Nach dem Besuch der Städtischen Realschule in Bottrop sowie einer Lehre und Arbeit als Bauzeichner machte Streletz von 1971 bis 1973 ein publizistisches Volontariat. Von 1979 bis 1986 war er Kulturredakteur in der Marler Lokalredaktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) und, zusammen mit Norbert Kühne, Mitglied einer Autorengruppe, die Lesungen und literarische Events in der Region veranstaltete. Von 1985 bis 2013 war er Kulturredakteur bei der WAZ in Bochum. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und der Kogge. Literarische Arbeitsgebiete sind Lyrik, Prosa, Theater, Hörspiel und Film. Besonders thematisierte er das Ruhrgebiet. Dennoch sagte er von sich: Ich lebe hier und ich arbeite hier. Aber das Ruhrgebiet ist nur die Folie, vor der meine Geschichten spielen. Ich bin kein Ruhrpott-Poet, kein Herold des Reviers. Schriftsteller des Ruhrgebiets, das ist eine Bezeichnung, die nicht passt. (…) Ich habe auch keinerlei Lust, die Vergangenheit meiner Heimat zu verklären oder euphorisch neue Zeiten auszurufen. Wir sind eine Ansammlung ziemlich verstörter Leute – das will ich zeigen.[1]
Im Jahr 2008 wurde Streletz mit dem Literaturpreis Ruhr des Regionalverbands Ruhr ausgezeichnet. „Der Preis“, so sagte Streletz „war überfällig.“[1]
Werk
Streletz stellt in seinen Gedichten, Hörspielen und Büchern schräge und kaputte Typen dar, die an Figuren Samuel Becketts erinnern oder an die Helden antiker Tragödien.[2] In seinem letzten Roman Kiosk kaputt[3] wird das vor allem deutlich. Dass diese Menschen im Ruhrgebiet leben, sei – so Streletz – Zufall. Die innere Tragik, die vielen seiner Gestalten anhaftet, ist wiederum bitter, manchmal sogar kleinkriminell. Über die Sprache des Romans schreibt die Marler Zeitung:[4]Angenehm sparsam verwaltet Werner Streletz den großen Schatz der Ruhrgebietsidiome; seine Sprache ist präzise, auf die Essenz reduziert, kühl, fast dokumentarisch. Die Kritik sieht Streletz als Ruhrpott-Poet und somit offensichtlich anders als der Autor sich selbst. Auch die WAZ,[5] bei der er Jahrzehnte arbeitete, nannte Streletz anlässlich der Verleihung des Literaturpreises Ruhr 2008 – trotz seines Selbstverständnisses – die Stimme der Region. Doch Streletz wollte kein Lokalpoet sein.
In seinem Roman „Rückkehr eines Lokalreporters“ (2016) greift Streletz auf Inhalte seiner früheren beruflichen Tätigkeit zurück. Er arbeitete lange Zeit in der Lokalredaktion der WAZ in Marl. Streletz schildert in bewusst unterkühlter Sprache, wie sein Protagonist so lange in seinen Erinnerungen wühlt, bis sie für ihn unerträglich werden. Zu lesen ist hier die Chronik eines langsamen Zerfalls, von Werten, auch von alten Freundschaften.[6]Der Lokalreporter durchstreift seine alte Stadt mit verändertem Blick, nicht als atemloser rasender Reporter, sondern als grübelnder Zweifler und Zauderer.[7][8] In seinem Interview mit dem WDR (5. September 2016) werden die Probleme des Reporters einer Lokalredaktion sehr markant und klar geschildert.[9]
Werke
Bücher
Ausgeträumt. Mit Zeichnungen von Hans-Peter Ibrom, Bottrop 1977
Der ewige Säufer. Texte aus einem kaputten Kohlenpott. Bottrop 1977
Das erste Erwachen eines Elvis-Fans. Erzählung. Bottrop 1979
Das Pittermesser. Poetische Texte in der Alltagssprache des Reviers. Dortmund 1982 (Zahlreiche Neuauflagen)
Als Schnittwunden noch modern waren. Texte aus 10 Jahren über verspielte Nichtsnutze, streitsüchtige Schwächlinge und verträumte Thekenturner. Fixpunkt-Verlag, Marl 1984
Wenn ich dat vorher gewusst hätt'. Geschichten und Gedichte in der Alltagssprache des Reviers. Bochum 1987
Übber einen ausser Neemstraße. Poetische Text in der Alltagssprache des Reviers. Edition Wort und Bild, Bochum 1990
Muffe. Poetischer Text in der Alltagssprache des Reviers. Edition Wort und Bild, Bochum 1994
Eisenmann. Geschichten. Bochum 1996
Blues ausser Neemstraße. Poetische Texte in der Alltagssprache des Ruhrgebiets. Pomp Verlag, Bottrop 1999
Ruhestörende Stille. Poetische Texte mit Holzschnitten von Horst Dieter Gölzenleuchter, Edition Wort und Bild, Bochum 2002
Der Streletz-Block. Limitierte Sonderausgabe im Schuber zum 60. Geburtstag von Werner Streletz mit „Kiosk kaputt“, „Vermessen“ und „Pokalkampf“ Verlag Henselowsky Boschmann Bottrop 2008, ISBN 978-3-922750-90-1
Ein Dichter in der Familie – Eine Hommage für Tana Schanzara, uraufgeführt im Schauspielhaus Bochum 2005, Kinostart Anfang 2006; Pranke-Filmverleih Gelsenkirchen
Einzelnachweise
↑ abElke Jansen: Interview mit Werner Strelitz, in: Marler Zeitung, 14. November 2008