Yves PomeauYves Pomeau (* 1942) ist ein französischer Physiker, der sich mit Hydrodynamik, Elastizitätstheorie und nichtlinearer Dynamik (Chaostheorie) beschäftigt. Pomeau war Forschungsdirektor des CNRS an der École normale supérieure. Nach seiner Emeritierung war er an der University of Arizona. Pomeau entdeckte mit Paul Manneville 1979 das Phänomen der Intermittenz in der Chaostheorie bei der numerischen Untersuchung des Lorenz-Attraktors. Mit Pierre Bergé (Physiker) und anderen untersuchten beide das Phänomen auch bei der Rayleigh-Bénard-Konvektion. Mit Manneville entdeckte er die Phasendiffusion (Pomeau-Manneville-Gleichung) und mit seinem Studenten S. Zaleski untersuchte er die verschiedenen Mechanismen der Wellenzahl-Selektion. Nach Pomeau ist der Übergang zur Turbulenz bei Parallelströmung analog zur gerichteten Perkolation. 1986 entwickelte er mit Uriel Frisch und Brosl Hasslacher ein Gittergas-Modell der Navier-Stokes-Gleichung in der Hydrodynamik (FHP-Modell). Basis dafür war sein Gittermodell von 1973. FHP fand breite Anwendung in der Simulation komplexer Flüssigkeiten und in industriellen Anwendungen. Am Anfang seiner Karriere untersuchte er die Langzeitschwänze der Korrelationsfunktionen und die Divergenz der Transportkoeffizienten bei zweidimensionalen Flüssigkeiten und entwickelte dabei einen Moden-Modenkopplungs-Zugang, der sich als entscheidend für das Studium dichter Gase erwies.[1] Im Fall schwacher Turbulenz arbeitete er das Phänomen der Kondensation nichtlinearer Wellen heraus, das er in klassisches Analogon zur Bose-Einstein-Kondensation sieht. Bei der Musterbildung schlug er eine Lösung zum Problem der Saffman-Taylor-Finger vor und dem Geschwindigkeits-Selektionsproblem beim Wachstum von kristallinen Dendriten in unterkühlten Schmelzen. Er sagte Wirbel-Kondensationskernbildung bei Überschallströmung um ein Hindernis vorher (Analyse der nichtlinearen Schrödingergleichung). Das wurde experimentell bei ultrakalten Atomgasen (Bose-Einstein-Kondensation) getestet. Außerdem befasste er sich mit nichtlinearen Deformationen in der Kontinuumsmechanik (zum Beispiel Singularitäten von „zusammengeknülltem“ Papier), dem Parkproblem, Zeitumkehrsymmetrie, Solitonen auf geneigten Ebenen, Zufallsnetzwerken von Automaten, Kapillarität, Benetzung und Beschreibung von Grenzflächen mit Phasenfeldern, Wirbelstatistik in zweidimensionaler Hydrodynamik. 1987 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences. 1981 erhielt er den Paul-Langevin-Preis, 2016 die Boltzmann-Medaille für seine wesentlichen Beiträge zur statistischen Physik von Nichtsgleichgewichts-Phänomenen und speziell für die Entwicklung des modernen Verständnisses der Hydrodynamik, Instabilitäten, Musterbildung und Chaos (Laudatio).[2] Für 2024 wurde Pomeau der Prix des trois physiciens zugesprochen. Schriften (Auswahl)
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Einzelnachweise
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