Wettringen (Münsterland)
Die Gemeinde Wettringen (plattdeutsch Wiätringen) liegt etwa 34 Kilometer nordwestlich von Münster und 30 Kilometer östlich von Enschede direkt an der niedersächsischen Landesgrenze. Nur etwa 25 Kilometer entfernt von der Grenze zu den Niederlanden liegt sie mit 8350 Einwohnern an der Steinfurter Aa. Die Entfernung von Wettringen zur größten Stadt im Kreis Steinfurt, Rheine, beträgt 12 Kilometer. GeografieGeografische LageDie Gemeinde Wettringen im Kreis Steinfurt liegt am nordwestlichen Rand von Nordrhein-Westfalen und grenzt an Niedersachsen. In Rothenberge ist die höchste Erhebung der Gemeinde. Im Ortsteil Bilk fließt die Steinfurter Aa in die Vechte. GemeindegliederungZur Gemeinde Wettringen gehören die folgenden Bauerschaften:
GeschichteDie erste urkundliche Erwähnung vom 7. Juni 838 beruht auf einer Schenkung der „Kirche zu Wateringas“ durch Kaiser Ludwig den Frommen an das Frauenstift Herford.[2] Wettringen ist damit eine der ältesten Gemeinden des Münsterlandes. Die Kirche wurde bereits um 800 von Karl dem Großen gegründet und war Urpfarrei für spätere Gotteshäuser in der Umgebung. Der alte romanische Kirchenbau wurde 1522 erweitert. Während der spanischen Einfälle im Achtzigjährigen Krieg wurde Wettringen 1590 mehrmals geplündert. Auch im November 1622, zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wird Wettringen Opfer von Plünderung und Brandschatzung. Der seit 1731 zwischen Münster und dem vorläufigen Endpunkt Clemenshafen fertiggestellte „Münsterische Kanal“ wurde 1771 bis Maxhafen verlängert und nach den jeweiligen Fürstbischöfen Max-Clemens-Kanal genannt. Die ursprüngliche geplante Verbindung über die Steinfurter Aa und die Vechte nach Zwolle kam zwar nie zustande, dennoch erlebte das auf Wettringer Gebiet gelegene Maxhafen einen regen Warenumschlag, an dem auch die örtlichen Fuhrleute ihren Anteil hatten. Von 1733 bis 1812 führte auch die Postverbindung über Gronau nach Zwolle unter Einbeziehung des Kanals über Maxhafen. Der Kanal wurde 1840 aufgegeben. Wettringen gehörte seit 1816 zum Kreis Steinfurt im Regierungsbezirk Münster. Von 1844 bis zur Aufhebung aller preußischen Einzelgemeindeämter im Jahre 1934 bildete die Gemeinde Wettringen ein eigenes Amt.[3] 1861 wurde die romanische Kirche abgerissen, und 1862/63 ist der Bau der neugotischen Kirche durch Emil von Manger abgeschlossen. Die Pfarrkirche St. Petronilla existiert heute noch. Am 10. Juni 1862 gründen in Wettringen Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst und 36 weitere Bauern den ersten Bauernverein, dem schnell weitere folgen.[4] Ein Findling vor dem Wettringer Rathaus erinnert an die Gründung. Hieraus wird am 30. November 1871 der Westfälische Bauernverein gegründet, dem Vorgängerverein des heutigen Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV).[5] Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Wettringen tiefe Spuren. Am 31. März 1945 rückten alliierte Panzer in Wettringen ein, und Ende desselben Jahres wurden über 1200 Vertriebene, vorwiegend aus Schlesien, in Wettringen aufgenommen. Ein Ehren- und Mahnmal erinnert heute noch an die Schrecken des Krieges. Das Mahnmal wurde 1957 eingeweiht und erinnert an die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Ein früheres Mahnmal von 1929 wurde aus verkehrstechnischen Gründen Anfang der 1950er-Jahre aufgegeben. Im Jahre 1998 wurde das Mahnmal durch eine Stele ergänzt, die an die Opfer des Holocaust erinnert. Eine weitere Ergänzung fand im November 2010 in Form einer Bronzetafel statt. Diese Tafel soll der Veränderung der Erinnerungskultur (weg von der Verehrung von Kriegshelden, hin zum Gedenken an die Opfer) seit der Erbauung des Mahnmals Rechnung tragen. PolitikGewinne und Verluste
