Anton BirlingerAnton Birlinger (* 14. Januar 1834 in Wurmlingen bei Rottenburg am Neckar; † 15. Juni 1891 in Bonn) war ein deutscher katholischer Theologe und Germanist. Leben und WirkenBirlinger studierte an der Universität Tübingen von 1854 bis 1858 katholische Theologie und Germanistik. Danach begab er sich ins Priesterseminar Rottenburg und empfing dort 1859 die Priesterweihe. 1861 ging er nach München, um insbesondere seine germanistischen Studien bei Alois Josef Vollmer (1803–1876) fortzusetzen. Er trat sogleich durch eine Sammlung von Redewendungen und Sagen hervor, aber auch durch eigene literarische Versuche, schließlich als Herausgeber von volkskundlichen Werken und Mundart-Wörterbüchern. Zudem geriet er in München noch stärker unter den Einfluss einer aufgeklärten Theologie auf wissenschaftlicher Grundlage und mit der Bereitschaft zum Widerspruch gegen aus Rom kommende Dogmen (Ignaz von Döllinger, Johann Nepomuk Huber, Johann Friedrich, Jakob Frohschammer und Joseph Anton Messmer). Kurz nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen ging Birlinger von München an die Universität Breslau, an die anti-infallible Theologieprofessoren berufen worden waren und die als ein Zentrum der Kritik am römischen Katholizismus galt (Anti-Ultramontanismus). Genannt seien hier nur Johann Anton Theiner (1799–1860) und die späteren Altkatholiken Joseph Hubert Reinkens und Johann Baptist Baltzer. Die universitäts- und religionspolitischen Fragen stellten sich nun anders: Zwischen radikal deutschkatholischen Forderungen nach Demokratie und Religionsfreiheit und der Sailerschen Theologie eines Fürstbischofs voll mystischer Blumenbeete (Melchior von Diepenbrock) ging es dieser Professorenrebellion darum, keine Beschneidung der Wissenschaftsfreiheit zu dulden. Birlinger wandte sich an den Doyen der Sprichwortforschung auf wissenschaftlicher Grundlage, an Karl Simrock an der Universität Bonn. Auf dessen Empfehlung wurde er 1869 in Bonn habilitiert – und wurde 1872 dort außerordentlicher Professor für deutsche Philologie. Zusammen mit Simrock und Franz Peter Knoodt engagierte er sich für eine Reform der katholischen Kirche. Er stützte die sich im Schutz der Regierung von ihrer Fakultät abspaltenden Bonner Theologieprofessoren Franz Heinrich Reusch und Joseph Langen und beteiligte sich als Priester am Aufbau antivatikanischen Widerstandes und einer „altkatholischen“ Bewegung. 1870 wurde er als Anhänger der altkatholischen Bewegung 1870 vom römisch-katholischen Priesteramt suspendiert. Am 4. Juni 1873 stand er neben 29 Mitbewerbern als Bischofskandidat vor einem Wahlgremium von 55 Laien und 22 Priestern für die neu zu konstituierende Altkatholische Kirche. Gewählt wurde der Breslauer Kollege Joseph Hubert Reinkens, der dann auch nach Bonn, den neuen Bischofssitz, kam. Nach der weiteren Entwicklung der Kirche zog sich Birlinger jedoch vom priesterlichen Dienst in der altkatholischen Kirche zurück, allerdings nicht wegen der Zölibatsstornierung wie Reusch und Langen. Birlingers Rückkehr nach Rom auf dem Sterbebett, wie sie August Franzen berichtet, ist wohl nur legendär.[1] Birlingers Arbeit galt der Sprach- und Symbolkritik und -wartung, der Volkskunde, der Medizingeschichte (1882 edierte er in der Alemannia das seither so genannte Elsässische Arzneibuch (Straßburg, um 1400),[2][3] ein Zusammenstellung von bis dahin bekannten Rezepten und Inhalten[4] aus medizinischen Trakten, wie etwa dem Arzneibuch des Ortolf von Baierland), Heimatkunde, aber auch der Aberglaubenforschung als einer Vorform empirischer Theologie. In Berlin-Spandau erinnert an ihn der Birlingerweg. Schriften (Auswahl)
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LiteraturBiographische Übersichtsartikel
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WeblinksWikisource: Anton Birlinger – Quellen und Volltexte
Anmerkungen
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