Stade war ein Sohn des Militär-Hautboisten und späteren Kaufmanns Wilhelm Carl Stade und seiner Ehefrau Dorothee Rosine geb. Thielen.[2][3] Er besuchte ab 1829 die Franckesche Lateinschule; von 1833 bis 1836 erhielt er eine Ausbildung in der Musikschule von Friedrich Schneider in Dessau.[4] Ende 1837 wurde er Musikdirektor der Bethmannschen Truppe, die zu der Zeit von seinem Vater unterstützt wurde.[5] Ende 1838 wurde er als Nachfolger von Heinrich Ernst Reichardt[6] Musikdirektor der akademischen Konzerte der Universität Jena.[7] Dort gründete er eine erfolgreiche Sing-Akademie[8] und erwarb sich mit der ganzen Breite seiner Tätigkeit hohe Anerkennung.[9] Mitte 1860 folgte er einem Ruf[10] als Hoforganist und Konzertmeister sowie Musiklehrer am Schullehrerseminar nach Altenburg;[11] zum Abschied erhielt er die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät Jena.[12] In Altenburg gründete er wiederum eine Singakademie,[13] und 1863 wurde er zum Hofkapellmeister befördert.[14] Nach dem Neubau des Altenburger Hoftheaters 1871 brachte er dort eine Reihe von Opern heraus.[15] Darunter litten jedoch seine sonstigen Aktivitäten;[16] nach der Einweihung des wiederaufgebauten Festsaals des Hofs im März 1874 zog er sich von der Opernleitung zurück und nahm besonders die Arbeit mit der Singakademie wieder auf.[17] Auch später lehnte er es ab, wieder als Operndirigent zu wirken.[18] Zwischen 1888 und 1893 zog er sich schrittweise von seinen zahlreichen Aktivitäten am Hof zurück.
Stade war ein hervorragender Organist, besonders stark in der Kunst des Phantasierens.[19] Auch war er ein Dirigent, der eine große Reihe vernachlässigter Werke älterer und neuer Zeit zu Ehren gebracht hat. Seine Kompositionen sind vielfältig und zahlreich; Kamprad gibt 267 Titel an – Lieder, Klavierwerke, Chorwerke, Orchesterwerke, Kammermusiken, Orgelwerke; dazu 33 Bearbeitungen. Nicht alle Werke sind gedruckt. Sehr geschätzt wurde seine Vertonung von Psalm CXXI anlässlich der Eheschließung von Marie von Sachsen-Altenburg 1869.[20] Bekannt sind besonders einige seiner Lieder, von denen Auf den Bergen die Burgen[21] von 1847 seinerzeit volkstümlich geworden ist. 1848 vertonte er nach Robert Blums Tod Hermann RollettsLied vom Robert Blum.[22]
Stade hatte eine langdauernde Arbeitsbeziehung zu Liszt; sie standen sich auch persönlich nahe.[23] Liszt spielte auf Einladung Stades öfters auf der Altenburger Schloßkirchenorgel und nutzte diese auch für die Erarbeitung seiner Komposition „Weinen, Klagen Sorgen, Zagen“.[24] Im Lauf seines langen Wirkens erhielt Stade zahlreiche Ordensauszeichnungen.[25] Die Wilhelm-Stade-Straße in Jena ist nach ihm benannt.
Stade verehelichte sich dreimal: am 7. Oktober 1839 mit der Sängerin Franziska Schmidt (* 25. April 1817; † 13. Februar 1867);[26] am 11. Januar 1869 mit der Sängerin Agnes Schnabel (* 31. Januar 1848; † 2. Februar 1870);[27] am 18. Juli 1873[28] mit der Sängerin Marie Chmelick[29] (* 25. September 1850; † 23. Januar 1931).[30] In den drei Ehen wurden acht Kinder geboren; drei von ihnen starben sehr früh. Stades erster Sohn Friedrich („Fritz“) Gustav Adolph Stade (* 28. Juli 1841; † 22. Januar 1891) war nach langem Studium (1859[31]–1869) am Leipziger Konservatorium der Musik als Cellist, Pianist und Organist in Danzig tätig, ab 1885 an der dortigen Kirche St. Johann.[32]
Literatur
[Julius] Daehne: Wilhelm Stade (mit Porträt). In: Musikalisches Wochenblatt 22. Jg., 1891, S. 350f., 357 (Porträt), 366f. und 378f.
