Geboren wurde Wladimir Stefanowitsch Litwinenko am 14. August 1955 in der Kolchose Nowoleninskoje, Region Krasnodar[3]. Sein Vater arbeitete dort als Schmied, die Mutter auf der Kolchose.[4] Nach anderen Angaben wurde er in Timaschewsk geboren[5]. Er absolvierte die achtjährige Schule im Dorf Bolschaja Chwoschtschewatka in der Oblast Woronesch. Das Abitur legte er an der Geologischen Technischen Schule von Nowotscherkassk ab.
Nach dem Wehrdienst in der Sowjetarmee zog er nach Leningrad, arbeitete als Aufseher im Wohnheim des Leningrader Bergbauinstituts (LBI), dann als Leiter der Wirtschaftsabteilung des LBI. 1977–1982 studierte er dort und schloss 1982 mit Auszeichnung an der Fakultät für geologische Forschung mit einem Abschluss in Technologie und Ausrüstung für die Erkundung von Mineralien ab.[6]
Karriere in Wissenschaft und Politik
Litwinenko blieb in der Graduiertenschule in der Abteilung "Technologie und Technologie von Bohrlöchern". Im Jahr 1982 machte er seinen Abschluss und arbeitete fortan in Erkundungsaufträgen.
Von 1984 bis 1986 war er Vize-Rektor für administrative und wirtschaftliche Arbeit des Leningrader Bergbauinstituts. Er arbeitete gleichzeitig als Lehrer. Zwischen 1986 und 1994 war er Vizerektor des Bergbauinstituts für wirtschaftliche und kommerzielle Außenwirtschaft.
1987 verteidigte er seine Dissertation und legte 1992 seine Doktorarbeit und Habilitation[Anmerkung 1] ab. Ab Juni 1994 (mit 39 Jahren) wurde er zum Rektor des Leningrader Bergbauinstituts gewählt. 2011, 2012 und 2016 wurde das Institut umbenannt, zuletzt in St. Petersburger Bergbau-Universität.
1996 beaufsichtigte er Wladimir Putins[Anmerkung 2]Dissertationsarbeit, zum Thema Strategische Planung der Reproduktion der Mineral- und Rohstoffbasis der Region unter den Bedingungen der Bildung von Marktbeziehungen, die angeblich eine Auftragsarbeit war.[Anmerkung 3] Nach Putins Promotion wurde er zum Rektor gewählt und dann erneut – im April 1999, Mai 2004, April 2009, April 2014. Er übt das Amt immer noch aus. Auch in dieser Zeit verteidigten einige prominente Politiker aus dem nahen Umfeld Putins ihre Dissertationen, z. B. Igor I. Setschin[Anmerkung 4], Wiktor A. Subkow[Anmerkung 5]. In beiden Fällen vermutet man ähnlich zweifelhafte Abläufe wie bei Putin.
2000, 2004 und 2012 war Litwinenko Putins politischer leitender Wahlkampfmanager. Am 11. Juni 2014 erhielt er die Ehrendoktorwürde der TU Bergakademie Freiberg, Sachsen, Deutschland.[7]
Oligarchenkarriere
Litwinenko besitzt 19,35 % der Aktien von PhosAgro, dem größten Düngemittelhersteller in Europa[Anmerkung 6]. Die firmeneigene arktische Phosphatmine gehörte einmal bis zu seiner Verhaftung überwiegend Michail Chodorkowski.[8] Sein Anteil ging quasi auf Litwinenko über.[8] Litwinenko behauptet, dass er 2004 für seine Beratungstätigkeit in Aktien bezahlt wurde und dass dies "keinen Gesetzen widersprach".[8]
PhosAgro wurde im Juli 2011 an der Londoner Börse (London Stock Exchange) gehandelt, und Litwinenko wurde als Vorsitzender unter den neuen Eigentümern aufgeführt.[8] Als Litwinenko nur 15 % hielt, waren seine Aktien etwa 260 Millionen US-Dollar wert.[2] Im April 2014 erwarb er weitere 4,9 % von Andrei Gurjew, der das Unternehmen kontrolliert, für 269 Millionen US-Dollar.[9]
Privatleben
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Ehefrau: Tatjana Petrowna Litwinenko, geb. Klowanitsch,* 1958.
