Goerdt studierte in Münster Philosophie und Slawistik. Dort promovierte er 1960 und habilitierte sich 1968; er wird der Schule Joachim Ritters zugerechnet. Dann lehrte er Philosophie erst an der Ruhr-Universität Bochum, ab 1974 bis zur Emeritierung an der Universität Münster.
In Deutschland wurde die osteuropäische Philosophie außerhalb des Marxismus-Leninismus auf dem einzigen einschlägigen Lehrstuhl von Wilhelm Goerdt vertreten, der nicht nachbesetzt wurde: Seine Schüler Boris Groys (Wien) und Alexander Haardt (Bochum) betreiben zwar weiter russische Philosophiegeschichtsschreibung, aber im Rahmen breiterer Lehrverpflichtungen.
Schriften
Russische Philosophie: Grundlagen, Herder 1995 und 2002, ISBN 978-3-495-48076-2 (poln. Kraków 2012)
Russische Philosophie. Zugänge und Durchblicke, Texte, Alber 1984 und 1989
Vergöttlichung und Gesellschaft. Studien zur Philosophie von Ivan von Kireevskij, Harrassowitz, Wiesbaden 1968 [=Habilitationsschrift]
Die Sowjetphilosphie: Wendigkeit und Bestimmtheit. Dokumente, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1967
Die "allseitige universale Wendigkeit" (gibkost') in der Dialektik V. I. Lenins, Wiesbaden 1962 [=Dissertation 1960]
Literatur
Mariano Delgado u. a. (Hrsg.): Europa, Tausendjähriges Reich und Neue Welt: zwei Jahrtausende Geschichte und Utopie in der Rezeption des Danielbuches, Kohlhammer, Freiburg-Stuttgart 2003, ISBN 978-3-17-017875-5
Alexander Haardt, Nikolaj Plotnikov (Hrsg.): Das normative Menschenbild in der russischen Philosophie, Syneidos, Bd. 2, Lit, Münster u. a. 2011, ISBN 978-3-8258-1332-1
Eberhard Müller: Ivan v. Kireevskij und die deutsche Philosophie, in: Zeitschrift für Slawistik, 38 (1993) 3, S. 417–436