Agia (griechischΑγιά [aˈʝa] (f. sg.)) ist eine Gemeinde an der Ägäis-Küste der griechischen Region Thessalien. Größte Siedlung und Sitz der Gemeinde ist die Kleinstadt gleichen Namens mit rund 3000 Einwohnern. Das Gebiet Agias ist deckungsgleich mit dem der 1997 abgeschafften Provinz Agia.
Die Stadt Agia schrieb sich bis 1927 offiziell Agyia, was von altgriechischἀγυιά ‚(Land-)Straße‘ hergeleitet wurde. Eines der Epitheta des griechischen Gottes Apollon als Beschützer der Straßen lautete Agyiates. Eine andere Theorie leitet den Namen von einem arabischen Lehnwort ajan im Osmanischen ab, das etwa ‚Hauptort‘ bedeutet und die Stellung Agias im Zentrum der umliegenden Dörfer bezeichnet hätte. Eine dritte These geht von einer Substantivierung der weiblichen Form des griechischen Adjektivs agios ‚heilig‘ aus. Außerdem wird aus Osmanischer Zeit der türkische Name Yenice (vgl. Giannitsa) referiert.[2]
Geografie
Agia erstreckt sich 36 Kilometer entlang der thessalischen Ostküste zur Ägäis. Die Landschaft ist geprägt von den thessalischen Küstengebirgen: Zur Gemeinde gehört die südliche Hälfte des Ossa-Massivs im Norden mit seinem Hauptgipfel auf 1978 m Höhe; den Süden der Gemeinde bildet die nördliche Hälfte des Mavrovouni, der mittelgebirgigen, nördlichen Fortsetzung des Pilion-Gebirges, wo Agia an die Gemeinde Rigas Fereos grenzt. Die großenteils bewaldeten Gebirge fallen recht steil zum Meer hin ab und lassen wenig Raum für bäuerliche Besiedlung, die Dörfer an der Küste verfügen über schöne Strände und die entsprechende touristische Infrastruktur. Im Norden hat die Gemeinde Anteil am Delta des Pinios, das sie sich – wie den Ossa – mit der nördlichen Nachbargemeinde Tembi teilt. Ein wenige Kilometer schmaler Streifen im Westen bildet den östlichen Rand der Thessalischen Ebene, die sich am Westrand der Berge reihenden Dörfer liegen an der Grenze zum westlich angrenzenden Kileler. Die Ebene steigt als Dotio pedio (Δώτιο πεδίο) zwischen Ossa und Marvrovoni sanft nach Osten an, hier liegt am Südhang des Ossa in etwa 250 m Höhe die Stadt Agia. Auf der Ostseite des Sattels ist auch der Küstenabschnitt weniger steil, hier zieht sich ein 13 Kilometer langer Sandstrand die Ägäis entlang.
Gemeindegeschichte
Nach dem Anschluss Thessaliens an Griechenland im Jahre 1881 wurden zahlreiche Gemeinden gegründet, die jeweils einige Dörfer umfassten. Die meisten Ortschaften des modernen Agia gehörten ab 1883 zu drei Gemeinden: Das Gebiet um Agia zu Dotion (nach der bei Pindar erwähnten Ebene Dotion pedion am Ossa, altgriechischΔώτιον πεδίον), das Gebiet am Mavrovouni zu Kasthanea (nach dem antiken Kasthanaia Κασθαναία) mit Keramidi im Zentrum, schließlich um Stomio die kleine Gemeinde Evrymenes (nach dem antiken Eurymenai Εὐρυμεναί am Fuße des Ossa). Diese größeren Gemeinden wurden 1912 in lauter kleine Landgemeinden unterteilt. Bei der kommunalen Neuordnung 1997 wurden im Bereich der mittlerweile etablierten Provinz Agia vier Gemeinden neu gebildet: Die Gemeinde Agia als kleinere Nachfolgerin von Dotion, die wiederbelebte Gemeinde Evrymenes, zu der nördlich des Pinios Paleopyrgos sowie Omolio hinzukamen, die Gemeinde Lakeria (nach einer bei Pindar erwähnten Stadt über der Dotion-Ebene), die die westlichen Orte in der Thessalischen Ebene umfasste, schließlich die Gemeinde Melivia am südlichen Abschnitt der Küste (nach dem antiken Meliboia, das mittlerweile der Name des alten Athanato war). Diese vier Gemeinden wurden mit der Verwaltungsreform 2010 zur heutigen Gemeinde Agia fusioniert.[3]
Wie in ganz Griechenland wurden auch im Gebiet der heutigen Gemeinde Agia viele Dörfer, vor allem die mit nicht-griechischen Namen, im Laufe des 20. Jahrhunderts umbenannt:
Alte Namen der Dörfer Agias
Heutiger Name
griechisch
Alter Name
griechisch
bis
Aetolofos
Αετόλοφος
Desiani
Δέσιανη
1927
Agia
Αγιά
Agyia
Αγυιά
1927
Amygdali
Αμυγδαλή
Koukourava
Κουκουράβα
1957
Anatoli
Ανατολή
Selitsani
Σελίτσανη
1927
Anavra
Ανάβρα
Dogani
Δογάνη
1957
Dimitra
Δήμητρα
Tsouxani Tsouzani
Τσούξανη Τσουζάνη
1912 1957
Elafos
Έλαφος
Voulgarini
Βουλγαρινή
1940
Karitsa
Καρίτσα
Karytsa
Καρύτσα
1940
Marmarini
Μαρμαρίνη
Marmariani
Μαρμάριανη
1940
Megalovtyso
Μεγαλόβρυσο
Nivoliani
Νιβόλιανη
1927
Metaxoxhori
Μεταξοχώρι
Retsani Melissi
Ρέτσανη Μελίσσι
1927 1929
Melivia
Μελίβοια
Athanaton
Αθάνατον
1920
Neochori
Νεοχώρι
Plasia
Πλασιά
1958
Neromyli
Νερόμυλοι
Tourkochori
Τουρκοχώρι
1927
Omolio
Ομόλιο
Laspochori
Λασποχώρι
1915
Paleopyrgos
Παλαιόπυργος
Nykterem Paliopyrgos
Νυκτερέμ Παληόπυργος
1925 1940
Prinias
Πρινιάς
Kermenli
Κερμενλή
1927
Sotiritsa
Σωτηρίτσα
Kapitsa Kapitsa oder Kapista
Κάπιτσα Κάπιτσα ή Κάπιστα
1912 1927
Stomio
Στόμιο
Tsagezi
Τσάγεζι
1927
Gemeindegliederung
Die bis 1997 bestehenden 22 Gemeinden haben seit 2011 des Status eines Stadtbezirks (Ez. gr. dimotiki kinotita) – nämlich Agia – bzw. von Ortsgemeinschaften (topiki kinotita) und wählen je nach Einwohnerzahl einen Rat oder einen einzelnen Vertreter als Lokalvertretung. Die Einwohnerzahlen stammen aus dem Ergebnis der Volkszählung 2011[1].