Western (2017)

Film
Titel Western
Produktionsland Deutschland,
Bulgarien,
Österreich
Originalsprache Deutsch,
Bulgarisch,
Englisch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 120 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Valeska Grisebach
Drehbuch Valeska Grisebach
Produktion Jonas Dornbach,
Janine Jackowski,
Maren Ade,
Valeska Grisebach,
Michel Merkt,
Borislav Chouchkov,
Viktor Chouchkov jr.,
Bruno Wagner,
Antonin Svoboda
Kamera Bernhard Keller
Schnitt Bettina Böhler
Besetzung
  • Meinhard Neumann: Meinhard
  • Reinhardt Wetrek: Vincent
  • Syuleyman Alilov Letifov: Adrian
  • Veneta Fragnova: Veneta
  • Viara Borisova: Vyara
  • Kevin Bashev: Wanko
  • Aliosman Deliev: Mancho
  • Momchil Sinanov: Manchos Großvater
  • Robert Gawellek: Tommy
  • Jens Klein: Jens
  • Waldemar Zang: Boris
  • Detlef Schaich: Helmuth
  • Sascha Diener: Marcel
  • Enrico Mantei: Wolle
  • Gulzet Zyulfov: Gulzet

Western ist eine deutsch-bulgarisch-österreichische Koproduktion aus dem Jahr 2017. Die Premiere des unter der Regie von Valeska Grisebach entstandenen Spielfilmes war am 18. Mai 2017 in der Sektion Un Certain Regard der 70. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. In Deutschland wurde der Film am 29. Juni 2017 am Filmfest München gezeigt. Der Kinostart erfolgte in Deutschland am 24. August 2017, in der Schweiz am 7. September 2017 und in Österreich am 3. November 2017.[2][3]

Handlung

Eine Gruppe deutscher Bauarbeiter soll in einer abgelegenen Gegend an der bulgarisch-griechischen Grenze in der Nähe eines kleinen Dorfes ein Wasserkraftwerk errichten, für das ein Fluss umgeleitet werden muss. Ein EU-Infrastrukturprojekt, über das alle Bescheid wissen – außer den Einheimischen. Die Bauarbeiten sind nicht besonders gut vorbereitet und geraten deswegen bald ins Stocken. In der Folge kommt es daher zu intensiverem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung; beide Gruppen – deutsche Bauarbeiter und Einheimische – sprechen nur schlecht Englisch, man versucht sich durch Gesten zu verständigen.

Zunächst ist der Bautrupp dem Misstrauen der Einheimischen sowie ihren eigenen Vorurteilen ausgesetzt. Dazu trägt auch der Konflikt um den Eingriff in die regionale Ökologie bei, da in der Gegend das Wasser knapp ist und der Kraftwerksbau die Situation verschlimmert. Zwischen dem Bauleiter Vincent und seinem Mitarbeiter Meinhard entwickelt sich ein Zweikampf um die Anerkennung der Dorfgemeinschaft. Meinhard geht auf die Dorfgemeinschaft zu und kommt beim Dorfoberen Adrian, aber auch bei einigen Frauen gut an. Vincent befürchtet, dass ihm Meinhard die Vorherrschaft streitig machen könnte.

Produktion

Die Dreharbeiten fanden von Juli bis September 2015 statt, gedreht wurde in Bulgarien im zur Gemeinde Chadschidimowo gehörenden Dorf Petrelik im Oblast Blagoewgrad sowie in Deutschland. Unterstützt wurde der Film vom Medienboard Berlin-Brandenburg, der Mitteldeutschen Medienförderung, dem Deutschen Filmförderfonds, dem Bulgarian National Film Center und dem Österreichischen Filminstitut, beteiligt waren das ZDF und ARTE. Produziert wurde der Film von der deutschen Komplizen Film, Koproduzenten waren die bulgarischen Chouchkov Brothers sowie die österreichische coop99. Für das Szenenbild zeichnete Beatrice Schultz verantwortlich, für das Kostümbild Veronika Albert und für den Ton Uve Haußig.[4] Nach Mein Stern (2001) und Sehnsucht (2006) handelt es sich um den dritten Spielfilm von Valeska Grisebach.

