalten mit einem schräglinken schwarzen Fluss (Wellenschrägbalken).[7]
Anlässlich der Erhebung von Christoph Jakob Behaim und seinem Bruder in den Freiherrenstand 1681 fehlte eine Grundherrschaft, nach der er sich nennen konnte. So griff man auf das Wappensymbol zurück und fand den Namen Schwarzbach passend. Die angebliche Herkunft der Familie aus Böhmen (worauf der Name Behaim hindeutet) ließ einen Bezug auf einen gleichnamigen Ort in Böhmen finden, mit dem die Familie jedoch nichts zu tun hatte und der eine rein fiktive Herkunfts- oder Herrschaftsbezeichnung blieb.[8] Nach der Übernahme des Stiftungsgutes Kirchensittenbach 1780 kam der zweite Name hinzu, diesmal mit realem Bezug.
Gemehrtes Wappen
Blasonierung: Schild geviert mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschilde der kaiserliche, schwarze Doppeladler, 1 von Silber und Rot und 4 von Rot und Silber der Länge nach geteilt, mit einem schrägrechten, schwarzen Fluss (Stammwappen) und 2 von Silber und Roth und 3 von Roth und Silber der Länge nach geteilt mit einer schwarzen, oben viermal gezinnten Mauer oder Querbalken(Wappen des erloschenen Geschlechte der Behaim von Abensberg).
Abbildungen
Stammwappen des Michel Beheim (Michel Behaim VII., Ratsherr und Baumeister der Stadt Nürnberg), Holzschnitt; Albrecht Dürer, ca. 1509
Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hofmann, Nürnberg 1984, ISBN 3-87191-088-0 (2., erg. u. erw. Auflage 1989, Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000)
Steven Ozment: Three Behaim boys. Growing up in early modern Germany. A chronicle of their lives. Yale University Press, New Haven 1990, ISBN 0-300-04670-7 (Briefe von Michael Behaim, Friedrich Behaim und Stephan Carl Behaim)