Adolf WindsAdolf Winds (* 10. Februar 1855[1] in Wien; † 31. Januar 1927 in Leipzig) war ein deutsch-österreichischer Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller, Theaterwissenschaftler und Schauspielpädagoge. Er gilt als Altmeister der deutschen Schauspielkunst, als einer der produktivsten Theater-Fachschriftsteller und bedeutendsten Theaterpädagogen seiner Zeit. LebenHerkunft und AusbildungAdolf Winds war der Sohn des aus Ennigerloh in Westfalen stammenden Ingenieurs und Ober-Werkführers der Wagenburg bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn Stephan Josef Winds (* 16. Januar 1811 in Ennigerloh; † 26. November 1864 in Wien)[2] und dessen am 8. April 1850 in Wien geehelichten Gattin Amalie, geborene Riedl (* 15. Mai 1829 in Wien-Fünfhaus; † 7. Oktober 1916 in Wien).[3] Er wuchs mit seinen Geschwistern[4] im Wiener Stadtteil Leopoldstadt auf und sollte nach dem Abschluss seiner Realschulausbildung eine kaufmännische Lehre absolvieren. Seine Besuche im Wiener Burgtheater und vor allem Joseph Wagners (1818–1870) Darstellung des Hamlet veranlassten ihn, gegen die Widerstände seiner Familie den Schauspielerberuf anzustreben. Nachdem die Beurteilung seines Talents durch Joseph Lewinsky positiv ausgefallen war, trat er 1873 in das Wiener Konservatorium für Dramatische Kunst unter dem Direktorat von Franz Kierschner (1833–1931) ein und ließ sich während eines mehrmonatigen Unterrichts zum Schauspieler ausbilden. Stationen seiner BühnenlaufbahnBereits am 28. März 1874 erfolgte sein Debüt in Saaz als Landry in dem Lustspiel Die Grille von Charlotte Birch-Pfeiffer. Um seinen Wiener Dialekt zu verlieren, zog es ihn anschließend an norddeutsche Bühnen. So übernahm er ein Engagement im Sommertheater Stralsund und für die Wintersaison 1874/75 in Posen. Von dort wechselte er an das Theater in Rostock unter Franz Deutschinger. 1876 wurde er von Bernhard Pollini an das Stadttheater Hamburg verpflichtet. Hier trat er als Rudenz, als Hermann in Die Räuber, als Laertes in Hamlet und Malcolm im Fach jugendlicher Liebhaber auf. 1877 führte ihn ein Gastspiel an das königliche Hoftheater in Dresden, wo er als Tempelherr in Nathan der Weise und Ferdinand in Kabale und Liebe brillierte. Aufgrund seiner großen, kraftvollen Gestalt, seiner Stimmgewalt und seiner markanten, scharfgeschnittenen Gesichtszüge ergab sich mit dem Eintritt in das Ensemble des Hoftheaters Oldenburg 1878 für Adolf Winds naturgemäß der Übergang ins Heldenfach. Egmont, Hamlet, Othello und Tellheim waren jetzt die Rollen, die er als erster Held an dieser Bühne übernahm. 1880 rief ihn Otto Devrient nach Berlin. Am Victoria-Theater stand er, gemeinsam mit Devrient als Mephisto, über vierzig Mal als Faust in Teil 1 und Teil 2 auf der Bühne. Später führten die beiden Schauspieler zahlreiche Gastspielreisen nach Leipzig, Berlin, Breslau und Düsseldorf. 1882 wechselte Adolf Winds in den Verband des Deutschen Hoftheaters nach Sankt Petersburg. Hier erhielt er erstmals Rollen im modernen Fach. 1884 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm bis 1886 ein Engagement in Karlsruhe. Von 1887 bis 1890 sah man ihn am Königlichen Theater in Kassel, wo er ins Fach der Heldenväter übertrat. Aufgrund seiner Bekanntheit wurde er 1891 zu einem Gastspiel an das Wiener Burgtheater eingeladen und erhielt nach umjubelten Vorstellungen als Präsident in Kabale und Liebe und de Silva in Uriel Acosta von Karl Gutzkow ein Engagement, das ihn für vier Jahre an diese erste Bühne seiner Heimatstadt verpflichtete. Hier trat er als Thoas, Julius Cäsar, Warwick, Alba, Saladin auf. Bei seiner Abschiedsvorstellung im Juni 1895 war er in der Rolle des Shrewsbury zu sehen. Adolf Winds verließ Wien, um einem Ruf an das Königliche Schauspielhaus in Dresden zu folgen. Hier debütierte er am 28. August in der Nachfolge des beim Dresdner Publikum äußerst beliebt gewesenen Karl Porth (1833–1905) in der Rolle des Götz von Berlichingen. Kritik und Publikum lobten gleichermaßen seine große Natürlichkeit in der Darstellung und seine kraftvolle, absolut deutliche Aussprache, die an Eduard Winger (1812–1886) erinnere. Während seiner zehnjährigen Bühnenpräsenz spielte er in Dresden alle klassischen Heldengestalten, Kraftnaturen und würdevolle Repräsentationsrollen, wobei man ihm bei zwielichtigen Charakteren