Zacharias Ursinus

Zacharias Ursinus

Zacharias Ursinus (* 18. Juli 1534 in Breslau, Fürstentum Breslau; † 6. März 1583 in Neustadt an der Haardt, heute Neustadt an der Weinstraße), geboren als Zacharias Baer,[1] war ein reformierter Theologe und Reformator.

Ausbildung

Zacharias’ Vater Kaspar Ursinus, Sohn des in Wiener Neustadt ansässigen Konrad Beer und Neffe des kaiserlichen Orators Caspar Ursinus Velius,[2] war nach dem Studium in Wien 1528 nach Breslau gekommen, wo er als Erzieher, dann als Prediger tätig war und die Patrizier­tochter Anna Roth heiratete.[3] Der Vater war einer Gepflogenheit seiner Zeit gefolgt und hatte wie der Onkel seinen Namen latinisiert.[2]

In seiner Breslauer Jugendzeit wurde Zacharias Ursinus theologisch beeinflusst von Ambrosius Moibanus. Zunächst studierte Ursinus an der Universität Wittenberg, wo er sich Philipp Melanchthon anschloss. Nach einer Studienreise, die ihn nach Genf zu Johannes Calvin sowie nach Paris und Zürich führte, war er zunächst in seiner Vaterstadt Breslau als Lehrer an der Elisabethschule tätig. Nach Auseinandersetzungen mit dortigen Lutheranern kehrte er zunächst ins reformierte Zürich zurück, wo er eng mit Peter Martyr Vermigli und Heinrich Bullinger zusammenarbeitete.

Lehrtätigkeit

Universität Heidelberg

Ursinus als zweite Person von links auf einem Gemälde von Ferdinand Keller (1886) in der Universität Heidelberg

Auf Empfehlung der Zürcher Theologen berief Kurfürst Friedrich III., der sich für das reformierte Bekenntnis entschieden hatte, Ursinus 1561 an die Universität Heidelberg, an der er im Jahr darauf zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Er lehrte dort 15 Jahre lang an der theologischen Fakultät, wo er bis 1568 die Professur für Dogmatik innehatte,[4] und am Collegium Sapientiae. Im Auftrag des Kurfürsten entwarf er Vorlagen für den pfälzischen Heidelberger Katechismus von 1563, die wohl bedeutendste Bekenntnisschrift der reformierten Kirche in Deutschland. In mehreren Schriften verteidigte er die reformierte Theologie der Kurpfalz gegen die Argumentation der Lutheraner.

Am Collegium Sapientiae legte er fortlaufend den Heidelberger Katechismus für angehende Theologen aus. Aus Mitschriften dieser Vorlesungen stellten Studenten ab 1584 einen Katechismuskommentar zusammen, der in verschiedenen Sprachen erschien und vor allem in den Niederlanden unter dem Titel „Schat-boeck der verklaringen over den Nederlandschen catechismus“ (Schatzbuch der Erläuterungen zum Niederländischen Katechismus) Wirkung entfaltete.[5]

Casimirianum Neustadt

Lehrtätigkeit am Casimirianum Neustadt

Nach dem Tode Friedrichs III. (1576) verlangte dessen Sohn und Nachfolger Ludwig VI. von den Theologen und Predigern der Kurpfalz, dem reformierten Bekenntnis abzuschwören und die Konkordienformel zu Gunsten des Luthertums zu unterschreiben. Weil Ursinus sich weigerte, musste er die Universität Heidelberg verlassen. Am Casimirianum in Neustadt fand er eine neue Lehrstätte. Er eröffnete seine Tätigkeit am 26. April 1578 mit einer Vorlesung über den Propheten Jesaja. In Neustadt schrieb er auch sein letztes größeres Werk, die Admonitio Christiana. Das bei Guilielmus Antonius (Wilhelm Antonius) 1598 in Hanau verlegte Buch versteht sich als scharfe Widerlegung der Konkordienformel.

Bedeutung

Grab in der Stiftskirche Neustadt (hier der protestantische Teil)

Aus der Reihe der theologischen Gelehrten, die am Casimirianum tätig waren, ragt Ursinus besonders heraus, und hauptsächlich ihm verdankt das Casimirianum seine damalige Berühmtheit. Sein Heidelberger Katechismus gehört heute noch zu den bedeutendsten protestantischen Bekenntnisschriften.[6] Der Theologe verstarb 1583 im Alter von nur 48 Jahren und wurde in der Neustadter Stiftskirche beigesetzt. In deren Geläut ist ihm die Zeichenglocke gewidmet.

Schriften (in Auswahl)

  • Briefe des Heidelberger Theologen Zacharias Ursinus (1534–1583). Herausgegeben von Gustav Adolf Benrath. In: Heidelberger Jahrbücher. Band 8, 1964, S. 93–141. (Briefe in lat. Original, mit kurzen Inhaltsbeschreibungen des Herausgebers).

Literatur

Commons: Zacharias Ursinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Müller, Sabine Graumann: Der Landkreis Köln um 1825. Preußische Bestandsaufnahme des Landes und seiner Bevölkerung. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2007, S. 104 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 7. Februar 2012]).
  2. a b Theologische Realenzyklopädie, Band 34, herausgegeben von Gerhard Müller, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, S. 445.
  3. Kulturportal West-Ost, Ursinus (Beer, Bär), Zacharias, abgerufen am 10. Oktober 2015.
  4. Ursinus, Zacharias. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 16, Personen T–Z und Nachträge. Stuttgart–Bad Cannstatt 2022, S. 146–148.
  5. Boris Wagner-Peterson: Zacharias Ursinus und „seine“ Auslegung des Heidelberger Katechismus. In: Matthias Freudenberg, J. Marius J. Lange van Ravenswaay (Hrsg.): Geschichte und Wirkung des Heidelberger Katechismus. Neukirchener Theologie, Neukirchen-Vluyn 2013, ISBN 978-3-7887-2738-3, S. 86–109.
  6. Martin Ernst Hirzel, Frank Mathwig, Matthias Zeindler (Hrsg.): Der Heidelberger Katechismus, ein reformierter Schlüsseltext. TVZ, Zürich 2013, ISBN 978-3-290-17709-6, S. 13 (Einleitung).