Als Sohn des Leipziger Buchhändlers Carl Thiele (1859–1929) und dessen Ehefrau Anna, geb. Andra (1862–1946), absolvierte er zunächst eine Lehre als Steinmetz- und Holzbildhauer. Von 1903 bis 1908 ließ er sich an der Leipziger Kunstakademie zum akademischen Bildhauer ausbilden. Er war Schüler von Adolf Lehnert und Bruno Héroux.
Kunstschaffen
Nach einem kurzen Aufenthalt in München, ließ sich Thiele als freischaffender Künstler in seiner Vaterstadt nieder. Seit 1910 war er mit Medaillen und Plaketten, seit 1911 mit figürlichen Arbeiten auf Kunstausstellungen vertreten. Ausgehend vom Naturalismus des Jugendstils wandelte sich seine Formensprache ab Mitte der 1920er Jahre vom Expressionismus zur neuen Sachlichkeit. Beeinflusst von Aristide Maillol und Wilhelm Lehmbruck, richtete sich sein künstlerisches Interesse auf die Darstellung von Bewegung und Ausdruck des Körpers. Bereits 1928 waren seine Arbeiten so anerkannt, dass eine Zeitung über ihn titelte: „Es gibt nur einen Bildhauer in Leipzig: Alfred Thiele!“[1]. Seit den 1930er Jahren vermochte er seine Könnerschaft in der Kleinplastik auch auf die Großplastik zu übertragen. Auf Grund seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe, seines Sinnes für Bewegungsabläufe und besonderer Charakteristika entwickelte Thiele eine große Meisterschaft in der Tierplastik. Einige dieser Entwürfe wurden von der Firma Schaubach in glasiertem und unglasiertem (Mailänder Masse) Porzellan ausgeführt. Daneben beschäftigte sich Thiele mit baugebundener Plastik und Entwürfen für Grabmale.
↑Zitiert nach: Herwig Guratzsch (Hrsg.): Museum des bildenden Künste Leipzig. Katalog der Bildwerke, Köln 1999, S. 61.
↑Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
↑Einhundert Jahre Sparkasse der Stadt Iserlohn. 1836–1936. Sparkasse der Stadt Iserlohn, Iserlohn 1936, S. 48f.