GemeinderatDie Sitzverteilung im Rathaus nach der Kommunalwahl am 13. September 2020: BürgermeisterBürgermeister der Gemeinde ist Berthold Bültgerds. Er wurde im September 2015 mit 96,2 % der Stimmen gewählt und 2020 mit 95,7 % der Stimmen im Amt bestätigt.[7] Er löste damit Engelbert Rauen ab, der seit 1999 hauptamtlicher Chef im Rathaus war. WappenDie Blasonierung des Wettringer Wappens lautet wie folgt: „Geteilt durch einen roten Balken von Silber und Gold, ein roter Wolkenbalken, unten ein roter Schwan.“ Der Wolkenschnittbalken stellt hierbei das Zeichen der Edelherren von Wettringen dar, die damals ihren Stammsitz in Langenhorst hatten. Zusätzlich zu Langenhorst gehörten damals auch noch Borghorst, Burgsteinfurt, Metelen und Welbergen zum Pfarrbezirk Wettringen. Weiter stammt der rote Balken in der Mitte aus dem Schild des Herforder Stiftes, und der Schwan aus dem Wappen des Fürsten zu Bentheim und Steinfurt. Gemeindepartnerschaften
Kultur und SehenswürdigkeitenBauwerke
Naturdenkmäler7,5 Kilometer nördlich der Gemeinde liegt das Naherholungsgebiet der Haddorfer Seen. 3,5 Kilometer nordwestlich der Gemeinde liegt der Rothenberg, eine imposante 95 Meter hohe Erhebung des sonst flachen Umlandes. Parks
TourismusDie Gemeinde Wettringen liegt in der Radregion Münsterland an vielen, teils überregionalen Radrouten, wie z. B. der Vechtetalroute,[9] der RadBahn Münsterland,[10] der Aa-Vechte-Tour,[11] der ehemaligen Bahnstrecke Ochtrup–Rheine,[12] dem Jubiläumsweg.[13] und der 100-Schlösser-Route[14] An den Haddorfer Seen im Ortsteil Haddorf stehen Badesee, Minigolfanlage, Tretbootfahren, Segelclub, Wassersport, Angelsee und der moderne Campingplatz Haddorfer Seen (4-Sterne-Kategorie) zur Verfügung.[15][16] Das Heimathaus Ahlers ist mit seinen fast 500 Jahren das älteste Gebäude in der Gemeinde Wettringen und wird heute vom Verkehrsverein Wettringen als Begegnungsstätte und Tourismusinformation genutzt. SportNeben dem Schützenverein erfreuen sich die Sportvereine größter Beliebtheit, allen voran Vorwärts Wettringen, mit einem großen Angebot verschiedener Sportarten, die in den zwei Sporthallen, einer Gymnastikhalle, einem Sportstadion, einem Hallenbad und auf mehreren Tennis- und Fußballplätzen ausgeübt werden können. Besonders die Handballmannschaften sind auf überkreislicher Ebene sehr erfolgreich. Regelmäßige VeranstaltungenDie Tradition des Schützenwesens wird in Wettringen gerne gepflegt. So hat fast jede Ortschaft einen Schützenverein. In vielen Orten Westfalens sind verheiratete und nicht verheiratete Männer in einem Verein zusammengefasst. Dies geht auf einen Beschluss der preußischen Regierung von 1835 zurück. Die Regierung forderte damals von den lose existierenden Schützenbruderschaften, sich fester zu organisieren. Von den