Dieser Artikel beschreibt den Germanisten Wolfgang Stammler; für den hessischen Landtagsabgeordneten und Juristen gleichen Namens siehe Wolfgang Stammler (Politiker).
Wolfgang Stammlers Vater war der deutsche Rechtsphilosoph Rudolf Stammler.
1908 promovierte er an der Universität Halle und wurde 1911 Oberlehrer an der Leibnizschule in Hannover. 1914 wurde er Privatdozent für deutsche Sprache und Literatur an der Technischen Hochschule Hannover. Am Ersten Weltkrieg nahm Stammler als Flieger teil.[1] Wolfgang Stammler war im Jahr 1918 Professor an der Landesuniversität Dorpat, von 1924 bis 1936 an der Universität Greifswald. Er war am 10. Mai 1933 an der Bücherverbrennung in Greifswald beteiligt.[2] Am 15. Oktober 1933 trat Stammler als Rottenführer in die Marine-SA ein.[3] Gegen Ende des Jahres 1936 wurde er zwangsweise in den Ruhestand geschickt. Utz Maas vertrat dazu die Annahme, er sei „politisch diszipliniert“ worden (1996).[4] Joachim Lerchenmüller und Gerd Simon (2009) widersprachen einer solchen Auffassung. Das sei „eindeutig falsch“. Die Erklärung liege vielmehr in der „hoffnungslose(n) Verschuldung aufgrund eines Suchtleidens“, in die unter anderen sein Doktorand Manfred Pechau als Kreditgeber einbezogen gewesen sei.[5] Im Zweiten Weltkrieg war er bei der Luftwaffe in der Presse- und Propagandaabteilung in Norwegen eingesetzt.[6]
Stammler lebte mit Eintritt in den Ruhestand als Privatgelehrter in Berlin, ab 1948 in Hösbach. Von 1951 bis 1957 war er Professor in Freiburg im Üechtland. Er publizierte vor allem zur Literatur des Mittelalters und der Neuzeit. Sein Fach sah er durch die Zeiten noch nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und von seinem Schweizer Lehrstuhl aus mit völkischem Zungenschlag als „Wissenschaft vom geistigen Leben des deutschen Volkes“.[7]
Er war Angehöriger der RSC-Corps Holsatia Berlin, Brunsviga, Marchia Greifswald (Ehren-AH), Franco-Guestphalia[8] sowie der SV Die Rodensteiner[9].
An der Universität Freiburg im Üechtland gab es von 1991 bis 2019 eine Wolfgang-Stammler-Gastprofessur; seither wird sie unter der Bezeichnung Gastprofessur für Germanistische Mediävistik fortgeführt[11][12].
mit Rudolf Hermann: Apostelgeschichte 27 in nautischer Beleuchtung und die ostdeutsche Bibelübersetzung des Mittelalters. Zu Luthers Lehre vom unfreien Willen, Berlin und Leipzig 1931.
mit Georg Wolff (Hrsg.): Rudolf Fitzek. Volk an der Grenze. Ein Drama deutscher Minderheit in drei Akten, Breslau 1933.
Alfred A. Schmid: Wolfgang Stammler. In: Walter Blank (Hrsg.): Naturanschauung im Mittelalter. Eröffnung der Wolfgang-Stammler-Gastprofessur für Germanische Philologie an der Universität Freiburg, Schweiz, am 29. Oktober 1991. Universitätsverlag, Freiburg/Schweiz 1994, S. 11–16, ISBN 3-7278-0959-0. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1931. Hannover 1931, S. 136.
↑Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutscher Sprachforscher, 1933–1945. Osnabrück 1996, S. 46.
↑Joachim Lerchenmüller/Gerd Simon unter Mitwirkung von Stefan Blanz/Petra Geiling/Horst Junginger/Susanne Kirst/Ulrich Schermaul/Florian Vogel: Im Vorfeld des Massenmords. Germanistik und Nachfächer im Zweiten Weltkrieg. Tübingen 2009, 4. Aufl., S. 93 f., siehe: Gerd Simon unter Mitwirkung von Ulrich Schermaul, Chronologie Stammler, Wolfgang, S. 2.