Abnoba mons

Lage der Abnoba mons nach Ptolemaios

Die lateinische Bezeichnung Abnoba mons (vorgermanisch Abnoba; altgriechisch τὰ Ἄβνοβα ta Abnoba, Ἀβνοβαῖα ὄρη Abnobaia orē) ist ein Gebirgsname, der bereits bei den antiken Autoren Plinius und Tacitus vorkommt. Der Gebirgsname wird in der Forschung traditionell vor allem mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht. Von Ptolemaios wird das Toponym in seiner um das Jahr 150 erstellten Geographia als eines der in der Germania magna liegenden Gebirge (ὄρη) mit dem Anfang im Süden (31° 49') und dem Ende im Norden (31° 52') angegeben.[1] Der Geograph versteht unter diesem Gebirgsnamen dabei offenbar nicht nur den Schwarzwald, sondern eine ganze Gebirgskette.

Antike Quellen

Weiheinschrift, Altar der Diana Abnoba, Badenweiler.

Der Gebirgsname kommt bei Avienus[2] in der Descriptio orbis terrae, in der Naturalis historia des Plinius,[3] bei Tacitus in der Germania[4] sowie in der Geographia von Ptolemaios[5] vor. Nach Plinius und Tacitus bezieht sich der Gebirgsname auf das Waldgebirge, aus dem die Donau entspringt. Diese Nachrichten werden durch Inschriftenfunde aus dem Schwarzwaldgebiet bestätigt.[6]

Bei Ptolemaios wird der Gebirgsname in einer Liste von Gebirgen in der Germania magna angeführt. Diese Aufstellung wurde vermutlich aus römischen Itinerarien abgeleitet und in ein konstruiertes Netz von Längen- und Breitengraden übertragen. Der Geograph versteht unter diesem Gebirgsnamen wohl die vom Odenwald im Süden bis mindestens zum Rothaargebirge im Norden reichende Gebirgskette.[6]

Etymologie

Die Inschriftenfunde aus dem Schwarzwaldgebiet verknüpfen diese lateinische Bezeichnung insbesondere mit dem Schwarzwald. Die Inschriften, die der Göttin Abnoba geweiht sind, nennen eine dea Abnoba bzw. Diana Abnoba[7] analog zur dea Arduinna, Diana Arduinna der Ardennen.[6]

In der Form Abnoba wird seit dem 19. Jahrhundert in der Forschung das keltische Wort *abonā für „Fluss“ als zugrundeliegend gesehen.[8] Bei den bisherigen unterschiedlichen Ansätzen zur Erklärung des Suffixes lässt sich mit Sabine Ziegler die ursprüngliche keltische Form *abno-ṷā ansetzen.[9] Ziegler deutet den Namen für den Schwarzwald mit der Kompositionsform *abn-o- als „die durch Flüsse charakteristische / flussreiche (Gegend)“.[10]

Lokalisierungen

Der Abnoba mons wird nach den Angaben der antiken Autoren Aviennus, Plinius und Tacitus sowie nach dem Befund an Abnoba-Inschriften in der Wissenschaft überwiegend mit dem Schwarzwald verknüpft.[11] Bei Ammianus Marcellinus wird der Schwarzwald als Marcianae silvae bezeichnet.[12]

Von Ptolemaios wird der Name Abnoba mons in seiner um das Jahr 150 erstellten Geographia als eines der in der Germania magna liegenden Gebirge mit dem Anfangspunkt im Süden: (31° 49') und dem Endpunkt im Norden (31° 52') angegeben. Dieses umfasst nicht den Schwarzwald,[13] sondern eine Gebirgskette, so Theodor Steche,[14] die mit dem Odenwald beginnend, sich über den Spessart, den Vogelsberg, das Rothaargebirge, den Briloner Wald und endlich das Eggegebirge erstreckt.[15] Diese Auffassung hat ein interdisziplinäres Forschungsteam um Andreas Kleineberg durch die Analyse der antiken Koordinaten zu bestätigen versucht. Es identifiziert diese Koordinaten des ptolemäischen Gebirgsnamens mit dem Katzenbuckel (Odenwald) im Süden (31° 49') und dem Eggegebirge im Norden (31° 52'). Die umgerechneten Koordinaten sind 49°23' 8°58' für Aglasterhausen (12 km Nord-West/West von Mosbach) und 51°27' 9°09' für Warburg (27 km Nord-West von Kassel).[16]

Anmerkungen

  1. Analytische Online-Edition der Geographike Hyphegesis mit Übersetzung und Karte der Germania magna, abgerufen am 27. Juni 2014
  2. Avienus, Descriptio orbis terrae 437.
  3. Plinius, Naturalis historia 4, 79, dort in der Form mons Abnova genannt.
  4. Tacitus, Germania 1, Arnobae verderbt aus Abnobae.
  5. Vgl. Ptolemaios, Geographia (2, 11, 5.6.11).
  6. a b c Reinhard WenskusAbnoba. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1973, ISBN 3-11-004489-7, S. 13. (online)
  7. z. B. CIL 13, 6326, Mühlburg: DEAE ABNOB… ; weitere Inschriftenfunde: CIL 13, 5334: DIANAE ABNOB… ; CIL 13, 11746: ABNOBAE … ; CIL 13, 11747: …NOBE… ; CIL 13, 6326, CIL 13, 6283: DEANAE ABNOBAE … ; CIL 13, 11721: …NOBE … ; CIL 13, 11721: ABN…  ; CIL 13, 6357: ABNOBAE … und CIL 13, 6356: ABNOBAE …
  8. Alfred Holder: Altceltischer Sprachschatz. Band 1, Leipzig 1895, S. 8.
  9. Sabine Ziegler: Bemerkungen zum keltischen Toponym Abnova/ Abnoba. S. 292. Siehe auch: Scheungraber, Grünzweig: Die altgermanischen Toponyme. S. 37.
  10. Sabine Ziegler: Bemerkungen zum keltischen Toponym Abnova/ Abnoba. S. 293.
  11. Vgl. Richard J.A. Talbert (Hrsg.): Barrington-Atlas of the Greek and Roman World. Princeton and Oxford 2000 und ders. (Hrsg.): Map-by-Map Directory. Band 1–2. Princeton and Oxford 2000; Hans-Werner Goetz, Karl-Wilhelm Welwei: Altes Germanien. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich. Erster Teil: Quellen der Alten Geschichte bis zum Jahre 238 n. Chr. Darmstadt 1996. S. 169.
  12. Ammianus Marcellinus 22, 8, 2.
  13. Wilhelm Justus Niemeyer: Die Stammessitze der Chatten nach Bodenfunden und antiker Überlieferung insbesondere bei Cl. Ptolemäus. (= Beiträge zur Stammeskunde Hessens. 2.). Kassel/Basel 1955, S. 27.
  14. Theodor Steche: Altgermanien im Erdkundebuch des Claudius Ptolemäus. Leipzig 1937, S. 46.
  15. Ähnlich Karl Lennartz: Zwischeneuropa in den geographischen Vorstellungen und der Kriegsführung der Römer in der Zeit von Caesar bis Marcus Aurelius. Bonn 1969, S. 104.
  16. Andreas Kleineberg, Christian Marx, Eberhard Knobloch, Dieter Lelgemann: Germania und die Insel Thule. Die Entschlüsselung von Ptolemaios´ "Atlas der Oikumene". Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24525-3, S. 32.

Literatur