Junggesellenschützen forderte man einen Zusammenschluss mit den „Alten“. Dieser Forderung haben sich die Junggesellen in Wettringen jedoch widersetzt und stattdessen eine eigene Satzung festgelegt. So ergibt es sich zur Zeit, dass es in Wettringen den Verein „Junggesellenschützenverein von 1651“[17] sowie den Verein „Männerschützengilde von 1650“[18] gibt. Wirtschaft und InfrastrukturWirtschaftsstrukturSchwerpunkte sind das Baugewerbe, metall- und kunststoffverarbeitende Betriebe und innovative Betriebe im Energiebereich. In Wettringen gibt es ca. 700 angemeldete Gewerbebetriebe und rund 2400 Beschäftigte.[19][20] Das Gewerbe- und Industriegebiet ist flächendeckend mit einem Glasfasernetz erschlossen und befindet sich in einem fortlaufenden Wachstumsprozess.[21] Im Jahr 2019 wurden zusätzliche 50.000 m² Gewerbefläche erschlossen.[22] Unternehmen in Wettringen
Schulen
VerkehrStraßenverkehrWettringen ist über die mit der (Anschlussstelle Rheine-Nord, 17 km Entfernung) und mit der (Anschlussstelle Ochtrup, 12 km Entfernung) und (Anschlussstelle Münster-Nord, 33 km Entfernung) verbunden. FahrradverkehrWettringen ist an die Fernradwege Vechtetalroute, Radbahn-Münsterland, ehemalige Bahnstrecke Ochtrup–Rheine, dem Nordkurs der 100-Schlösser-Route und der Aa-Vechte-Route angeschlossen.[31] Im Fahrradklimatest des ADFC von 2020 und von 2022 erreichte Wettringen jeweils die beste Bewertung unter allen genannten Städten und Gemeinden in Deutschland.[32][33] BusverkehrDer Busverkehr wird von dem Busunternehmen Regionalverkehr Münsterland (RVM) durchgeführt. Es gibt folgende Linienverbindungen:
SchienenverkehrDer Haltepunkt Wettringen lag an der Bahnstrecke Ochtrup–Rheine. Die Bahnstrecke ist mittlerweile stillgelegt und auf der ehemaligen Trasse befindet sich nun ein Bahntrassenradweg, die RadBahn Münsterland. Über den 6 km entfernten Bahnhof Steinfurt-Burgsteinfurt und den 12 km entfernten Bahnhof Rheine bestehen Anschlüsse an das Schienennetz der DB Netz AG. SchiffsverkehrDer nächstgelegene Binnenhafen befindet sich in Rheine am Dortmund-Ems-Kanal. Er ist über die B 70 und die A 30 in 25 Minuten zu erreichen. LuftverkehrDer Flughafen Münster/Osnabrück liegt ca. 34 Kilometer entfernt. LandwirtschaftInsgesamt gibt es rund 110 landwirtschaftliche Betriebe. Sie betreiben überwiegend Viehzucht und Masttierhaltung. Größtenteils werden Gerste und Mais angebaut. Der Gesamtbestand der landwirtschaftlich genutzten Fläche beträgt rd. 4080 ha. Der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe beträgt rd. 45 %. BesonderheitenSeit dem 15. November 2007 hat Wettringen eine eigene Währung, mit der man in einigen Geschäften bezahlen kann, den „Herz-Taler“. Der Herz-Taler ist eins zu eins mit dem Euro und soll vor allem Gutscheine ablösen. Zudem wird so erreicht, dass die Menschen mehr in Wettringen einkaufen, da die Herz-Taler nur in Wettringen gültig sind. Wettringen war die erste Gemeinde im Kreis Steinfurt, die im Jahr 2013 flächendeckend im Ortskern und Gewerbegebiet mit einem Glasfaseranschluss ausgestattet wurde.[39] Persönlichkeiten
Literatur
WeblinksCommons: Wettringen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Wettringen (Münsterland) – Reiseführer
Einzelnachweise
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