W. G. Tauber: Dr. Friedrich Wilhelm Stade. Herzoglicher Hofkapellmeister zu Altenburg. Biographische Skizze. In: Neue Zeitschrift für Musik 36. Jg., 1899, S. 379‒382.
Karl Gabler: Dr. Wilhelm Stade. Ein Gedenkblatt zu seinem 25. Todestag am 24. März 1927. In: Jahrbuch der Vereinigung der Theaterfreunde für Altenburg und Umkreis e. V. 1927. S. 47‒51.
Klaus-Jürgen Kamprad: Friedrich Wilhelm Stade (1817–1902). Leben und Werk des Altenburger Hofkapellmeisters. E. Reinhold Verlag, Altenburg 2022, ISBN 978-3-95755-065-1. (S. 395–670: Werkverzeichnis; S. 687–697: Repertoire-Verzeichnis.)
↑Kamprad S. 381, Anm. 586: Sterberegister Altenburg.
↑Kamprad S. 16, Anm. 6: Kirchenbuch Halle-Neumarkt.
↑Es bestand keinerlei Verwandtschaftsbeziehung zu dem Organisten und Musikschriftsteller Friedrich („Fritz“) Stade (1844‒1928) in Leipzig.
↑Stade blieb zeitlebens in guter Verbindung mit Schneider; Schneider wurde Pate bei dem ersten Sohn Fritz (* 1841). (Kamprad S. 57 und 146f.)
↑Vgl. Schütz: Ueber das neue Theater in Halle. (Fortsetzung) In: Allgemeine Theater-Chronik. Organ für das Gesammtinteresse der deutschen Bühnen und ihrer Mitglieder. 7. Jg. 1838, S. 393f.
↑Nekrolog in Allgemeine musikalische Zeitung Band 40, 1838, Spalte 663f.
↑Personalverzeichnis der Universität Jena, WS 1838/39; Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 11. Januar 1839, S. 13; Allgemeine musikalische Zeitung 41. Jg. 1839, Spalte 208f.
↑Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 11. Januar 1842, S. 14; Allgemeine musikalische Zeitung 44. Jg. 1842, Spalte 422.
↑Daehne 1891, S. 350f.; Gabler 1927, S. 49f.; Kamprad S. 340.
↑Er erhielt dafür das Schwarzburgische Ehrenkreuz III. Klasse (Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 17. August 1869, S. 1597).
↑Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 16. Dezember 1848, S. 160; Text in Gedichte, Jena 1849, S. 347–349.
↑Liszt war Pate von Stades Sohn Carl Adolph Franz (* 15. September 1855 in Jena). Franz war 1892 Lehrer an der Leipziger Baugewerkschule und 1917 Baurat und Professor (vgl. Kamprad S. 72, 353f., 389), identisch mit dem Fachbuchautor Franz Stade (1855–1942).
↑beginnend mit dem Silbernen Verdienstkreuz des Sachsen-Ernestinischen Hausordens (Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 3. August 1865, S. 1241). Spätere Orden zusammengestellt im Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Altenburg 1902, S. 14; der letzte war das Ritterkreuz 1. Klasse vom Orden Albrechts des Bären (Musikalisches Wochenblatt vom 14. Februar 1895, S. 103).
↑Kamprad S. 56; Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 16. Februar 1867, S. 318.
↑Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 16. Januar 1869, S. 102, und vom 5. Februar 1870, S. 121.
↑Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 19. Juli 1873, S. 823.
↑Chmelick war eine Lieblingsschülerin von Friedrich Wieck (Kamprad S. 191–193).