Étard-ReaktionDie Étard-Reaktion ist eine Namensreaktion in der Organischen Chemie, die nach ihrem Entdecker Alexandre Léon Étard (1852–1910) benannt wurde. ÜbersichtsreaktionDabei wird das Kohlenstoffatom eines alkylsubstituierten Phenylrestes (Toluol) mit Chrom(VI)-oxiddichlorid zum korrespondierenden Aldehyd oxidiert. Im folgenden Beispiel reagiert ein methylsubstituierter Phenylrest zu Benzaldehyd. Analog kann ein Methylsubstituent an einem Cycloalkylring (z. B. in Methylcyclohexan) auch zu einer Formylgruppe oxidiert werden.[1] ReaktionsmechanismusDer folgende Mechanismus wird von Ji Jack Li vorgeschlagen.[2] Im ersten Schritt findet eine En-Reaktion statt, bei welcher das Toluol 1 mit Chrom(VI)-oxiddichlorid zur Reaktion gebracht wird. Dabei entsteht der rote bis braune Étard-Komplex 2. Dieser zerfällt durch eine [2+3]-sigmatrope Umlagerungsreaktion zu Verbindung 3. Dabei sind reduzierende Bedingungen erforderlich, um die Oxidation zur Carbonsäure zu verhindern. Durch eine weitere Umlagerungsreaktion entsteht der Benzaldehyd 4.[3] Geschichtlicher HintergrundDer Reaktionsmechanismus der Étard-Reaktion ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Der beschriebene Mechanismus von Ji Jack Li ist nur einer von vielen vorgeschlagenen. Nachdem Étard seinen Mechanismus 1881 formulierte, wurde vor allem über die Struktur des entstehenden Chelatkomplexes diskutiert. So entstand die Idee der Existenz eines Chrom(IV)-Chelatkomplexes 5. Rhode nahm die Debatte 1901 zum Anlass, unterschiedliche Oxidationsstufen des Chroms im Rahmen der Étard-Reaktion zu untersuchen. Dabei formulierte er den Chelatkomplex 6. Im Jahre 1951 brachten Tillotson und Houston zwei Mol der Chromverbindung mit nur einem Mol der organischen Verbindungen zur Reaktion.[4] Auch wenn diese Formel aus anderen Reaktionen bereits bekannt war, fällt es schwer eine Chrom(VI)-Verbindung mit einer Koordinationszahl von fünf zu akzeptieren.[5] Slack und Waters brachten den Ansatz einer radikalischen Reaktion in die Diskussion ein, wobei die Additionsreaktion des ersten Chrom(VI)-oxiddichloridmoleküls den langsamen und damit geschwindigkeitsbestimmenden Schritt darstellt. Somit entstanden viele verschiedene Mechanismen, von denen manche wahrscheinlicher sind als andere. Der von Ji Jack Li vorgeschlagene ist einer der aktuellsten. Für den Zerfall des Komplexes, den Einfluss des Lösungsmittels und anderen Details wurden ähnlich viele Möglichkeiten vorgeschlagen.[6] Daraus entstanden viele Varianten der Étard-Reaktion, welche die Substratbreite deutlich erhöhten. Die Reaktion wird von Umlagerungsreaktionen gestört, sodass beispielsweise Ketone als Nebenprodukte entstehen.[7] Praktische BedeutungDie osmophore Aldehydgruppe kennzeichnet sich häufig durch angenehme Gerüche. Aldehyde gelten als sehr reaktionsfreudig und werden darum häufig in Additions-, Kondensations- oder Polymerisationsreaktionen verwendet. So werden aus niederen Aldehyden häufig Kunststoffe und Kunstharze. Höhere Aldehyde werden zu Riechstoffen, wie zum Beispiel Parfüms, verarbeitet. Der Geruch des im Beispiel erhaltenen Benzaldehyd wird häufig mit dem Geruch von Marzipan oder Mandeln verglichen. Im Labor dient es häufig als Lösungsmittel und wird zur Herstellung von Zimtsäure und Pharmazeutika verwendet. Triphenylmethanfarbstoffe werden ebenfalls aus Benzaldehyd synthetisiert. Sie finden hauptsächlich in der Drucktechnik Anwendung. Weitere SynthesenGroßtechnisches Verfahren zur Darstellung von Aldehyden Laborverfahren zur Darstellung von Aldehyden Literatur
Einzelnachweise
|
Portal di Ensiklopedia Dunia