Bell spielte bereits als Teenager in verschiedenen Bands und schrieb Lieder, darunter das 1955 von The Del-Rios und The Bearcats veröffentlichte Alone on a Rainy Night. Ab 1957 wurde er schließlich Mitglied der Del-Rios. Wenig später arbeitete Bell als Autor für Stax Records und war maßgeblich an der Prägung des Stax/Volt-Sounds beteiligt.
Ende 1961 gab er mit You Don’t Miss Your Water sein Debüt als Solointerpret. Der archetypische Country-Soul-Song mit erotischem Subtext[1] wurde zum ersten Hit des Labels. Ein zweijähriger Militäreinsatz blockierte seine Karriere vorübergehend, woraufhin das DebütalbumThe Soul of a Bell erst 1967 produziert und veröffentlicht wurde. Darauf enthalten ist der erste Top-20-Hit in den Billboard R&B-Charts, Everybody Loves a Winner. Im selben Jahr hatte Albert King einen Hit mit dem von Bell und Booker T. Jones geschriebenen Born Under a Bad Sign.
Den nächsten R&B-Top-20-Hit hatte Bell 1968 mit A Tribute to a King, einem ergreifenden Abschied von Otis Redding. I Forgot to Be Your Lover schaffte im selben Jahr eine Top-10-Platzierung in der R&B-Hitliste. Außerdem erschienen in diesem Jahr zwei Duette mit Judy Clay, Private Number und My Baby Specializes. Private Number erreichte neben einer Top-20-Position in den R&B-Charts auch die Top 10 der UK-Charts. 1969 zog Bell nach Atlanta und gründete sein eigenes Label Peachtree. Es begann eine erfolglose Phase, die bis 1973 anhielt. Mit Lovin’ on Borrowed Time, das Platz 22 der R&B-Charts erreichte, hatte Bell 1973 seinen nächsten Hit. Der größte Erfolg des Sängers kam im Jahr 1976, als Tryin’ to Love Two die Spitzenposition der R&B- und Platz 10 der Popcharts erreichte. Die Single wurde mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
1985 gründete Bell ein weiteres Label, Wilbe Recording Corporation, und veröffentlichte das Album Passion. Darauf enthalten sind I Don’t Want to Wake Up (Feelin’ Guilty), ein Duett mit Janice Bulluck, das ein kleiner Hit in den R&B-Charts wurde, sowie Headline News, ein kleiner Erfolg im Vereinigten Königreich. Im Jahr 1987 wurde Bell in die Georgia Music Hall of Fame aufgenommen und gewann den R&B Pioneer Award der Rhythm & Blues Foundation. Es erschienen weiterhin Alben, On a Roll (1989) und Bedtime Stories (1992). Zwar trat Bell nach 1992 noch gelegentlich auf, pausierte aber in Bezug auf Studioarbeit. Deshalb erschien das nächste Studioalbum, A Portrait Is Forever, erst im Jahr 2000. Bis zur darauffolgenden Platte vergingen weitere sechs Jahre, in der Zwischenzeit gewann Bell den W. C. Handy Heritage Award und wurde 2004 in die Carolina Beach Music Hall of Fame aufgenommen. Das Album This Is Where I Live erschien 2016 bei dem wiederbelebten Stax-Label, enthält unter anderem eine Neuaufnahme von Born Under a Bad Sign und gewann einen Grammy als Bestes Americana-Album.
↑Paul McCartney: The Lyrics: 1956 to Present. W. W. Norton & Company, New York 2021; deutsch: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 541 (zu Oh Woman, Oh Why).