Der Sohn schottischer Eltern verbrachte seine frühe Kindheit in Ghana und ging im Alter von 9 bis 17 Jahren auf die Gordonstoun Privatschule in Moray/Schottland. Er verbrachte die Sommerferien regelmäßig in Afrika, unter anderem auch in Nigeria während des Biafrakrieges, der einen nachhaltigen Eindruck auf ihn machte, wie er Jahre später in einem Interview betonte.[1] Im Anschluss studierte er Französisch in Nizza, Philosophie und Englisch an der Universität Glasgow und am Jesus College in Oxford, wo er mit einer Arbeit über Shelley promoviert wurde.
Von 1980 bis 1983 arbeitete er als Dozent für zeitgenössische Literatur am St.-Hilda-College in Oxford. In dieser Zeit veröffentlichte er seinen ersten RomanA Good Man in Africa (1981), für den er 1983 vom Granta Magazine und dem Book Marketing Council zu einem der 20 besten jungen britischen Erzähler gewählt wurde. Seither hat Boyd viele Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen geschrieben, von denen einige der früheren das Leben britischer Diplomaten in Afrika oder die Schulzeit an einer Boarding School, die späteren dann hauptsächlich die Frage nach Identität in der modernen Gesellschaft zum Thema haben.
Er lebt mit seiner Frau Susan, einer Redakteurin der Zeitschrift Harper’s Bazaar, abwechselnd in London und im Bergerac, wo er sich auch als Winzer betätigt.
Solo: Ein James-Bond-Roman, dt. von Patricia Klobusiczky; Berlin Verlag, Berlin 2013. ISBN 978-3-8270-1158-9
2015 Sweet Caress
Die Fotografin, dt. von Patricia Klobusiczky und Ulrike Thiesmeyer; Berlin Verlag, Berlin 2015. ISBN 978-3-8270-1287-6
2017 The Dreams of Bethany Mellmoth (Erzählungen)
All die Wege, die wir nicht gegangen sind, dt. von Ulrike Thiesmeyer; Kampa Verlag, Zürich 2018. ISBN 978-3-311-21003-0 [Die englische Originalausgabe enthält neun Erzählungen, die deutschsprachige Ausgabe lediglich die titelgebende Erzählung.]
2018 Love is Blind
Blinde Liebe, dt. von Ulrike Thiesmeyer, Kampa Verlag, Zürich 2018, ISBN 978-3-311-10004-1
2020 Trio
Trio, dt. von Patricia Klobusiczky und Ulrike Thiesmeyer, Kampa Verlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-311-10072-0
Theaterstücke
2013 Longing (Adaption der Erzählungen Bei Bekannten und Mein Leben von Anton Tschechow – UA 28. Februar 2013, Hampstead Theatre, London; Regie: Nina Raine)
Ein neuer Sommer, dt. von Patricia Klobusiczky, Verlag Felix Bloch Erben
Drehbücher
1983 Good and Bad at Games, Fernsehfilm, England (Regie: Jack Gold)
1985 Dutch Girls, Fernsehfilm, England (Regie: Giles Foster, mit Colin Firth)
1988 Stars and Bars, USA, nach seinem Roman (Regie: Pat O’Connor, mit Daniel Day-Lewis)
1990 Mister Johnson, USA 1990 (Regie: Bruce Beresford, mit Pierce Brosnan)
1999 The Trench, Frankreich/England, ein Film über die Erste-Weltkriegs-Schlacht an der Somme; Boyd führte auch Regie (mit Daniel Craig)
2002 Armadillo, dreiteilige Fernsehserie, England/USA, nach seinem Roman (Regie: Howard Davies, mit Stephen Rea und James Frain)
2005 A Waste of Shame: The Mystery of Shakespeare and His Sonnets, Fernsehfilm, England (Regie: John McKay, mit Rupert Graves)
2010 Any Human Heart, vierteilige Fernsehserie, England, nach seinem Roman (Regie: Michael Samuels – dt. Any Human Heart – Eines Menschen Herz)
2012 Restless, zweiteilige Fernsehserie, England, nach seinem Roman (Regie: Edward Hall, mit Hayley Atwell und Charlotte Rampling – dt. Ruhelos)
Essays
2005 Bamboo
Nach Hause fliegen, dt. von Matthias Fienbork, Köln: 5Plus 2012 (enthält vier von 131 Essays)
Bambus. Essays, dt. von Matthias Fienbork, Berlin Verlag, Berlin 2014. ISBN 978-3-8270-1215-9 (enthält 27 von 131 Essays inklusive der vier aus Nach Hause fliegen)
1998 veröffentlichte Boyd die „Biografie“ Nat Tate. An American Artist: 1928–1960, die Gemälde und die tragische Lebensgeschichte des vermeintlich vergessenen New YorkerExpressionisten Nat Tate enthält, der allerdings nie existierte. Samt seinen Gemälden war er eine Erfindung Boyds. Zum Erscheinungstermin gab der eingeweihte David Bowie eine Party, auf der er Auszüge aus dem Buch vorlas. Eine ganze Reihe Prominenter meinte daraufhin, Tate gekannt zu haben. Die Enthüllung sorgte für einen Skandal.
Die Geschichte um Nat Tate ist kein Einzelfall in Boyds Werk. Er schuf eine regelrechte „Trilogie der Fälschungen“[3]:
1988 erschien mit dem Roman „Die neuen Bekenntnisse“ die fiktive Autobiographie des Filmregisseurs John James Todd, dessen Karriere noch in der Stummfilmzeit begann.
1998 folgte Nat Tate.
Abschließend erfand Boyd das Tagebuch des fiktiven Schriftstellers Logan Gonzago Mountstuart (1906–1991), das neben Begegnungen mit Pablo Picasso und Virginia Woolf auch Verknüpfungen mit Nat Tate schafft. Boyd wertete es 2002 literarisch aus in „Eines Menschen Herz“.