Das Lied geht auf den Vilniusser Dichter Hirsch Glik zurück. Die Stadt Vilnius (jiddisch Vilne) hatte vor der Shoah eine zu rund 40 % jüdische, jiddischsprachige Bevölkerung, die nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 im Vilniusser Ghetto zusammengetrieben wurde. Als im April 1943 die Nationalsozialisten verstärkt Juden aus Vilnius abtransportierten, tauchte Hirsch Glik unter und ging zu den Partisanen. Hirsch Glik schrieb den Text des Liedes Sog nit kejnmol Ende April 1943 unter dem Eindruck des Aufstandes im Warschauer Ghetto zur Melodie des russischen Marsches „Tereks Kosaken-Marschlied“ (Терская походная), der von Dmitri Jakowlewitsch Pokrass und seinem Bruder Daniel Jakowlewitsch Pokrass für den 1937 erschienenen sowjetischen Film „Ich, ein Sohn des arbeitendes Volkes“ (Я, сын трудового народа, nach dem gleichnamigen Roman von Walentin Petrowitsch Katajew) komponiert worden war. Schnell wurde das Lied zur Hymne der jüdischen Partisanen der Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO). Hirsch Glik fiel jedoch im Kampf gegen die deutschen Streitkräfte.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Lied Zog nit keynmol regelmäßig bei Veranstaltungen von Überlebenden aus dem Vilniusser Ghetto gesungen, wo es eine zentrale Rolle spielt. Es fand aber weit über die aus Vilnius stammenden Juden hinaus Verbreitung, wurde in über 20 Sprachen übersetzt und gilt heute neben der HaTikwa als das wichtigste neuzeitliche Lied des Judentums.[2]
Im deutschsprachigen Raum wurde das Lied durch das deutsche Folklore-Duo Zupfgeigenhansel bekannt, welches das Lied in sein Repertoire aufnahm und 1979 auf der LP Jiddische Lieder – ’ch hob gehert sogn herausbrachte. Bereits 1977 war es allerdings auf der LP Jiddisch von der Gruppe Espe erschienen. Später wurde das Lied auch von anderen deutschen Musikgruppen interpretiert, so etwa von den Toten Hosen im Jahre 2015.
Text und Melodie
Das Lied umfasst fünf Strophen mit jeweils vier Versen:
Anna Lipphardt: Vilne – die Juden aus Vilnius nach dem Holocaust – eine transnationale Beziehungsgeschichte. Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-77066-0, darin Kapitel 11: Zog nit keynmol, az du geyst dem letstn veg! Vom Vilner Widerstandslied zur jüdischen Transnational-Hymne, S. 293–342.