Wu wurde als Sohn eines kommunistischen Guerillakämpfers in Shaanxi geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, befand sich mit seiner Familie jedoch auch ständig auf der Flucht vor den Männern Chiang Kai-sheks. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 stieg Wus Vater in den kommunistischen Kader auf. Wu studierte an der Filmhochschule in Peking und wurde 1960 in die Dramenabteilung des 1958 gegründeten Filmstudios in Xi’an aufgenommen.[4] Er trat in Nebenrollen auf, bevor er sich der Regiearbeit zuwandte. Die Kulturrevolution unterbrach sein filmisches Schaffen, das er 1974 als Regieassistent von Cui Wei wieder aufnahm. Zwei Jahre später wurde er Assistent im Xi’an Studio (西安电影制片厂[5], heute Western Movie Group – 西部电影集团[6]) und schließlich 1983 Direktor des Filmstudios. In dieser Funktion holte er zahlreiche junge Regisseure teilweise direkt von der Filmakademie in die Xi’an Studios „und bot ihnen alle Freiheiten, ihre Ideen zu verwirklichen“.[4] Er wurde so zum Produzenten und Mentor von teilweise umstrittenen Regisseuren der „Fünften Generation“, wie Chen Kaige, Tian Zhuangzhuang und Zhang Yimou.
Mit seiner Kritik am Konfuzianismus und den Ideologien Maos und Dengs schuf sich Wu zahlreiche Feinde in China und wurde 1989 als „intellektueller Vordenker der Studentenproteste“[7] seiner Ämter enthoben. Wu, der zu dem Zeitpunkt einen Lehrauftrag an der Columbia University angenommen hatte, blieb 1989 in Amerika im Exil, wo er unter anderem in einer Videothek arbeitete.[8] Seine Tochter (吴妍妍, Wú Yányán) und Frau (穆淑兰, Mù Shūlán) folgten ihm 1992 bzw. 1993 ins Exil.
Im Jahr 1994 kehrte Wu nach China zurück und trat 1996 mit seinem Film Der König der Masken wieder öffentlich in Erscheinung.[2]
Filmografie (Auswahl)
Als Regisseur
1979: The Thrill of Life (Shēnghuó de chànyīn, 生活的颤音)
1984: Das Leben der Menschen (Rénshēng, 人生)
1984: Fluss ohne Bojen (Méiyǒu hángbiāo de héliú, 没有航标的河流)
Der Film Song of the Phoenix (百鳥朝鳳 / 百鸟朝凤, Bǎiniǎo cháo fèng) wurde bereits 2013 produziert, auf die Kinoleinwand in China kam es allerdings erst 2016.[9]
Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F4–F7.
Harry H. Kuosho: Celluloid China. Cinematic Encounters with Culture and Society. Southern Illinois University, Illinois 2002, ISBN 0-8093-2455-5, S. 233–247.
↑Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F4.
↑姜辰蓉 – Jiang, Chenrong (Xinhua): 著名導演吳天明去世 – Bekannter Regisseur Wu Tianming verstorben. In: apdnews.com. 4. März 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. März 2014; abgerufen am 29. Juni 2021 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
↑ abStefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F5.
↑Western Movie Group (西部電影集團 / 西部电影集团, Xībù diànyǐng jítuán, JyutpingSai1bou6 din6jing2 zaap1tyun4)
↑Stefan Kramer: Bodhisattva ist auch eine Frau: Wu Tianming. In: Lexikon des Internationalen Films, Band 1: A–G. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2002, S. F6.
↑Kevin Thomas: ‚Masks‘ Director Sees Changing Face of China. In: Los Angeles Times, 21. Mai 1999.
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die übliche Reihenfolge im Chinesischen. Wu ist hier somit der Familienname, Tianming ist der Vorname.