Werner von der Schulenburg stammte aus dem Adelsgeschlecht von der Schulenburg. Sein Vater Hugo von der Schulenburg (1848–1930) war preußischer Hauptmann und Ehrenamtmann in Herford, seine Mutter war Klara Elisabeth geb. Richter (1858–1940).[2]
Er genoss die in seinen Kreisen standesübliche militärische Ausbildung im Kadettenkorps[3] und wurde zunächst Offizier. Er studierte Rechtswissenschaft in Straßburg, dann in München, Leipzig und Marburg. 1911 promovierte er zum Dr. jur. Danach studierte er Kunstgeschichte und schloss auch dieses Studium mit einer Promotion über Petrarca ab.[4]
Er veröffentlichte schon früh historisch-biographische Romane, zum Beispiel Malatesta (1911, über Sigismondo Malatesta).
1917 wurde er Gehilfe des Militärattachés in Bern und trug in dieser Funktion bei Erich Ludendorff und Paul von Hindenburg vor. 1919 siedelte er nach Italien über und schrieb ab November 1930 im faschistischen Jahrbuch Gerarchia, unter anderem über Adolf Hitler und die NSDAP. Im März 1933 stellte Edgar Julius Jung von der Schulenburg für die Öffentlichkeitsarbeit im Büro von Franz von Papen ein, wo er das Zustandekommen und die Weiterentwicklung des Viererpaktes beobachtete, und von Papen zu den Verhandlungen des Reichskonkordats nach Rom begleitete. Werner von Schulenburg gehörte Anfang der 40er-Jahre zu den bezahlten Agenten des Reichssicherheitshauptamtes (Amt VI) in Italien, mit einem eigenen Büro in Rom. Er lieferte von dort aus politisch oder militärisch relevante Informationen von in Italien lebenden Personen (einschließlich Mitarbeitern des Vatikans) an den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS.[5] Während des schrittweisen Zusammenbruchs der Achsenmächte wechselte er seinen Wohnort über Paris nach St. Moritz.
Seit 1919 wohnte von der Schulenburg in Italien, ab 1934 in der italienischsprachigen Schweiz auf dem Kastaniengut La Monda oberhalb von Auressio im Valle Onsernone. Er forschte zur italienischen Kulturgeschichte und übersetzte mehrere italienische Bühnenstücke, darunter das von Benito Mussolini und Giovacchino Forzano gemeinsam verfasste Schauspiel Villafranca (1932), ins Deutsche (1940, unter dem Titel Cavour).
1936 gehörte Schulenburgs Komödie Schwarzbrot und Kipfel zu den meistaufgeführten deutschen Komödien (in München, Stuttgart, Jena und Dessau). 1950 erschien sein erfolgreicher Roman Der König von Korfu über Matthias Johann Graf von der Schulenburg (1661–1747), den Verteidiger der damals venezianischen Insel Korfu gegen die Türken.
Sein Privatarchiv lagerte er in das Staatsarchiv Basel aus. Seit dem Sommer 1990 befindet es sich bei der Witwe Isa von Schulenburg.[6]
Werke (Auswahl)
Als Autor
Autobiografisches
Meine Kadetten-Erinnerungen 1892–1899. Ein Beitrag zur Lösung einer Zeitfrage. Steinicke, München 1919.
Biografien
Der junge Jacob Burckhardt. Biographie, Briefe und Zeitdokumente (1818-1852). 2. Auflage. Montana Verlag, Stuttgart 1926.
Johann Caspar Goethe. Vater eines Genies. Biographie (= Reihe Menschen & Menschenwerk). 1926.
2. Auflage: Goethe. Vater und Sohn (Görres-Bibliothek). Glock & Lutz, Nürnberg 1949.
Die zehn katholischen Novellen. Reissner, Dresden 1912.
Briefe vom Roccolo. Eine Tessiner Novelle (= Die kleinen Bücher der Arche, 262/263). Neuauflage. Verlag der Arche, Zürich 1962 (EA Zürich 1924, illustriert von Hanny Fries)
Könige. Novellen aus dem Riesengebirge (= Sammlung „Der Rosenstock“). Borgmeyer Verlag, Hildesheim 1925.
Das Mädchen mit den Schifferhosen. Eine Erzählung. Wolff, Flensburg 1951.
Essays
Eine Winterfahrt durch die Provence. Concordia, Berlin 1910 (illustriert von Léo Lelée).
Ein neues Porträt Petrarcas. Eine Studie über die Wechselwirkung zwischen Literatur und bildender Kunst zu Beginn der Renaissancezeit. Staempfli, Bern 1918 (auf Grundlage seiner Dissertation, Universität Fribourg 1915)
Dante und Deutschland. Europäisches Denken und die deutsche Kaiseridee im 14. und im 20. Jahrhundert. Eine Betrachtung. Guenther Verlag, Freiburg/B. 1921.
Zaungast der Weltgeschichte (= Skalden-Bücher Bd. 29). Schmidt & Spring, Leipzig 1936 (EA Berlin 1930)
Stundenbuch der Liebe. Ein Brevier für Liebende. Körner Verlag, Stuttgart 1947.
Lyrik
Deutsche Flamme. Balladen. Reissner, Dresden 1915.
(Auswahl; umfassendere Übersicht bei wernervonderschulenburg.com)
Alessandro Pavolini: Die Lichter des Dorfes, Novellen, 1940 (italienische Vorlage bzw. Originalausgabe unklar)
Benito Mussolini, Giovacchino Forzano: Cavour (Villafranca). Schauspiel in drei Akten. Übersetzung und Einführung von Werner von der Schulenburg. Hamburg 1940 (Villafranca, 1932)
Giuseppe Fanciulli: Marschall Balbo, 1943 (L’ eroica vita di Italo Balbo narrata ai giovani, Turin 1940)
Carlo Goldoni: Der Murrkopf. Komödie in 3 Akten. Unter Berücksichtigung der von Goldoni herausgegeben italienischen Fassung aus dem Französischen übersetzt von Werner von der Schulenburg, 1947
Literatur
Hans-Albrecht Koch: Schulenburg, Gebhard Werner von der. In: Olaf Klose, Eva Rudolph (Hrsg.): Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon, Bd. 4. Wachholtz, Neumünster 1976, S. 206–208.
www.wernervonderschulenburg.com – dem Dichter gewidmete Internetseite mit ausführlicher Biografie, Werkverzeichnis und Informationen zu Schulenburgs Beziehungen zum Widerstand (dt. und it.)