Litwinenko hat eine 1983 geborene Tochter Olga.[10][11]. Im Mai 2010 kümmerten sich Vater Wladimir und seine Frau um Olgas Tochter Ester-Maria (* 2009) und weigerten sich dann, sie Olga zurückzugeben.[11] Olga hat dies als Entführung angesehen und ein Gerichtsverfahren eingeleitet, um ihre Tochter zurückzubekommen. Olga beschreibt ihren Vater als „den reichsten Rektor in Russland“ und einen „Russischen Oligarchen“.[10] Als Olga im Sommer 2011 aus Russland floh, meldete Wladimir der Polizei, Olga und ihr anderer Sohn Mikhail seien entführt worden. Das Vermögen seiner Tochter wurde eingefroren.[11] Laut Olga wurden alle Anwälte, die sie verteidigen, verhaftet und verurteilt.[12][13]
Anmerkungen
↑In der UdSSR und auch Russland entspricht das der Lehrbefähigung.
↑damals stellvertretender Kanzleileiter des Präsidenten Boris Jelzin
↑Litwinenko wurde auch kritisiert, weil er das Plagiat angeblich nicht entdeckt hatte. Nach Angaben der Tochter, Olga Litwinenko, habe sie ihren Vater beim Verfassen von Putins Doktorarbeit beobachtet.
Putin dissertation. ‘It All Boils Down to Plagiarism’ Inhalt (sinngemäß) Clifford Gaddy: "Herr Litwinenko, der direkt an der Dissertation beteiligt war, soll Putin angeblich bei der Auswahl des Themas geholfen haben und war mehr oder weniger der Berater der Dissertation. Er selbst ist Mitglied der höheren Akkreditierungskommission, die von der Regierung benannte Stelle, die über Normen der Graduierung, Dissertationen und Qualitätskontrolle für die Hochschulbildung in Russland wacht. Daher ist es besonders skandalös, dass er zumindest in diesem Fall von Schäbigkeit und Plagiat betroffen ist, möglicherweise etwas Schlimmeres, was der buchstäbliche Kauf wäre, entweder durch Geld oder durch Politik beeinflussen, einer Dissertation von jemandem, der die Arbeit nicht wirklich gemacht hat. Dieser zweite Punkt ist nicht klar. Ich habe keinen Beweis dafür. Alles, was ich habe, ist ein Beweis für das Plagiat.
↑Promoviert 1998, damals schon Freund und enger Vertrauter Putins. Jetzt Oligarch und Unternehmer.
↑Promoviert 1998, damals schon Freund und enger Vertrauter Putins. Jetzt Oligarch und Unternehmer, inzwischen Haftbefehl in der EU wegen Verbindungen zur russischen Mafia.
↑Größe gemessen an Mitarbeitern (2011: 24.512). Gemessen am Umsatz (2015: 3,23 Mrd. US-Dollar) liegt PhosAgro in Europa hinter Yara (Norwegen) und weltweit an achter Stelle
↑Литвиненко Владимир Стефанович // История создания и развития Санкт-Петербургского государственного горного института. Т. 1. СПб.: Медиа-маркет, 1998. C. 164. тираж 2000. (deutschWladimir Stefanowitsch Litwinenko: Geschichte der Gründung und Entwicklung der Bergbau-Universität Sankt Petersburg.)
Wladimir Litwinenko, Rektor der St. Petersburger Bergbauuniversität Vermögen im Jahr 2019: 900 Millionen US-Dollar, № 112 In der Rangliste der 200 reichsten Geschäftsleute Russlands 2019; Fakten: PhosAgro Capital: 19,35 %, Partner Andrei Guriev (№ 26), Igor Antoshin (№ 137). Im April 2017 kaufte er von Igor Antoshin einen Anteil von 4,8 % an PhosAgro für 14,9 Milliarden Rubel.