Der Film wurde 2018 im Rahmen der Edition österreichischer Film von Hoanzl und dem Standard auf DVD veröffentlicht.[5]

Festivals (Auswahl)

Auszeichnungen und Nominierungen (Auswahl)

Rezeption

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Tomatometer) 96 %[12]
Metacritic (Metascore) 81/100[13]

Bert Rebhandl meinte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Meinhard Neumann […] oder der großartige Syuleyman Alilov Letifov […] sind das, was man missverständlich Laiendarsteller nennen würde. Sie spielen im Wesentlichen sich selbst, in einer körperlichen Präsenz, die all das in sich verschließt, was für das Begreifen einen gewissen Sinn verlangt, einen siebten Sinn, wenn man so will. […] Einen Sinn, der sich darauf verlässt, dass man die Menschen und die Dinge erreicht, wenn man sich nur Zeit nimmt. Dem Film sieht man in jeder Minute den langen Atem an, den sich die Produktion geleistet hat.“ Er urteilte: „‚Western‘ ist einer der besten – und schönsten – deutschen Filme seit langer Zeit, weil er sich an den Grenzen von Europa für die ganze Welt öffnet.“[14]

Hannah Pilarczyk schrieb auf Spiegel Online: „Bei ihr werden deutsche Bauarbeiter zu Cowboys am Rande von Europa: Nur sehr selten macht Valeska Grisebach Filme. Aber wenn, dann werden sie beglückend schön – so wie ihr neuester Western. […] Es mag sich nicht nach dem wohl schönsten deutschen Film des Jahres anhören, doch Western ist es.“[15]

Katja Nicodemus urteilte in der Zeit: „Dass man die existenzielle Einsamkeit dieser Männer genauso physisch zu spüren meint wie die drückende Hitze über dem Tal oder die Kälte der im Fluss gekühlten Bierdosen, liegt an der besonderen Ästhetik und Machart der Geschichte. Sie ist zugleich alltäglich, archaisch und mythisch: Eindrücklich komponierte Landschaftsbilder treffen auf eine präzise entwickelte Dramaturgie. Und die Spielfreude der allesamt nicht professionellen Darsteller verschmilzt mit der kunstvollen Künstlichkeit, die ein Film namens Western braucht.“[16]

Hanns-Georg Rodek bezeichnete den Film in der Tageszeitung Die Welt als „schönsten Männerfilm des Jahres“ und befand, dass er vieles zugleich sei: „ein zeitgenössischer Euro-Western, eine Erforschung von Maskulinität in unserer Zeit, eine Versuchsanordnung für das Aufeinandertreffen mit etwas Fremdem, ein Zusammenstoß der Kulturen im vereinten Europa.“[17]

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Western. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 170268/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Western. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 27. August 2017.
  3. Western bei IMDb
  4. Western. In: Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 27. August 2017.
  5. derStandard.at: Die STANDARD-Edition "Der österreichische Film" ist nun imposante 310 Stück stark. Artikel vom 12. Oktober 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  6. Ludwigshafener Preis geht an zwei Filme. Artikel vom 16. September 2017, abgerufen am 16. September 2017.
  7. "Western" gewinnt Günter Rohrbach-Filmpreis. Artikel vom 3. November 2017, abgerufen am 4. November 2017.
  8. Günter Rohrbach Filmpreis 2017 geht an "Western" (Memento vom 4. November 2017 im Internet Archive). Artikel vom 3. November 2017, abgerufen am 4. November 2017.
  9. "Western" mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet (Memento vom 20. Februar 2018 im Webarchiv archive.today). Abgerufen am 20. Februar 2018.
  10. Nominierungen für den Deutschen Regiepreis METROPOLIS 2018. Artikel vom 21. September 2018, abgerufen am 21. September 2018.
  11. Tromsø International Film Festival: The Aurora Prize. Abgerufen am 21. Mai 2019.
  12. Western. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 10. Oktober 2021 (englisch, 73 erfasste Kritiken).
  13. Western. In: Metacritic. Abgerufen am 20. November 2023 (englisch, 13 erfasste Kritiken).
  14. FAZ: Video-Filmkritik zu „Western“: Auf den Spuren der Steine. Artikel vom 23. August 2017, abgerufen am 27. August 2017.
  15. „Western“ von Valeska Grisebach: Wunderbare Grenzerfahrung. Artikel vom 25. August 2017, abgerufen am 27. August 2017.
  16. Mann, Arbeit, Sehnsucht. Artikel vom 23. August 2017, abgerufen am 31. August 2017.
  17. Ein „Western“ im Osten. Über Valeska Grisebachs neuen Film. Trailer&Kritik; - WELT. Artikel vom 25. August 2017, abgerufen am 27. August 2017.