anmerkte, dass er seine Persönlichkeit zur Darstellung zwingen musste, wohingegen ihm die Darstellung unbeugsamer Ehrenhaftigkeit wie sie beispielsweise die Rolle des Odoardo in Emilia Galotti erforderte besonders leicht fielen. Sein komisches Talent zeigte sich in der Rolle des König in der Liebeskomödie Zopf und Schwert von Karl Gutzkow oder als Pedro Crespo in Der Richter von Zalamea. Als gebürtiger Wiener glänzte er zudem in verschiedenen Anzengruber-Rollen. Auf der Dresdner Bühne spielte er auch öfter modernes Repertoire wie den Bauer Voß in Max Halbes Haus Rosenhagen. Für seine schauspielerischen Leistungen am Dresdner Theater wurde er 1904 zum königlich sächsischen Hofschauspieler ernannt. 1909 erhielt Adolf Winds ein Angebot des Städtischen Theaters Leipzig, an dem er fortan als Schauspieler und Oberspielleiter zehn Jahre wirkte. Mit seinem Eintritt in den Ruhestand 1918 wurde er zum Professor ernannt. Mitarbeiter am HörfunkAls pensionierter Schauspieler widmete sich Adolf Winds bis zu seinem plötzlichen Herztod dem neuen Medium Rundfunk. Als beliebter Hörfunksprecher und Rezitator wirkte er mittels seiner klangvollen Stimme in zahllosen Produktionen der Mitteldeutschen Rundfunk AG mit, in denen er zum Teil auch die Regie führte und für die er vereinzelt Drehbücher schrieb. Die ARD-Hörspieldatenbank enthält (Stand: Oktober 2024) für den Zeitraum von 1924 bis 1927 insgesamt 88 Datensätze, bei denen Adolf Winds als Regisseur und Sprecher geführt wird. Schriftsteller und TheaterhistorikerAdolf Winds schrieb neben Novellen, Opernlibretti, Bühnenwerken und einem Roman mit dem Titel Die Schminke zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften wie in Bühne und Welt, dem Organ des Deutschen Bühnenvereins, Deutsche Bühne, Der Kunstwart oder Westermanns Monatshefte. Seine umfangreichen Bühnenerfahrungen, sein mit akribischem Fleiß erworbenes Fachwissen, sein Kunstverstand und seine Bildung machten ihn zu einem der produktivsten und für seine Zeit wichtigsten Fachschriftsteller im Bereich Schauspiellehre und Theatergeschichte. Seine Bücher erfahren bis heute Neuauflagen. In seinem 1905 veröffentlichten Werk Aus der Werkstätte des Schauspielers hat er seine Erfahrungen in der Darstellungskunst für angehende Schauspieler und das interessierte Publikum niedergelegt. Sein Buch Die Technik der Schauspielkunst wurde zum Standardwerk für Lehrer und Schüler des Schauspielberufs und zeugt mit seinen über 500 Übungsbeispielen aus der dramatischen Dichtung von William Shakespeare bis Maxim Gorki von den beeindruckenden literarischen Kenntnissen des Autors. Als ein bedeutender Theaterhistoriker hat sich Winds mit seinem 1925 veröffentlichten Werk Geschichte der Regie ausgewiesen. Seine Autobiografie veröffentlichte er 1919 unter dem Titel Quer über die Bühnen. SchauspielpädagogeAdolf Winds zählt zu den bedeutendsten Schauspielpädagogen seiner Zeit. Bereits in Dresden war er als Schauspiellehrer am dortigen Königlichen Konservatorium tätig. In Leipzig war er der Begründer der Leipziger Theaterhochschule. Dort und auch privat bildete Wings zahlreiche Eleven der Schauspielkunst aus. Zu seinen Schülern zählten:
FamilieAdolf Winds war zwei Mal verheiratet. Seine erste Frau war die Schauspielerin Kreszenz Schossig († 1884 in Obernigk), aus Leitmeritz gebürtig.[5] In zweiter Ehe heiratete Adolf Winds am 28. August 1890 in Stuttgart die Hofschauspielerin Jenny Schlögell,[6] die am Hoftheater Stuttgart, in Sankt Petersburg und am Stadttheater Köln im Fach erste Liebhaberin auf der Bühne gestanden war. Mit der Eheschließung beendete sie ihre schauspielerische Laufbahn. Aus dieser zweiten Ehen gingen die Kinder 1. Adolf Winds junior (1890–1977), Schauspieler und Regisseur; 2. Richard Winds (* 1892), Bankkaufmann; 3. Luise Winds (* 1894), verheiratet mit dem Schauspieler und Intendanten Adolf Meyer-Bruhns und 4. Erich-Alexander Winds hervor. Adolf Winds starb vollkommen unerwartet am Schreibtisch seiner Wohnung in der Waldstraße Nr. 8 an Herzversagen. Er wurde am 3. Februar 1927 auf dem Leipziger Südfriedhof beerdigt. Sein Grab ist nicht erhalten. Mitgliedschaften
Werke (Auswahl)
Fotogalerie
Zitate
– Adolf Winds jr.: Erinnerungen an meinen Vater[7] Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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